3

NS-Dokumentationszentrum Eine Stadt stellt sich ihrer Vergangenheit

Einige der letzten Holocaust-Überlebenden haben neben zahlreichen Politikern an der Grundsteinlegung des NS-Dokumentationszentrums in München teilgenommen. 67 Jahre sind nach dem Ende der Nazi-Diktatur bis zu diesem Moment vergangen.

Von: Annette Walter

Stand: 09.03.2012

Grundsteinlegung des NS-Dokumentationszentrum in München | Bild: BR/Markus Konvalin

Max Mannheimer, der 92-jährige Vorsitzende der Lagergemeinschaft Dachau, Überlebender der Shoa, war sichtlich gerührt. Er habe nicht geglaubt, dass er diesen Tag noch erleben werde. Mannheimer war einer der wichtigsten Gäste beim prominent besetzen Festakt zur Grundsteinlegung des Münchner NS-Dokumentationszentrums. Begangen wurde die Zeremonie direkt neben der Baugrube, die für das Zentrum ausgehoben wurde, in direkter Nachbarschaft zur Musikhochschule in der Maxvorstadt. Dort, an der Brienner Straße, wo in knapp zwei Jahren historische Aufarbeitung geleistet werden soll, stand einst das "Braune Haus", die Parteizentrale der Nationalsozialisten. Nun wird das vorbelastete Gelände ein Lern- und Erinnerungsort auf vier Etagen, der Antworten auf eine Frage wie "Was geht mich das an?" gibt.

"Brutstätte des Nationalsozialismus"

München, das war der "Brutkasten des Nationsozialismus, die Wiege und Schaltzentrale der NSDAP", so Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) in der Eröffnungsrede. Er bezeichnete den Zeitraum bis zur Grundsteinlegung als lang und kaum entschuldbar. Der Aufstieg Münchens zur Hauptstadt der Bewegung wird in der Ausstellung ausführlich beleuchtet. Von einer Aufgabe von internationaler Dimension, die von weltweiter Beobachtung begleitet werde, sprach Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU).

"Für mich ist es ein Freudentag. Ein großer Erfolg für die Demokratie."

Holocaust-Überlebender Max Mannheimer

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bezeichnete es als große Ehre, dass Mannheimer, Ernst Grube, der während des Zweiten Weltkriegs als Kind einer jüdischen Familie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde, und Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, bei der Grundsteinlegung anwesend seien. Das NS-Dokumentationszentrum sei wichtig für die Erinnerungskultur in ganz Deutschland, betonte Neumann.

"Wir hinterlassen etwas, das unseren Nachkommen zeigt, dass das Nie-Wieder ein gemeinsamer Konsens unseres Staates ist."

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU)

"Ein wichtiger Tag, der einen anrührt"

In seiner Amtszeit als Münchner Oberbürgermeister lag eine Dokumentationsstätte dieser Art nicht im Vorstellungsbereich, so Hans-Jochen Vogel (SPD). Er erinnerte daran, dass der Münchner Stadtrat in den 1960er-Jahren 100.000 Mark für die Einrichtung der Gedenkstätte im früheren Konzentrationslager Dachau aufgewendet habe. Der Bau eines Erinnerungsortes in München habe indes zu lange gedauert.

"Das ist ein wichtiger Tag, der eine nicht einfache Entwicklung zum Abschluss bringt und der einen anrührt."

SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel

Dass er den Vorsitz im Kuratorium des NS-Dokumentationszentrum übernommen habe, sei allein Max Mannheimer zu verdanken, betonte der frühere Bundesfinanzminister und CSU-Politiker Theo Waigel und fügte hinzu: "Ich bin glücklich, dass die jahrzehntelange Diskussionen nun ein gutes Ende finden."

Prominente Gäste

Ebenfalls auf der Gästeliste bei der Grundsteinlegung: Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, die ehemalige FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher und Geistliche wie der Münchner Weihbischof Engelbert Siebler, der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Erzpriester Apostolos Malamoussis.


3