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Interview // SXSW-Musikchef James Minor "Es war ein unglaubliches Jahr für Deutschland"

James Minor leitet ein Team von neun Bookern, die aus 9000 Bands 2200 für das SXSW ausgewählt haben. Warum er dieses Jahr asiatischen HipHop-Gruppen hinterher rennen musste und wie er die KYTES und Aloa Input findet, hat er uns im Interview verraten.

Von: Christoph Lindemann

Stand: 16.03.2016 | Archiv

Christoph Lindemann führt beim SXSW 2016 ein Interview mit Musikchef James Minor | Bild: BR

Der Fokus beim SXSW liegt traditionell auf den Bereichen Interactive, Film und natürlich Musik. Musikchef ist James Minor, er koordiniert seit fünf Jahren die Booker für das Festival und ist für die Bandauswahl verantwortlich. Wir haben mit ihm auf dem 30. South by Southwest-Festival gesprochen.

PULS: James, du koordinierst seit fünf Jahren die Booker für das SXSW und bist für die Bandauswahl verantwortlich. Wie werden die Bands denn ausgewählt?

James Minor: Wir haben keine Checkliste mit Bands, nach denen wir suchen. Aber bei den Künstlern, die wir einladen, haben wir das Gefühl, dass sie schon wirklich bereit für die SXSW sind und von dem Festival profitieren können. Denn um hier her zu kommen, muss man als Künstler auch etwas investieren. Also wollen wir, dass es sich auch für sie lohnt. Aber das ist natürlich nur ein Teil – es muss Kunst sein, an die wir glauben.

Warum sind dieses Jahr deutlich weniger große Namen bei SXSW? 2012 und 2013 waren ja noch Leute wie 50 Cent, Eminem, Prince und Bruce Springsteen hier …

Das geschieht ganz bewusst, wir wollen uns wirklich auf das Entdecken konzentrieren. Denn das ist es, was unsere Festivals ausmacht – egal, ob das Interactive, das Film- oder das Musik-Festival. Es geht darum Neues zu entdecken und Ideen zu teilen.

Auch ohne große Namen - Gibt es trotzdem Bands, die ihr unbedingt dabei haben möchtet?

Wir verfolgen niemanden. Aber eigentlich ist das eine absolute Lüge. Manchmal gibt es diese kleinen Bands, die wir wirklich gerne dabei haben möchten, und versuchen sie dann zu überzeugen. In diesem Jahr hatten wir tatsächlich einige asiatische Hip Hop Acts, die wir unbedingt kriegen wollten, weil wir sie super interessant finden. Einer war aus Japan, einer aus Korea. Wir hatten sie schon soweit, aber dann gab es Probleme mit dem Visum. Manchmal ist es also ein längerer Prozess. Hoffentlich bekommen wir es nächstes Jahr hin.

Habt ihr Quoten für bestimmte Genres? Wären dann auch deutsche Hip Hop Acts denkbar?

Nein, wir haben da keine Quote. Wenn sich im nächsten Jahr die besten Hip Hop Acts aus Deutschland bewerben, dann werden wir sie auch einladen. Wir setzen uns nicht hin und denken: Wir müssen so und so viele Electro-Acts oder Rockbands einladen. Es geht rein um die Qualität.

Ist dein persönlicher Geschmack auch entscheidend?

Mein persönlicher Geschmack ist unglaublich wichtig (lacht). Nein, im Ernst: Persönlicher Geschmack hat natürlich bis zu einem gewissen Grad einen Einfluss, aber wir versuchen so offen wie möglich zu sein. Es gibt auch einige Acts, von denen ich selbst nicht so überzeugt bin, aber dafür die anderen Programmplaner im Team.

Wie bewertest du die deutschen Bands generell?

Es war ein unglaubliches Jahr für Deutschland. Ich habe das Gefühl, dass die Agenturen, mit denen wir zusammenarbeiten, uns früher immer Bands angeboten haben, die amerikanische Acts kopieren wollten. Dann fehlte es ihnen natürlich an Individualität. das deutsche Büro, mit dem wir aktuell arbeiten, tut das nicht mehr. Wenn wir uns über die Künstler austauschen, hab ich das Gefühl, dass wir die gleichen Ansichten haben.

Und wie findest du unsere Bands KYTES und Aloa Input?

Die KYTES sind eine ganz gute Band, die auf jeden Fall kommerzielles Potential haben. Aloa Input finde ich super – und eigentlich kommt sowieso immer gutes Zeug von dem Label morr music. Als wir gesehen haben, wo die unter Vertrag stehen, mussten wir nicht mehr lange überlegen.


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