PULS Lesereihe 2019 Nächster Halt: Nürnberg

Mit der U-Bahn zum Tagessieg: Hanna Quitterer löst das Ticket zum Lesereihe-Finale! Außerdem mit dabei sind Geschichten über Depressionen, zerrüttete Lebensläufe - und ein großartiges Publikum in Nürnberg.

Von: Dominic Holzer & Nina Lenz

Stand: 08.02.2019 | Archiv

"Habt ihr keine anderen Probleme?" lautet bekanntlich das Motto der PULS Lesereihe in diesem Jahr - und eines hatten wir erst mal selbst: Unsere angestammte Location in Nürnberg, das Zentralcafé K4, gibt es so nicht mehr. War also eine echte Premiere im Z-Bau, wo ihr uns, unsere Autorinnen und den BBOU so herzlich empfangen habt, wie wir es uns schöner nicht hätten wünschen können!

Es wartet schon auf mich

Einen Text vor Publikum lesen, für unsere erste Autorin des Abends war das nichts Neues: Nina Lotta aus Bayreuth hat immerhin schon mal den Vorlesewettbewerb in der sechsten Klasse gewonnen. Goldmedaille! Diesmal war’s allerdings eine selbst verfasste Geschichte und noch dazu eine sehr persönliche: Darin geht es offen und schonungslos um ein gewisses "Es", das die Protagonistin in ihrem Alltag verfolgt und nicht mehr loslassen will. Sich hinter der Kunst verstecken ist einfach nicht ihr, sagt sie. Dafür gab’s viel Applaus und Menschen im Publikum, die sich wiedererkannt haben.

Die beste aller möglichen Welten

Aus Bamberg angereist in den Z-Bau ist Ramona Löffler: Dort ist sie Lehrerin auf einer besonderen Schule für Jugendliche, die ihren Weg in die Arbeitswelt der Erwachsenen finden müssen. Und davon handelt auch ihr Text "Momentaufnahme", der mit dem berühmten Leibniz-Zitat ("wir leben in der besten aller möglichen Welten") beginnt und endet. Dazwischen erzählt Ramona sehr liebevoll von den schwierigen Biographien ihrer Schüler, auf deren Weg ins Leben sie vielleicht ein bisschen mit schönen Worten nachhelfen kann. Die müssen dafür noch nicht mal richtig buchstabiert sein.

Endlich mal das Richtige sagen

Wie fühlt sich das eigentlich an: Vollbesetzter U-Bahnwaggon, hundert persönliche Geschichten auf wenigen Quadratmetern in voller Fahrt? Dreien davon gibt Hanna Quitterer in ihrer Geschichte "Dazwischen" eine Stimme, indem sie elegant verwoben erzählt, was zwischen den Haltestellen jeden Tag so passiert: Armut, Kälte, Trennungsschmerz, auch das schlimme Gefühl 14 zu sein und irgendwie nie das Richtige zur rechten Zeit sagen zu können. Die geborene Nürnbergerin holt damit das Publikum im Z-Bau am meisten ab und löst das sprichwörtliche Ticket ins Lesereihe-Finale 2019 in München.

Ein ganz besonderer Trip

Für den Michl alias BBOU war’s in zweierlei Hinsicht ein spezieller Abend: Weder hat er bisher in seiner Laufbahn vor einem Sitzpublikum gerappt, noch hat er je einen selbst verfassten Prosatext vor Menschen vorgelesen. Und was für einen: Die großen Probleme des Lebens, des Universums und des ganzen Rests packt der BBOU darin verbal beim Schlawittl und schüttelt das Publikum im Z-Bau einmal ordentlich durch. Und dabei trägt standesgemäß ein LSD-farbenes Unterhemd, so isser nun mal.

Sendung: Hochfahren am 08.02.2019 - ab 07:00 Uhr