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Der Gauablick-Klettersteig im Rätikon Eine Höhlenkletterei im Bauch der Sulzfluh

Wer an Klettersteige denkt, hat meistens steile Aufschwünge, luftige Abbrüche und weite Ausblicke vor Augen. Doch in Vorarlberg gibt es einen besonderen Steig, bei dem man das Drahtseil nicht nur als Sicherung, sondern auch zur Wegfindung braucht. Denn der Klettersteig Gauablickhöhle führt mehrere hundert Meter durch eine stockfinstere Höhle.

Von: Thomas Reichart

Stand: 15.09.2023

Gauablick-Klettersteig: Blick vom Höhleneingang auf Zimba | Bild: BR/Thomas Reichart

Nach rund zwei Stunden Zustieg von der Lindauer Hütte legen wir auf einem Schotterplateau mit dem idyllischen Namen „Auf den Bänken“ die Klettergurte an und steigen los. Der erste Teil bis zum Eingang der Höhle hat nur moderate Schwierigkeiten. Spannend wird es dann im Mittelteil, der eigentlichen Höhle, die auch das Highlight des Klettersteigs Gauablickhöhle darstellt. Rund 350 Meter führt der Steig fast eben durch die finstere Höhle.

Zweiter Teil vom Klettersteig

Alex Klampfer aus dem Montafon ist nicht nur Bergführer, sondern auch staatlich geprüfter Höhlenführer und Höhlenretter. Er kennt die Höhlen im Rätikon und auch deren urzeitliche Bewohner: die Höhlenbären. Knochenreste dieser ausgestorbenen Tierart wurden in der Gauablickhöhle gefunden, berichtet Alex. Die Höhlenbären waren Pflanzenfresser und oft größer als heutige Bärenarten.

Nach der Höhle wird der Klettersteig etwas anspruchsvoller, er führt teilweise senkrecht nach oben und erreicht die Schwierigkeit C. Wem das noch nicht ausreicht, der kann vom Ausstieg noch knapp 400 Höhenmeter drauflegen und zum Gipfel der 2817 Meter hohen Sulzfluh aufsteigen. Dort auf der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz bietet sich ein grandioser Rundum-Blick: Schesaplana, Zimba, Piz Buin, Piz Bernina - namhafte Berge in allen Himmelsrichtungen.

Am Ausstieg des Klettersteigs Gauablickhöhle

Für den Abstieg bietet sich der Weg durch den sogenannten Rachen an. Hier ist nochmal Konzentration und Trittsicherheit gefordert. In den steilen Schotter- und Schneefeldern verliert man schnell an Höhe und erreicht wieder den Einstiegspunkt.

Nach dem Tag in Fels und Höhle bietet sich als Kontrastprogramm noch ein Abstecher in den Alpengarten der Lindauer Hütte an. Dieser wurde als alpiner Schaugarten mit eingeführten Pflanzen aus den Bergen der Welt angelegt, das Konzept dann aber zwischen 1982 und 1985 geändert, wie Klaus Harder, ehemaliger Hüttenwart der DAV-Sektion Lindau weiß: „Der Schwerpunkt wurde dann auf die heimischen Pflanzen gelegt, nur wenige Schaupflanzen durften bleiben.“

Stille Ecke im Garten im Hintergrund die Drusenfluh

Wer Glück hat und das Ehepaar Brigitte und Klaus Harder bei einem ihrer regelmäßigen Besuche auf der Lindauer Hütte trifft, kann sich einer abendlichen Führung anschließen. Seit über 15 Jahren kümmern sie sich um das alpine Kleinod und zeigen den Besuchern gern ihre blühenden Schätze. Doch auch ohne Führung ist der Garten einen Besuch wert.

Die Lindauer Hütte ist noch bis zum 7. Oktober geöffnet. Zu erreichen ist sie vom Wanderparkplatz Latschau aus durch das Gauertal, eine Strecke von ca, 7,5 Kilometern. Radfahren ist bis zur unteren Latschätzalpe erlaubt. Alternativ lassen sich mit der Golmerbahn einige Höhenmeter sparen.


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