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Zahnseide Wie sinnvoll Zahnseide ist

Die Zahnseide gehört zur Mundhygiene wie die Zahnbürste. Stimmt das? Antworten auf die Frage, wer sie benutzen sollte, wie oft und wann - vor oder nach dem Zähneputzen. Tipps vom Zahnarzt.

Stand: 29.10.2021

Frau im Badezimmer hält Zahnseide in den Händen. | Bild: mauritius images

In einer Studie der Cochrane Collaboration kamen Wissenschaftler vor einigen Jahren zu dem Ergebnis: Für den Zusammenhang zwischen regelmäßiger Benutzung von Zahnseide und der Verminderung von Karies und Zahnfleischproblemen fehlen brauchbare Daten. Die Bundeszahnärztekammer ordnet ein: "Aus der Zusammenfassung der derzeitigen Studiensituation sollte jedoch nicht abgeleitet werden, dass eine weniger gründliche Zahnpflege ausreicht. Allein im Praxisalltag zeigt sich, dass Zahnseide ein brauchbares Hilfsmittel für die Reinigung der Zahnzwischenräume ist."

"Ganz Unrecht haben die Studien nicht", sagt Dr. Christian Sternat, Zahnarzt und Vorstandsmitglied des Deutschen Zahnärzte Verbands. Das Problem: Der Effekt von Zahnseide ist schwierig messbar, da jeder Zahnseide anders anwendet. Fakt ist aber, dass in dem Biofilm an und zwischen unseren Zähnen Bakterien gedeihen, die auf Dauer unser Zahnfleisch und unsere Zahnsubstanz schädigen. Zahnbürsten erreichen nur 70 Prozent unserer Zahnfläche. Die Zahnzwischenräume kann man nur mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen sauber bekommen.

Zahnseide benutzen

Auch die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung empfiehlt Zahnseide als Zusatz zum normalen Putzen dann, wenn es notwendig ist. "Entscheidend ist, dass Sie den Belag auf den Zähnen in regelmäßigen Abständen entfernen", sagt Dr. Christian Sternat. Denn der ist Hauptauslöser von Krankheiten wie Karies und Parodontitis.

"Lassen sich Speisereste und Biofilm mit alleinigem Zähneputzen nicht ausreichend entfernen, sollten Hilfsmittel zur Approximalraumhygiene (Zahnseide, Interdentalbürsten) zusätzlich verwendet werden."

Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung.

Entscheidend für eine gute Mundhygiene ist laut Zahnarzt Dr. Christian Sternat außerdem, dass diese individuell auf den Einzelnen abgestimmt ist. "Bei einem gesunden Jugendlichen, der seine Zähne gut putzt, muss Zahnseide möglicherweise gar nicht sein", sagt er. Geht das Zahnfleisch bei Erwachsenen bereits zurück, seien Zahnzwischenraumbürsten die bessere Wahl.

Zahnseide richtig anwenden

Wer Zahnseide benutzt, sollte allerdings darauf achten, sie richtig einzusetzen - also zur Reinigung der Zwischenräume, aber ohne das Zahnfleisch zu verletzen. "Wenn ich mir die Zahnseide ins Zahnfleisch ramme, ist klar, dass das nicht so gesund ist", sagt Sternat.

"Für ein vollständiges Gebiss benötigt man ungefähr ein 30 Zentimeter langes Stück Zahnseide. Diese sollte um die Mittelfinger gewickelt und mit vorsichtigen Auf-und-Ab-Bewegungen, C-förmig und straff um einen Zahn geführt werden."

Bundeszahnärztekammer

Sie sollten auf jeden Fall für jeden Zahn ein neues Stück Zahnseide verwenden. Tun Sie es nicht, kann es sein, dass Sie Bakterien und Speisereste in andere Zwischenräume verteilen.

Wenn Sie noch nicht gut mit Zahnseide zurechtkommen, können Sie sich die richtige Technik von Ihrem Zahnarzt oder der zahnmedizinischen Fachassistenz, die die professionelle Zahnreinigung vornimmt, zeigen lassen.

Zahnseide - wie oft benutzen

Einmal täglich sollten wir unsere Zahnzwischenräume reinigen, das empfiehlt der Deutsche Zahnärzteverband. Am bestens benutzen Sie Zahnseide abends, denn dann erwischen Sie die Speisereste, die sich während des Tages angesammelt haben.

Zahnseide vor oder nach dem Zähneputzen

Erst putzen und dann Zahnseide benutzen oder umgekehrt? Einen leichten Vorteil bringt es nach einer iranischen Studie, die im Mai 2018 veröffentlicht wurde, wenn wir zuerst die Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigen und danach Zähne putzen.

Mundwasser benutzen

Neben der mechanischen Reinigung mit der Bürste können die Zwischenräume auch mit Mundwasser gesäubert werden. "Der zusätzliche Nutzen des Mundwassers ist aber gering", sagt Dr. Sternat. Sinnvoll ist Mundwasser vor allem für Leute, die ihre Zähne auf andere Art nicht richtig putzen können. In jedem Fall sollten Sie nur gebrauchsfertige Lösungen benutzen und diese auch nur nach Anwendungsempfehlung dosieren. Ein grundsätzlicher Ersatz für die mechanische Reinigung seien sie aber nicht, sagt Zahnarzt Dr. Sternat: "Kann man machen, muss man aber nicht."

Auch interessant: Wie Sie richtig Zähne putzen.


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