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Universalgenie der Renaissance Wer war Leonardo wirklich?

Der bärtige weise Mann auf dem Selbstportrait? War das Leonardo da Vinci und wie sah er aus?

Stand: 11.02.2019 | Archiv

"Das Abendmahl", Leonardo da Vinci | Bild: picture-alliance/dpa

Das Bild, das wir uns heute von Leonardo da Vinci machen, wird geprägt von dem berühmten "Turiner Selbstportrait“, das ihn als einen bärtigen, weisen Mann zeigt, der uns an einen Druiden erinnert.

Leonardo - Ein 'schöner' Mann?

Aber so sah er natürlich nicht immer aus - ganz im Gegenteil. Als jüngerer Mann wird er uns eher als eleganter Dandy beschrieben.

"Er war von schöner Gestalt, ebenmäßig, anmutig und von schönem Aussehen. Er trug einen kurzen, bis zum Knie reichenden rosenfarbigen Mantel, denn damals waren lange Kleider in Mode. Sein schönes, gekräuseltes, wohlgepflegtes Haar fiel ihm bis auf die Mitte der Brust."

Ein Zeitgenosse

Leonardos Sexualität

Leonardo da Vinci, Selbstporträt

Als er 20 Jahre alt ist beendet er seine Lehre. Seit 1472 ist er Mitglied in der St. Lukas-Gilde, der Malergilde von Florenz. Wenig später gerät er in einen handfesten Skandal, als er mit drei anderen Männern beschuldigt wird, mit einem 17jährigen Malermodell und Prostituierten geschlechtlichen Verkehr gehabt zu haben. Der Prozess erregt in Florenz und Umgebung viel Aufsehen, die Klage wird aber fallengelassen. Über Leonardos Sexualität gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, aber in der heutigen Forschung wird allgemein angenommen, dass Leonardo da Vinci homosexuell gewesen ist.

In den Diensten der Sforza

Mit seinen Fähigkeiten beim "Erstellen von Kriegswerkzeugen" bewirbt sich Leonardo da Vinci 1482 bei Ludovico Sforza (1452-1508), dem Herzog von Mailand, der ihn in seine Dienste nimmt. Ludovico Sforza wird für die nächsten Jahre sein Auftraggeber, für ihn entwirft er zahlreiche Kriegsmaschinen, so unter anderem den Prototyp für ein Maschinengewehr und eine überdimensionale Armbrust. Belege, dass diese Waffen gebaut wurden und auch funktioniert haben, gibt es allerdings keine. In Mailand fängt Leonardo auch an, obsessiv Notizbücher zu führen - er füllt sie mit allen möglichen Erfindungen, Beobachtungen zur Architektur und anatomischen Studien. Auch Gemälde fertigt er für den Herzog an, so die "Dame mit dem Hermelin" (1489/90). Das rätselhafte Portrait zeigt wohl Cecilia Gallerani, vermutlich eine Geliebte Ludovico Sforzas.

Meilenstein der Renaissance: "Das Abendmahl"

1495 beginnt Leonardo mit der Arbeit an einem seiner bekanntesten Werke: "Das Abendmahl", das in den folgenden zwei Jahren entsteht. Das Wandgemälde zeigt den Moment, in dem Jesus seinen Jüngern beim Abendmahl verkündet, dass ihn einer von ihnen in wenigen Stunden verraten wird. Es schmückt die Stirnwand des ehemaligen Refektoriums (Speisesaals) der Konventskirche Santa Maria delle Grazie. Leonardo verwendet für die Erstellung eine neue Technik - er bringt die Farben auf der trockenen Gipswand an ("Seccomalerei"). Diese Technik ermöglicht ihm eine besonders langsame Vorgehensweise. Der Neffe des Priors beobachtet den Meister aufmerksam:

"Er kam oft früh zur Morgendämmerung in den Konvent (…). Eilends stieg er auf das Gerüst, arbeitete fleißig, bis ihn die Schatten des Abends zum Aufhören zwangen, und dachte nie daran, Nahrung zu sich zu nehmen, so sehr war er in seine Arbeit vertieft. Zu anderen Zeiten kam er drei oder vier Tage lang, ohne sein Bild anzurühren, und blieb nur ein paar Stunden mit verschränkten Armen davor stehen, und blickte seine Figuren an, als ob er sie selbst kritisierte."

Neffe des Priors, Santa Maria delle Grazie, Mailand

Wegen seiner korrekt wiedergegebenen perspektivischen Tiefe hat das Abendmahl bahnbrechenden Einfluss auf die Malerei des Abendlandes.


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