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Vorgestellt // Lower Dens Anti-Pop aus der Tiefe

Schwarze Sonnenbrillen im Halbdunkel: Wer Lower Dens den Hipster-Stempel aufdrückt, irrt gewaltig. Anders als bei modegeilen Schnöseln aus der Großstadt ist die Verweigerungshaltung der Band aus Baltimore mehr als Spleen.

Von: Florian Kreier

Stand: 08.10.2012 | Archiv

Sie kratzen nicht an Oberflächen, Lower Dens nehmen dich mit in die Tiefe, in den Keller der Popmusik. Dort irrst du Geräuschen hinterher: Nuscheln, quietschenden Gitarren, Erbeben aus rumpelndem Schlagzeug und wabernden Bässen. Nur langsam entsteht ein klares Bild: Im Halbdunklen erscheinen vier D.I.Y.-Hippies und shoegazen in die Unendlichkeit. Blitzlichtscheu umkreisen Lower Dens wunderschöne Melodien, aber zerstören sie, bevor es gemütlich wird.

Ihre Songtexte stürzen dich in die Abgründe des modernen Lebens. Aber trotz aller Schroffheit will man ihre Songs immer wieder hören, könnte ewig in Paralleluniversen abtauchen. Nicht nur damit erinnern die vier aus Baltimore an Velvet Underground, auch mit ihrem Faible für schwarze Sonnenbrillen. Aber die tragen sie nicht, weil's hip ist, sondern weil sie ihre Augenringe verstecken.

"Als Indie-Band würde ich uns nur bezeichnen, wenn mir jemand eine Knarre an den Kopf hält", erzählt Sängerin Jana Hunter. Mit weichgespültem Indie-Rock und topgestylten Bandmitgliedern haben Lower Dens nix zu tun. Sie grinsen nicht in Kameras, schlafen nicht in Hotels und touren nicht im Luxusliner, auch wenn sie mit ihrem aktuellen Album "Nootropics" 200 Konzerte im Jahr spielen. In Interviews wirken sie angespannt, gereizt, aber vielleicht komponieren sie deshalb so wundervoll-stacheligen Anti-Pop, der sich mit jeder Faser dem Popbusiness verweigert. Genau damit entlarven sie sich zwar als prototypische Popband. Aber das hat schon lange niemand mehr auf so glaubhafte und charmante Weise getan.


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