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Kunst // sdkaröe Kontrolle im Chaos

Sebastian Daschner aka sdkaröe hat in seiner Jugend Graffiti gemalt. Irgendwann wurden aus Buchstaben aber Diagonalen, aus gesprühten Tags abstrakte Kunst. Die sind schön anzuschauen und auch ohne Kunststudium zu verstehen.

Stand: 20.02.2013 | Archiv

Name: Sebastian "sdkaroe" Daschner

Wohnort: Pfaffenhofen an der Ilm

Alter: 32

Meine Art Bilder zu machen:

Schwierig ausgedrückt: Prozessorientiertes Schaffen mit den Grundkonstanten Fragmentierung – Abstrahierung – Rhythmisierung - Harmonisierung. In Handarbeit. Derzeit fokussiere ich mich in meiner Arbeit auf rein geometrische Abstraktion, das heißt, ich reduziere meinen Bildaufbau auf wenige simple geometrische Formen. Die bringe ich dann in einen komplexen Bildzusammenhang, kombiniere sie zum Beispiel auch mit Elementen aus der Umgebung, wie Fundholz. Dabei plane ich nichts vorweg, ein Bild entsteht bei mir spontan im Arbeitsprozess.. Letztendlich versuche ich, einen bestimmten Gleichgewichtszustand zu erreichen, der sich aus der Spannung der geraden Linien, dem Rhythmus der Formen und der Harmonie des gesamten Aufbaus ergibt. Also Kontrolle des Chaos könnte man sagen.

Zur Kunst bin ich gekommen...

…als Kind der 80er ganz klar über Graffiti. Mein Interesse am Malen war zwar immer schon groß, vom Malunterricht in der Schule war ich aber ziemlich gefrustet. Graffiti hat mir geholfen, das zu überwinden. Mir ging's wie vielen: Du siehst die ersten Bilder an Betonwänden und bist einfach hin und weg - für immer. Du fragst dich: Was soll das? Warum machen die das? Warum sieht das so geil aus? Dann probierst du es selbst aus, besprühst die ersten Wände mit Kollegen. Während meines Literaturwissenschaftsstudiums ist das Ganze dann ein wenig abgeflaut. Ich war zwar sporadisch immer mal wieder an einer Wand, aber eher um mit Freunden was zu machen, als der reinen Kunst wegen. Mit der Beschäftigung mit künstlerischen Diskursen der Moderne in meiner Magisterarbeit kam dann das Interesse an Graffiti zurück. Seitdem versuche ich, das abzuarbeiten und möglichst viel Theorie wieder zu vergessen. Man kann sagen, ich versuche diesen "missing link" zwischen Kunst und Graffiti zu finden.

Mein Pseudonym kam zustande…

K-A-R-Ö-E. Das waren und sind immer noch schöne Buchstaben, die sinnvoll für meinen Stil angeordnet sind. Zusammen ergaben sie für mich zwar eigentlich keinen Sinn und waren dann letztlich sogar gewollt unsinnig, aber "Karøe" ist seltsamerweise auch ein wichtiger Begriff in der urfinnischen Mystik.

Ich lasse mich inspirieren von…

…allem. Und: von natürlichen Prozessen, der Schönheit des Verfalls, der Schönheit der Natur, von Philosophie, Architektur, klassischer Moderne. Ganz wichtig ist für mich auch, über den aktuellen Diskurs in der Urban-Art-Szene Bescheid zu wissen. Damit meine ich nicht, dass ich mir beim Malen Künstler wie Boris Delta Tellegen, SatOne oder Dave Kinsey Eins zu Eins als Vorbild nehme, aber ich will ihre Arbeiten kennen. Manchmal, um mich davon abzugrenzen, aber manchmal auch um mich zu bestärken, in dem was ich mache.

Zum Malen brauche ich unbedingt…

…Ungestörtheit, da ich leicht ablenkbar bin. Und laute Musik, um den Flow aufrecht zu erhalten.

Wenn ich 500.000 Euro für ein Kunstwerk bekäme, würde ich…

…endlich in Ruhe und sorglos arbeiten können? Vermutlich erst mal eine große Lagerhalle mieten und mich der ausgiebigen Suche nach Material widmen. Und dann schau wir mal. Aber mal ehrlich: Wer würde mir das Geld geben? Außerdem finde ich 500.000 Euro ein unmoralisches Angebot für Kunst.

Warum Bayern, nicht Berlin?

Warum nicht Toskana? Warum nicht Neuseeland? Warum nicht Kanada? Warum nicht Patagonien? Warum nicht Nepal? Warum nur, verdammt. Klar wäre Berlin wahrscheinlich unglaublich interessant, mit unwahrscheinlich vielen verschiedenen Ansätzen und Strömungen und so weiter. Aber mir wäre das zuviel, es würde mich vom Arbeiten abhalten, weil ich mich darin verlieren würde. Außerdem sind in Berlin viel zu viel Menschen. Ich mag die ländliche Ruhe und zehn Minuten Fußweg vom Wald weg zu wohnen. Da wir im 21. Jahrhundert leben, kann ich mich ja mit Leuten auf der ganzen Welt austauschen. Und schließlich und endlich wohne ich genau zwischen München, Ingolstadt und Augsburg: also genug potentielle Urbanität vorhanden.


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