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Das Thema Sisi und ihr Ungarn

Stand: 19.06.2012 | Archiv

Johann Mailath (1786-1855), ein ungarischer Historiker und Sammler von Volksmärchen, ist einer der Lehrer Elisabeths während ihrer Kindheit in Bayern. Er weckt ihr Interesse für das freiheitsliebende Volk.

Das Ungarn-Engagement der Kaiserin

Als Kaiserin lernt sie Ungarisch, das sie bald fließend spricht. Elisabeth empfindet Sympathie für Ungarn, sie schätzt die Kampf- und Opferbereitschaft der Magyaren. Die Lockerheit ungarischer Adeliger empfindet sie als wohltuend; mit ihren bunten Gewändern und Uniformen erinnern sie an die Atmosphäre im väterlichen Zirkus.

Vielleicht mag Sisi die Ungarn schon deshalb, weil sie am Wiener Hof verhasst sind. Während der Revolution 1848/49 versetzten sie die Habsburger, die seit 1526 über das Land in der pannonischen Tiefebene herrschen, in Angst und Schrecken. Nur mit russischer Militärhilfe, brutaler Gewalt und Hinrichtungen führender Aufständischer wurden separatistische Bestrebungen niedergeschlagen. Es folgten Jahre der Unterdrückung, erst 1854 endete anlässlich der Hochzeit der Belagerungszustand und nach der Geburt des ersten Kindes erlässt Franz Joseph eine Amnestie für politische Gefangene.

Sisi als Politikerin

Im Deutschen Krieg verliert Österreich am 3. Juli 1866 die Entscheidungsschlacht bei Königgrätz, preußische Truppen bedrohen Wien, die Kaiserin setzt sich mit ihren Kindern nach Buda ab. Sie besucht Lazarette und nimmt Kontakt zu ungarischen Politikern auf. Unter ihren Gesprächspartnern ist Ferenz Déak (1803-76), ein Liberaler, der für einen Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn eintritt.

Dass Elisabeth am Rad der Politik dreht, ist für die Wiener "Hofcamarilla" ein Unding, doch die Kaiserin bleibt hartnäckig. Sie pariert Intrigen und Querschüsse und bringt den Kaiser, der durch das von Preußen erzwungene Ausscheiden Österreichs aus Deutschland angeschlagen ist, mit ungarischen Politikern an einen Tisch. Höhepunkt der Bemühungen Sisis ist die Krönung Franz Josephs und Elisabeths am 8. Juni 1867 in Budapest. Zwei Jahrzehnte nachdem Ungarn der Habsburgermonarchie die Gefolgschaft aufkündigte, hat es wieder einen König und wird ein eigenständiges Kronland.

Die Ungarn lieben Elisabeth

Elisabeth von Österreich - Porträt von Franz Russ

Der ungarischen Bevölkerung bleiben die Bemühungen der Kaiserin nicht verborgen, sie wird verehrt, während Franz Joseph weiterhin unpopulär bleibt. Als Ferenz Déak stirbt, legt Sisi einen Kranz am Grab nieder. Außerdem sorgt sie dafür, dass Kronprinz Rudolf einen ungarischen Priester als Erzieher bekommt - einen Mann, der 1849 ins Exil geflohen war. Damit enden Sisis politische Ambitionen. Sie beschränkt ihre Ungarn-Aktivitäten künftig auf Aufenthalte auf Schloss Göllödö nahe Budapest, wo sich mit überwiegend Reitsport beschäftigt.


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