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Robin Hood: Der edle Räuber Das Thema

Stand: 28.10.2008 | Archiv

"Daniel" (Thomas Ebenstein), Christoph Späth als Robin Hood, Carsten Sabrowski als "Little John" und Dirk Kleinke, alias Alan van Dale (r-l) singen und spielen in der Komischen Oper Berlin "Robin Hood". | Bild: picture-alliance/dpa

Von den Normannen überwältigt zu werden und ihnen für immer ausgeliefert zu sein - das ist das angelsächsische Trauma, das den Nährboden abgibt für die Figur des Robin Hood, Inbegriff des subversiven Widerstands gegen die Staatsgewalt. Allerdings richtet sich der Widerstand nur gegen den Verwaltungs- und Unterdrückungsapparat, der auch den Klerus mit einschließt, nicht aber gegen die Person des Königs, der ja auch Normanne ist. So viel Anarchie wäre im Mittelalter nicht denkbar gewesen.

Zurück ins 13. Jahrhundert

Die ersten Verse, in denen Robin Hood erwähnt wird, datieren aus dem Jahr 1370, vieles deutet aber darauf hin, dass die Figur schon länger populär war - das entspricht auch der später erfolgten Einbettung in das frühe 13. Jahrhundert. Einen historischen Robin Hood konnten die Historiker nicht ausfindig machen, immerhin aber mehrere Anwärter, denn sowohl der Vorname Robert (angelsächsisch Robin) als auch der Nachname Hood waren im Mittelalter nicht eben selten. Bereits ab 1400 ist dann auch der Sagenheld bereits so beliebt, dass sich etliche Outlaws und Bandenführer selbst mit diesem Namen schmücken. Was Robin Hoods Truppe angeht, so ist bisher ein einziges Mitglied auf eine historische Figur zurückgeführt worden: Friar Tuck, der dicke trinkfeste Mönch, fand Eingang in die Robin-Hood-Sage durch den Kaplan Robert Stafford, der sein geistliches Amt verließ und um 1400 eine Räuberband um sich scharte.

Der edle Räuber

Kevin Costner als Robin of Locksley alias Robin Hood mit einer Armbrust in einer Szene des US-Films "Robin Hood - König der Diebe" (1991).

Der erste ausführliche Text über Robin Hood ist die "Geste of Robin Hood" aus dem 15. Jahrhundert, in der er zwar noch kein Earl of Locksely ist, in der er aber bereits den typisch edlen Zug trägt, für den er so berühmt wurde: Die Reichen zu berauben, um die Armen zu beschenken. Diese Noblesse fehlt in den frühesten erhaltenen Versen ganz. Dort ist er ganz einfach gewalttätig, Repräsentant einer Gesellschaft, in der man mit Beachtung der Gesetze allein nicht weit kam, in der man deshalb zu Selbsthilfe griff, weil die örtlichen Vertreter der Regierungsgewalt ohnehin nur in die eigene Tasche wirtschafteten.

Das entwickelte Rechtsbewusstsein an der Schwelle der Neuzeit verlangte indessen nach einer Heroisierung krimineller Verhaltensweisen, und so wurde aus Robin Hood der um sein Erbe betrogene Aristokrat und edle Räuber. Den Sheriff von Nottingham, der in der Robin-Hood-Sage die durch und durch korrupte Verwaltung repräsentiert, gibt es übrigens heute noch: Das Amt, das bereits vor der Schlacht von Hastings existierte, haben die traditionsbewussten Engländer nie abgeschafft, weil es die einzige konkrete Verbindung zum Volkshelden darstellt. Der gegenwärtige Sheriff von Nottingham ist der 541. in der Geschichte der Stadt und der erste mit schwarzer Hautfarbe: Tony Robinson aus Jamaika.


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