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Penicillin Glossar

Stand: 29.06.2012 | Archiv

BegriffErklärung
AntibiotikaAntibiotika sind biologisch aktive Substanzen, die krankheitserregende Bakterien abtöten oder deren Vermehrung bzw. Wachstum hemmen. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie unverzichtbar für die Behandlung von Infektionskrankheiten.
Natürliche Antibiotika wie das Penicillin sind Stoffwechselendprodukte, die von Pilzen oder Bakterien (Mikroorganismen) gebildet werden. Synthetische Antibiotika werden chemisch hergestellt, halbsynthetische Antibiotika entstehen aus chemisch veränderten Naturstoffen.
Der entscheidende Vorteil aller Antibiotika besteht darin, dass sie nur dem Erreger, jedoch nicht der menschlichen Zelle schaden. Voraussetzung dieser spezifischen Wirksamkeit sind grundlegende Bau- und Stoffwechselunterschiede von menschlichen Zellen und Bakterien. Wegen der großen biologischen Differenzen greifen Antibiotika ausschließlich bakterielle Mechanismen bzw. Strukturen an. Sie bekämpfen Bakterien auf dreierlei Weise:
• Bakterizide Typen töten Bakterien ab.
• Bakteriostatische Typen hemmen die Vermehrung der Bakterien.
• Bakteriolytische Typen töten Bakterien ab und lösen deren Zellwand auf.
Da Bakterien hinsichtlich ihres Aufbaus und ihres Stoffwechsels stark voneinander abweichen, ist die Wirksamkeit eines Antibiotikums beschränkt. Schmalspektrum-Antibiotika schädigen nur wenige Bakterienarten, während Breitband-Antibiotika gegen mehrere unterschiedliche Erreger eingesetzt werden.
BakterienBakterien sind kugel-, stäbchen- oder schraubenförmige, einzellige Lebewesen ohne echten Zellkern. Die Erbsubstanz ist im Zellinneren als ringförmiger Molekülfaden verknäult, die Vermehrung erfolgt durch Querteilung (Spaltung, Zweiteilung) oder Sprossung. Da Bakterien abgestorbene organische Substanzen zersetzen, sind sie für eine Vielzahl von Stoffwechselprozessen, beispielsweise im Verdauungstrakt oder im Mund und als Schutz gegen andere Erreger unverzichtbar. Neben diesen gutartigen Symbionten gibt es eine begrenzte Anzahl von Bakterien, die giftige Stoffwechselprodukte erzeugen und dadurch im Blut, im Gewebe oder im Gehirn lebensbedrohliche Infektionskrankheiten auslösen können. Sie werden durch Antibiotika bekämpft.
PenicillinPenicilline sind natürliche, von Schimmelpilzen der Gattung Penicillium gebildete Stoffwechselprodukte die das Wachstum von Bakterien hemmen und ihren Tod herbei führen. Bei der technischen Produktion kommen vor allem Stämme der Arten Penicillium notatum und Penicillium chrysogenum zum Einsatz. Penicilline schwächen den Zellwandaufbau von Bakterien, indem sie das hierfür nötige Enzym Transpeptidase blockieren. Beim Wachstum und der Vermehrung der Krankheitskeime führen die so entstandenen Schwachstellen in der Zellhülle zum Einreißen der Bakterienwand und zum Tod des Erregers.
ResistenzResistenz (von lat. resitere = widerstehen) ist die durch natürliche Mutation, durch den Austausch von Resistenzgenen mit anderen Bakterien oder durch Behandlungs- und Einnahmefehler erworbene Unempfindlichkeit von Bakterien gegen Antibiotika. Resistente Bakterien erschweren und verhindern die Therapie von Infektionskrankheiten. Multiresistente Bakterien sind widerstandsfähig bzw. vollkommen unempfindlich gegen viele oder sogar gegen alle Antibiotika.
PersonenBeschreibung
Ernst Boris Chain
(1906-1979)
Ernst Boris Chain kommt am 19. Juni 1906 in Berlin zur Welt. Sein Vater ist ein aus Russland eingewanderter Chemiker und Chemiefabrikant. Nach einem Studium der Chemie an der Berliner Friedrich-Wilhelm Universität forscht er von 1930 bis 1933 an der Berliner Charité im Bereich der Enzyme. Da er als Jude Repressalien fürchten muss, emigriert Chain 1933 nach England. Von 1933 bis 1935 arbeitet er an der School of Biochemistry in Cambridge, 1935 wechselt er an die School of Pathology der Universität Oxford. Hier beschäftigt er sich mit Schlangengiften, Stoffwechselprozessen von Tumoren, der Erforschung des Lysozyms und mit Methoden der biochemischen Mikroanalyse. 1936 wird er zum Dozenten für Chemische Pathologie berufen. 1939 nimmt Chain die britische Staatsbürgerschaft an und vertieft sich mit Florey in die Untersuchung antibakterieller Substanzen. 1945 erhält er gemeinsam mit Florey und Chain den Nobelpreis für Medizin, 1949 erfolgt seine Wahl zum Fellow der Royal Society. Nach mehreren Auslandsprofessuren wird Chain 1961 zum Professor of Biochemistry am Imperial College der University of London berufen. Ernst Boris Chain stirbt am 12. August 1979 im irischen Castlebar.
Sir Howard Walter Florey (1898-1968)Howard Walter Florey wird am 24. September 1898 in Adelaide, Australien, geboren. Er studiert Medizin und erhält ein Stipendiat (Rhodes Scholarship) am Magdalen College in Oxford. 1927 wird er zum Dozenten für Pathologie in Cambridge, 1931 auf den Lehrstuhl für Pathologie an der University of Sheffield und 1935 auf die Professur für Pathologie am Lincoln College in Oxford berufen. 1938 beginnt er zusammen mit Ernst Chain die systematische Erforschung der Eigenschaften natürlich vorkommender antibakterieller Substanzen. Ab 1939 leiten Florey und Chain ein von der Rockefeller Foundation finanziertes Forschungsteam in Oxford, das die Herstellung von Penicillin vorantreibt. 1944 wird Florey in den Adelsstand (Knight Bachelor) erhoben, 1945 erhält er zusammen mit Fleming und Chain den Nobelpreis für Medizin. Sir Howard Walter Florey stirbt 21. Februar 1968 in Oxford.
Sir Alexander Fleming (1881-1955)Alexander Fleming wird am 6. August 1881 im schottischen Lochfield Darvel geboren. 1895 zieht die Familie nach London. Nach dem Besuch des Polytechnikums arbeitet Fleming zunächst vier Jahre in einer Reederei, bevor er 1901 an der Medical School am Londoner St Mary’s Hospital ein Medizinstudium aufnimmt. Nach dem Abschluss seines Studiums tritt er 1906 eine Assistentenstelle am Inoculation Department (Impfabteilung von St. Mary´s an und entfaltet eine rege Publikationstätigkeit auf unterschiedlichen Gebieten. Unter anderem verfasst er eine Reihe von Artikeln zur Bakteriologie von Wundinfektionen und beschäftigt sich intensive mit dem Problem der Antisepsis. Von 1914 bis 1918 dient er als Militärarzt in einem Lazarett in Boulogne-sur-Mer. Nach dem Krieg kehrt er ans St. Mary´s Hospital zurück und steigt zum stellvertretenden Leiter des Instituts auf. 1922 entdeckt er das Lysozym, 1928 das Penicillin. Am 10. Mai 1929 veröffentlicht er einen Bericht über seine Entdeckung in der Fachzeitschrift "British Journal of Experimental Pathology", der im Juni erscheint. 1943 wird Fleming zum Fellow der Royal Society gewählt und 1944 in den Adelsstand erhoben. 1945 erhält er gemeinsam mit Chain und Florey den Nobelpreis Medizin. 1946 wird Fleming Direktor des Impfinstituts an der St. Mary`s Hospital Medical School, das zwei Jahre darauf in Wright-Fleming-Institut umbenannt wurde. Fleming emeritiert 1948 und stirbt am 11. März 1955 in Chelsea bei London. Seine Asche wird in der St. Paul's Cathedral beigesetzt.
 

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