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Daytime-Clubbing Warum tagsüber feiern gehen so beliebt ist

Tanzen gehen? Dafür muss es dunkel und spät sein ... oder? Warum immer mehr Clubs Daytime-Parties anbieten, bei denen tagsüber getanzt werden kann – und was daran inklusiver ist.

Von: Sandra Limoncini

Stand: 02.04.2024

Eine Frau tanzt auf der Straße. Sie geht neben einem Wagen her und hebt den linken Arm in die Luft.  | Bild: picture alliance / SZ Photo | Stephan Rumpf

Im Münchner Blitz ist in der Regel vor Mitternacht nicht viel los. Der Club ist bekannt für seinen besonderen Sound und Techno DJs aus der ganzen Welt. Richtig ab geht es meistens erst ab 2 oder 3 Uhr morgens. So ist das Clubleben – oder war es zumindest?

Daytime-Parties im Blitz Club – "Come as you are" im Kooks

Denn das Blitz lädt seit neuestem ein zu einer sonntäglichen Daytime Party im Restaurant um 12 Uhr mittags, mit einem geheimen Lineup, Club- und Tanzmusik. "Das Ganze hat sich es sich aus privaten Geburtstagsfesten entwickelt, die richtig gut angekommen sind und wir haben einfach riesigen Spaß dran", erinnert sich Alex Friedrich vom Blitz. "Von da kam die Idee, einfach mehr davon zu machen und das Format für die Allgemeinheit und Öffentlichkeit, auch alle weiteren Blitz-Fans und Tanzfreunde, zu öffnen."

Matt Devereux in seiner Tanzbar Kooks. Auch unter der Woche wird hier gefeiert.

In der Musikbar "Kooks" bietet Betreiber Matt Devereux seit kurzem sogenannte "Come as you are Parties" ab 17.30 Uhr an. "Das ist kein neue Konzept. Es gibt After-Work-Partys. Aber wir wollten, dass man auch an einem Mittwoch um 17:30 Uhr tanzen gehen kann", sagt Matt. Und dass man nicht erst sehr spät am Abend losstarten müsse. "Wir wollten, dass jeder kommen kann: Come as you are, do you own thing und sei um Mitternacht zu Hause." 

"Wenn man früher anfängt zu feiern, dann kann man auch früher ins Bett gehen"

Klingt ein bisschen nach Geriatrie, aber da täuscht man sich. Die Nächte durchzutanzen ist keine Privileg von 20-Jährigen. Und auch mal früher zuhause sein zu wollen, weil's echt anstrengend ist, durchzufeiern, das kennen nicht nur die Älteren. Nach der Arbeit, so eine junge Frau auf der Kooks-Party, schalte sie am besten beim Tanzen ab. "Wenn man früher anfängt zu feiern, dann kann man auch früher ins Bett gehen, ist und ist am nächsten Tag vielleicht noch fit, am besten für die Arbeit", so die Besucherin.

Vielleicht entsteht der Wunsch nach Daytime-Parties also auch aus einem gewissen Pragmatismus heraus, denn tatsächlich hat es Vorteile, wenn man früher zuhause ist oder tagsüber tanzt und feiert. Ein 21-jährige Tageslichtänzer schätzt es, wenn die Sonne beim Feiern scheint. Ein Vorteil am tagsüber Feiern: "Nachts stört es die Anwohner mehr."

Clubkultur wird durch Daytime-Raves inklusiver

Auch in anderen Städten – allen voran Berlin – gehen viele tagsüber tanzen. Die aus Sydney stammende Samantha Poulter alias Logic1000 organisiert in Berlin Tagespartys für Raver, seit sie Mutter geworden ist. Weil sie, wie sie sagt, Wert auf eine gute Nachtruhe legt. Und auch in UK hat man das Daytime Clubbing für sich entdeckt.

Alex Friedrich vom Blitz meint: München war mit seiner Sperrstunde tagsüber schon immer ein guter Ort für frühe Parties. Wenn man aufgrund der Lautstärke und Anwohnern nicht durchfeiern kann, bietet es sich eben an, die Party gleich tagsüber zu starten. Und so können mehr Menschen das Tanzen gehen genießen: "Heute kann man es definitiv als eine Bewegung lesen, die Clubkultur zugänglich und inklusiver gestalten will. Man öffnet die Kultur für Menschen, deren Lebensrealität, wie eine Familie zu haben, es nicht erlaubt, die ganze Nacht zu feiern", sagt Friedrich aus dem Blitz Club.