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Neue Rubrik "Fei Fränggisch" "Boddschamber" – der Nachttopf

In Franken hat man sich früher auf einen "Boddschamber" gesetzt. Auf einen Nachttopf also. Wie es zu diesem Dialektwort kam? Das erklärt David Saam in unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch".

Stand: 17.05.2023

Boddschamberla – glingd süß, gell? Obbä wemmer mol genau hinhörd, donn verbirgd si dahinder a gewöhnlicher Brunzhoofn oddä a Brunzkachel, wie mer mancherords sochd. Doderbai fließd im Boddschamber ned bloß gelba Brüh, sondern blaues Blud.

Pot de chambre – der Topf des Schlafzimmers

Ein Illustration eines "Pot de Chambre" von 1908.

Im 18. und 19. Jh. war's Mode unter den Adligen hierzulande, Französisch zu sprechen. Und so hat der Nachttopf den äußerst vornehm tönenden Namen Pot de chambre verliehen bekommen, "Topf des Schlafzimmers". Das kleine Urinal unterm Bett oder im Nachtschrank wor aa für Normoolsterbliche immer wieder mal Rettung in nächtlicher Sekunde. Schließlich woäs a weider Weech naus vom Haus zum Abort (mim berühmten Abordddeggl).

Küchengeschirr oder a Blummadobbf – fürdie einfachn Leud

Wer sich keinen industriell geferdichdn deuren Dobbf hodd leisdn wolln oddä könna, hodd einfach a Gefäß umfungzionierd, des in seim ersten Leben als Küchengeschirr gschmagglich vermudlich deudlich besser dron woä. Aa manch Blummadobbf hodd sich umgewöhna müssn, wos do blözzlich alles Gudes vo oben kumma is.

Die Bezeichnung "Pisspott" mag zwar funktional nah dran am Geschehen sein, klingt aber doch wenig vornehm. Dabei homm sich die einfachn Leud in Franken und anderen süddeutschen Gegenden doch villeichd sehr königlich auf ihrem Nachtthron gfühld. Deswegen hodd mer sich fortan, aa mid unadligem Po, auf einen Pot de chambre – bzw. an Boddschamber gsedzd.

"Fei Fränggisch" – unsere neue Rubrik

Des mit dem fränkischen Dialekt ist ja nicht so ganz einfach - also nicht falsch verstehen! Nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Bayern ist das möglich. Das liegt an der Dialektvielfalt: "das Bayerische" oder "das Fränkische" gibt es ja gar nicht – stattdessen ostfränkisch, mainfränkisch, nord-, mittel- oder südbairisch oder das Schwäbische. Holla! In unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch" erklärt unser Autor David Saam in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektworte.


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