Bayern 2 - Hörspiel


4

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle Heidegger auf der Krim

Stand: 13.02.2012

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle | Bild: Alexander Kluge

"Das Denken und die Lebenspraxis." Suche nach Auswegen im erfundenen Ernstfall: Eine Gruppe von Universitätslehrern wird 1941, unmittelbar nach Einnahme der Krim, ins Frontgebiet geflogen. Ihre Aufgabe ist die Sicherung und Bestandserhaltung von Kulturgütern. Mit dabei ist der Philosoph Martin Heidegger:Ich sehe die (fachmännisch sehr exakt hergestellte) Exekution, 2. Kompanie der Ohlendorfschen Einheit. Eine ordentlich angetretene Schlange von Menschen. In gewissen zeitlichen Abständen werden Gruppen von 12 bis 16 dieser Menschen auf Lastkraftwagen verladen und abtransportiert.Dies ist die Exekution. Die Hinrichtung selbst - wie ich höre, in einer Schlucht in etwa 13 km Entfernung - vollzieht sich nichtöffentlich. Dann ist die Abschreckungswirkung nicht gegeben, sage ich. Eine kleinwüchsige, dunkeläugige Frau hat eine Kinderhand in meine gelegt und ich habe zugegriffen. Das ist eine peinliche Lage. Zugleich hätte ich es als peinlich empfunden, das Kind einer Wache zu übergeben oder in die Schlange zurückzuführen.

Heidegger betrachtet das ihm anvertraute Kind als "Übungsfall" und spielt die Möglichkeiten seiner Rettung in Gedanken durch. "Könnte der Gelehrte das Unmögliche sichern? Könnte er eingreifen?"

Alexander Kluge: Chronik der Gefühle - Heidegger auf der Krim

Mit Alexander Kluge, Hanns Zischler und Helmut Stange

Musik: Lali Puna sowie Solisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks: Christiane Hörr, Helmut Veihelmann, Teja Andresen, Werner Mittelbach, Thomas Ruh und Frank Reinecke

Bearbeitung und Regie: Karl Bruckmaier
BR 2009


4