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Info Vince Staples kam zum Rappen, weil er dadurch dem Drogenstrudel und Gangs entkommen wollte. Jetzt landet er hoffentlich nicht im Drogenstrudel von Hollywood, denn "Home" (2018) befindet sich auf dem Spider-Verse-Soundtrack.

Instagram und Chemnitz Wo bleibt die Meinung der Influencer?

Die Timelines und Feeds waren in den letzten Tagen voll mit Postings zu Chemnitz. Fast jeder wollte noch seine eigene Meinung dazu loswerden. Auffällig still blieben aber die Influencer. Warum eigentlich?

Von: Julian Wenzel

Stand: 06.09.2018 | Archiv

Rechtsradikale Ausschreitungen in Chemnitz | Bild: Bayerischer Rundfunk 2018

Sie nehmen uns mit in ihr Bett, ihr Bad, ihren Kleiderschrank. Wir sind jeden Tag live dabei, wenn Influencer ihr Leben mit uns teilen. Doch in ihren Kopf lassen sie uns selten gucken. Wir wissen oft nicht, was sie beschäftigt, wie sie sich fühlen oder welche politische Meinung sie haben. Muss man vielleicht auch nicht. Doch es ist schon auffällig, wie schweigsam die sonst so meinungsbildenden Köpfe in der aktuellen Debatte um die Geschehnisse in Chemnitz sind. Das findet auch Toyah. Sie ist selbst Bloggerin und Influencerin, hat über 40 Tausend Follower auf Instagram und wünscht sich mehr politisches Engagement ihrer Kollegen.

"Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Influencer mal klarwerden, welche Reichweite sie haben und was für Leute das sind, die ihnen folgen. Das sind teilweise sehr junge Leute, die Influencer als ihre Idole sehen. Ich glaube, wenn man sich selber nie zu wichtigen Themen äußert, sondern immer nur schwammig bleibt, dann produziert das eine neue Generation von schwammigen Leuten - und wer will das denn haben?"

- Toyah alias @toyahgurl

Warum sich so wenige Influencer trauen den Mund aufzumachen

Man folgt Influencern in den seltensten Fällen wegen ihrer politischen Meinung. Eher wegen ihres Styles, ihres Humors oder einfach nur ihrer Attitüde. Vielleicht ist es also zu viel verlangt, von ihnen zu fordern, sich politisch zu positionieren. Das gleiche gilt wohl auch für Musiker, von denen auch oft verlangt wird, dass sie sich zu aktuellen Ereignissen äußern. Toyah ist der Meinung, dass das in der aktuellen Debatte um Chemnitz nicht gilt. Sie findet, jeder müsse sich klar positionieren. Aber die meisten schweigen aus einem ganz einfachen Grund:

"Sehr viele Influencer haben Angst um ihre Kooperationen. Jemand, der sich politisch äußert, kann für eine Marke gefährlich sein. Deswegen wollen Marken glatte Puppen haben, die einfach nur auf Oberflächlichkeiten getrimmt sind."

- Toyah alias @toyahgurl

Was passiert, wenn ein Influencer den Mund aufmacht

Erik ist da eine Ausnahme. Der Fashioninfluencer kommt aus der Nähe von Chemnitz und hat sich trotz - oder gerade wegen - seiner großen Reichweite zu den Vorfällen in seiner Heimat geäußert. In einer Instagram-Story teilte er seine Meinung mit den Followern. Erst hatte er Angst - doch seine Follower reagierten positiver, als er gedacht hatte.

"Ich habe tatsächlich keine einzige negative Nachricht bekommen, sondern eher Danksagungen, dass es gut ist, dass ich mich dazu äußere."

- Influencer Erik alias @erik

Erik findet sogar, dass man als Influencer eine Pflicht hat, seine Reichweite nicht nur für Werbung, sondern auch für politische Statements zu nutzen. Das sieht auch Toyah so und versucht ihre Kollegen wachzurütteln. Schließlich funktioniert das Geschäftsmodell "Influencer" auch deswegen so gut, weil sie eine Persönlichkeit haben und authentisch sind. Und wie authentisch sind Menschen ohne eigene Meinung?

Sendung: Filter, 05.09.2018 - ab 15.00 Uhr