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Dr. Nikolai Okunew Heavy Metal als Abweichung vom emotionalen Regime der DDR

Die DDR der 1980-Jahre bediente sich der Musik, um etwa die Jugend zur Liebe zum sozialistischen Vaterland zu erziehen. Doch zeitgleich war im Volk die West-Musik beliebt, vor allem Heavy Metal. Dieser ermöglichte den Ausdruck von Emotionen, vor allem Aggression und rauschhafte Freude. Welche Rolle Heavy Metal in der ehemaligen DDR spielte, das erläutert Dr. Nikolai Okunew.

Stand: 31.01.2022

Politische Regime sind immer auch emotionale Regime. Durch Musik versuchen vor allem Diktaturen bestimmte Emotionen zu verhindern oder zu fördern. Das galt auch für die DDR der 1980er Jahre, in der die Jugend durch Musik zur Liebe zum sozialistischen Vaterland und zum Optimismus erzogen werden sollte. Blaupausen für andere, häufig kollektiv aufgeführte, Emotionen stellte in den 1980er Jahren die westliche Pop-Musik bereit. Darunter nicht zuletzt der in der DDR sehr beliebte Heavy Metal. Dieser ermöglichte den Ausdruck von Emotionen, die zwischen Rügen und Rennsteig nur ungern gesehen waren: theatralische Aggression, erdrückende Niedergeschlagenheit und rauschhafte Freude. Das alles wurde körperlich durch wildes Heabangen, Pogo-Tanzen oder lautes Schreien ausgedrückt. Diese Praktiken verwirrten und verstörten Volkspolizei und Stasi, die häufig von tanzenden in Trance-Zuständen berichteten. Im öffentlichen Raum sollte sich Heavy Metal gediegen abspielen, was dem Ziel eines Heavy-Metal-Konzertes Affekte auszulösen zuwiderlief. Der Konflikt zwischen dem politischen Regime der DDR und Heavy Metal lag also eher auf dieser emotionalen Ebene als in den Texten und Klängen.

Vita:

  • seit 15.11.2020: Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Abt. III im BMBF-Verbundprojekt "Das mediale Erbe der DDR"
  • Oktober 2020: Erfolgreiche Verteidigung der Dissertation Red Metal: Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR (summa cum laude)
  • seit Juli 2020: Assoziierter Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in Abteilung III (Betreuer: Prof. Dr. Frank Bösch)
  • Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Operative Psychologie“ an der Sigmund-Freud-PrivatUniversität
  • 2016 - 31.10.2019: Assoziierter Doktorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in Abteilung III (Betreuer: Prof. Dr. Frank Bösch)
  • 2008 bis 2015: Studium der Geschichts- und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2007 bis 2008: Zivilersatzdienst in Brest (Frankreich)
  • 2007: Hochschulreife an der John-Lennon-Oberschule Berlin
  • 1987: Geboren in Berlin-Mitte

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