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Info So unwiderstehlich einzigartig und wandlungsfähig wie die Wiener Wunderband Bilderbuch kommen wenig deutschsprachige Acts daher. Mal elektronischer R'n'B-Sound, mal gitarrenlastiger Tom Petty-Style. Hauptsache nie langweilig!

Musik & Umwelt Wie klimaschädlich ist Musikhören?

Über 21 Stunden Musik hören Menschen in Deutschland pro Woche im Schnitt. Das ist nicht nur cool, das hat auch Auswirkungen aufs Klima. Aber ist Streaming wirklich besser als der Griff zur LP oder CD? Ein Überblick.

Von: Robin Köhler

Stand: 05.04.2019 | Archiv

Grafik: Drei Fässer mit schädlichem Inhalt, jeweils mit Logo von Musiknoten | Bild: BR

Endlich kein CD-Schrott mehr! Jedes Jahr hören mehr Menschen ihre Songs nur noch digital und produzieren damit weniger Müll. Denn auch das absolute Lieblingsalbum läuft irgendwann nicht mehr sauber und wandert in die Tonne. Aber sind das gute Nachrichten für die Umwelt? Das lässt sich pauschal nicht beantworten, deshalb sagen wir euch, welche Vor- und Nachteile Streaming, Schallplatten und CDs haben und worauf wir beim Musikhören achten können.

Musik-Streaming

Leider kann man nicht einfach sagen, dass mit Streaming alles besser wird. Zwar fällt mit Abstand am wenigsten Müll an, dafür steigt aber der Energieverbrauch. Beim Streamen betreiben wir ja nicht nur ein Smartphone und vielleicht eine angeschlossene Bluetooth-Box, sondern im Hintergrund laufen auch die Server von Spotify, Apple Music und Co. „Gerade große Rechenzentren haben einen immensen Stromverbrauch und hier ist natürlich die zentrale Frage, aus welchen Quellen dieser Strom kommt“, sagt Niklas Schinerl, Energieexperte von Greenpeace.

Tatsächlich gibt es dabei große Unterschiede, wie ein Greenpeace-Report von 2017 zeigt: Während Apple mit 83 Prozent Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien ist, kommt Google nur auf 56 Prozent. Das ist auch deshalb interessant, weil die Musik von Spotify auf Google-Servern lagert. Netflix hingegen bunkert seine Daten auf Amazon-Servern – ein Unternehmen, das noch schlechter abschneidet: Über die Hälfte des Stroms bezieht Amazon noch aus schmutziger Kohle- und Atomenergie.

Wer also ökologisch streamen will, kann durchaus mal auf die Energiequellen der großen Firmen schauen. Kleiner Tipp: Musikhören verbraucht deutlich weniger Strom als Serien bingen bei Netflix.

Schallplatten

Die klassische LP lebt länger als viele glaubten und konnte in den vergangenen Jahren ihre Absätze wieder steigern. Trotzdem sorgte bei allem „Vinyl-Hype“ die Schallplatte nur für 4,6 Prozent der Umsätze im Musikgeschäft im Jahr 2017. Umwelttechnisch genießt die Schallplatte keinen guten Ruf, denn Vinyl ist letztlich nichts anders als Polyvinylchlorid, oder kurz: PVC. Der Kunststoff auf Erdölbasis kann zwar recycelt werden, in der Realität passiert das aber eher selten. „Aussortierte Vinyl-Platten landen in der Regel im Restmüll“, sagt Michael Jedelhauser vom Deutschen Naturschutzbund. Von dort geht es für die Schallplatten dann meistens in Verbrennungsanlagen. Selbst Wertstoffhöfe wählen oft diese Methode, weil sich ein Recycling bei den geringen Vinyl-Mengen nicht lohnt.

Zwar gibt es inzwischen Alternativen aus Bio-Kunststoffen, diese werden jedoch in der Regel nicht zur Produktion von Schallplatten verwendet. „Die Branche ist momentan vor allem im Bereich Verpackungen aktiv. Der Markt der Schallplatten ist im Vergleich dazu viel zu klein“, sagt Jedelhauser. Zumal sich dann wie beim Bio-Diesel die Frage stellt, warum mit unseren Feldern keine Nahrungsmittel, sondern andere Produkte wie Schallplatten produzieren.

Klare Ansage an alle Plattenliebhaber: Gerade alte LPs könnt ihr gerne mit gutem Gewissen weiter hören, denn hier ist der Produktionsaufwand bereits aufgebracht. Vor der Entsorgung lohnt es sich dann zu schauen, ob nicht doch jemand noch Lust auf die Platten hat, egal ob Freunde oder Abnehmer auf dem Flohmarkt.

CDs

Die Compact Discs als klassische Musikalben machen mit 45,4 Prozent immer noch den größten Umsatzanteil im Musikverkauf aus. Wie die LPs besteht auch die kleinere Scheibe aus einem Kunststoff, in diesem Fall Polycarbonat. „Hinzu kommt da auch noch eine Aluminiumbeschichtung und ein Lack, mit dem die CD überzogen wird. Also auch hier haben wir Ressourceneinsatz von endlichen Rohstoffen“, sagt Michael Jedelhauser.

Im Gegensatz zur Schallplatte wird die CD noch häufiger recycelt, allerdings landet auch hier das allermeiste im Restmüll. Dabei gibt es Firmen, die sich auf CD-Recycling spezialisiert haben und alte Alben und Singles annehmen. Das Umweltbundesamt hat einige davon auf seiner Internetseite aufgelistet. Leider ist die Verbreitung der Annahmestellen nicht so groß, dass man diese bedenkenlos empfehlen kann, sagt Jedelhauser: „Wenn es in der näheren Umgebung kein Rücknahmeunternehmen gibt, stellt sich wieder die Frage vom Transport und dann kann es sein, dass die Verbrennung sogar die ökologischere Variante ist.“

Am besten, ihr schaut auf die Entsorgungsempfehlungen von euren lokalen Abfallunternehmen. Die haben meistens die besten Hinweise, wie ihr Schallplatten oder CDs loswerdet. Aber wie gesagt: Verschenken oder Weiterverkaufen ist immer die beste Lösung.

Und was ist jetzt am besten für die Umwelt?

Die Frage nach der besten Ökobilanz lässt sich leider nicht so einfach beantworten. Ein entscheidender Punkt ist aber in jedem Fall die Nutzungsdauer. „Wie ökologisch viele Produkte abschneiden hängt letztlich davon ab, wie intensiv die Geräte oder Medien benutzt werden“, sagt Michael Jedelhauser. So ist das letztlich auch bei der Musik: Wer Musik entdecken will oder Playlists über Spotify und Co. hören will, ist bei den Streaming-Services besser aufgehoben. Wenn das Lieblingsalbum aber jede Woche rauf und runter läuft, kann man gerne mal wieder in den Platten- oder CD-Laden gehen.

Sendung: PULS vom 05.04.2019 ab 15 Uhr