Bayern 2 - Zündfunk


16

"Down in the Weeds, Where The World Once Was" Warum Indie-Held Conor Oberst seine Band Bright Eyes braucht

Bright Eyes sind zurück. Nach neun Jahren Pause haben Conor Oberst, Mike Mogis und Nate Walcott wieder ein Album aufgenommen. Und das knallt! "Down in the Weeds, where the world once was" ist eine echte Rückkehr zu alter Größe. Denn Conor Obersts Songs bekommen hier den musikalischen Rückhalt, der ihnen auf seinen Solo-Album mitunter gefehlt hat.

Von: Roderich Fabian

Stand: 24.08.2020 12:40 Uhr

Bright Eyes - "Down in the weeds, where the world once was"
| Bild: Dead Oceans

Wenn Bands aus der Vergangenheit nach längerer Pause wieder zusammenkommen, ist das oft enttäuschend: Der alte Schwung ist hin, man wärmt etwas auf, was eigentlich längst obsolet geworden ist. Aber im Fall von Bright Eyes und ihrem neuen Album ist das anders. Hier finden sich wirklich eine Menge großer Songs, inspiriert eingespielt und arrangiert. Conor Oberst meint, man habe sich ja auch nie wirklich aus den Augen verloren: "Natürlich macht man mit den Jahren diverse Projekte mit diversen Leuten. Aber nichts davon hat das ersetzt, was wir zu dritt gemacht haben. Das ist unser reinster Ausdruck. Wir müssen uns gegenseitig nichts erklären. Wir verstehen uns blind. Also ist das eine wunderschöne Situation".

Zwischen Lyrik und Pop

Die Songs, die Conor Oberst für das Album geschrieben hat, verhandeln oft persönliche Verhältnisse. Er verarbeitet zum Beispiel eine Beziehung, die vor einem Jahr in die Brüche gegangen ist, aber auch einen Todesfall in der Familie. Vor vier Jahren starb etwa sein Bruder. "Eigentlich wollte ich ein langes Gedicht schreiben, das ihm gewidmet war. Aber ich habe mittendrin aufgehört, weil ich bemerkt habe, dass ich als Lyriker nicht gut genug bin. Es scheint so, dass manche zwar Songs, aber keine Gedichte schreiben können. Erst als wir Jahre später mit dieser Platte angefangen haben, habe ich bemerkt, dass sich diverse Themen der Songs um das drehen, was ich mit dem Gedicht sagen wollte", sagt Conor.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Bright Eyes - One and Done (Official Lyric Video) | Bild: Bright Eyes (via YouTube)

Bright Eyes - One and Done (Official Lyric Video)

Conor Oberst und David Bowie

Mich haben gleich mehrere Songs auf "Down in the weeds, where the world once was" an die Songs von David Bowie erinnert. Die Musik hier hat sich weit von den Anfängen der Bright Eyes entfernt, klingt oft eher wie universeller Pop, als wie einst in amerikanischer Folklore verwurzelt. Den Bowie-Vergleich jedenfalls weiß Conor Oberst sehr zu schätzen: "Er hat nie aufgehört, tolle Sachen zu erschaffen. Er ist meiner größten Favoriten aller Zeiten. Noch nie hat jemand gesagt, dass meine Musik an ihn erinnern würde. Ich nehme das als das größte Kompliment."

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Bright Eyes - Forced Convalescence (Official Lyric Video) | Bild: Bright Eyes (via YouTube)

Bright Eyes - Forced Convalescence (Official Lyric Video)

Der Künstler im Lockdown

Conor Oberst

Natürlich war eine große Welttournee geplant, um die Wiedervereinigung der Bright Eyes auch auf der Bühne zu feiern, aber jetzt sitzt Conor Oberst zuhause in Omaha fest und weiß nichts mit sich anzufangen. "Mir geht’s nicht gut mit dieser Pandemie. Ich versuche, so viel wie möglich zu schlafen. Ich bin froh, dass ich ein paar wirklich tolle Hunde habe. Wir hängen viel auf der Couch herum, schauen Fernsehen, tun wirklich nicht viel. Aber ich hab ein paar nette Mitbewohner. Aber eigentlich bin ich am Boden zerstört."

Wir hoffen, dass Conor Oberst durch die vielen positiven Kritiken des neuen Albums wieder ein bisschen aufgerichtet wird. Es muss ja irgendwann weitergehen, denn er ist - das darf man nicht vergessen - in diesem Jahr gerade erst 40 geworden. Ich schätze mal: Da kommt noch einiges.


16