Franken - Zeitgeschichte

Der Mittelfranke Wendig, witzig, weltoffen

Bei der Betrachtung der Mittelfranken bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Extrawurst zu braten – natürlich eine echte Nürnberger Rostbratwurst. Die "BR-Bayernstudie 2012" liefert erstaunliche Ergebnisse.

Stand: 10.12.2012 | Archiv

Wie die Münchner in Oberbayern stellen die Bewohner der Frankenmetropole einen Sonderfall dar: Nur gut die Hälfte von ihnen sind "echte" Mittelfranken, der Rest stammt aus anderen Regionen Bayerns, Deutschlands oder der Welt. Das führt dazu, dass sie einiges ganz anders sehen als die Bewohner im Rest Mittelfrankens, die zu zwei Dritteln auch dort geboren sind.

Typisch mittelfränkisch: Regionalbischof Christian Schmidt

Abweichende Selbsteinschätzungen bei Städtern und Landbewohnern

Herumgefragt Was denken die Mittelfranken über ihre Region?

Die deutlichsten Unterschiede zwischen der Stadt- und Landbevölkerung treten bei den Charakterisierungen der Mitmenschen zutage. Die bayerischen Kerneigenschaften heimatverbunden, bodenständig, naturverbunden und traditionsbewusst schreiben sich die Menschen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen durchweg seltener zu. Wie bei Stadtbewohnern üblich gibt es auch Abstriche bei Aspekten des sozialen Miteinanders: Sie beschreiben sich weniger als hilfsbereit, gastfreundlich, tolerant, gesellig und zuverlässig als der Rest Mittelfrankens, bei dem gerade diese Eigenschaften weit überdurchschnittlich vertreten sind. Bei den Eigenschaften aktiv, gesellig, humorvoll und religiös sehen sich die Menschen im Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen sogar bayernweit an letzter Stelle. Ganz weit vorne liegen sie dagegen, was Zurückhaltung anbelangt. Und die Mittelfranken außerhalb der Meteropolregion nehmen sich selbst als besonders sympathisch wahr.

Was denken die Mittelfranken über ihre Heimat?

Was ist in der Region lebenswert?

"Ich bin hier sehr gerne daheim, bin gebürtiger Franke. Hier sind Traditionen daheim wie auch Innovationen. Es ist Bewegung im Land und das macht Spaß. Die menschliche Nähe, die Überschaubarkeit und gleichzeitig die Nähe zu Nürnberg. Das ist eine gute Kombination. Es gibt viele Möglichkeiten, das Leben abwechslungsreich zu gestalten." – Klaus (49) aus Schwabach

Was ist typisch für die hier lebenden Menschen?

"Manchmal reserviert, wenn man sie aber näher kennt, verfügen sie über ganz viel Herzlichkeit." – Conny (48) aus Nürnberg

Wie haben sich die Lebensumstände verändert?

"Kommunen werden immer ärmer. In die Städte wird kaum investiert, Straßen sind heruntergekommen. Städte werden mit Gewerbegebieten vollgepflastert, die die Landschaft verschandeln. Durch die Metropolregion ziehen viele junge Leute hierher, genießen das Leben auf dem Land." – Sven (33) aus Baiersdorf (Lkr. Erlangen-Höchstadt)

Wie steht es mit der Verbundenheit zu Bayern?

"So gut wie gar nicht. Politiker, die typisch südbayerisch auftreten, vertreten südbayerische Traditionen. Gegenüber München hat man als Nürnberger eine natürlich Abschottungshaltung." – Patrick (31) aus Nürnberg

Wo steht Bayern in zehn Jahren?

"Wir leben wirtschaftlich gesehen in einem guten Eck. Die Bereitschaft ist da, Leben und Gesellschaft weiterzuentwickeln. Auf Augenhöhe mit anderen Religionen umzugehen, das wird eine der Zukunftsaufgaben für unser gesellschaftliches Leben werden. Da ist Bayern gut gewappnet, aufbauend auf einer christlichen Tradition auch gesprächsfähig und tolerant." – Klaus (49) aus Schwabach

Unterschiedliche Sichtweisen auf Bayern

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Eine deutliche Diskrepanz zeigt sich auch beim Verhältnis zu Bayern. Die Städter sind da besonders kritisch: Nur gut jeder Zweite lebt sehr gerne in Bayern und nur gut jeder Vierte empfindet so etwas wie Stolz aufs Bundesland. Demgegenüber outen sich die übrigen Mittelfranken fast schon als Bayern-Fans: Vier Fünftel leben sehr gerne in Bayern und beim Stolz auf das Bundesland übertreffen sie sogar die Oberbayern – Allmächd!

Einigkeit bei der Wertschätzung für die Region

Größere Einigkeit herrscht bei der Vorliebe für die Region. Obwohl die Menschen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen - angesichts des hohen Anteils an Zugezogenen wenig verwunderlich - sie deutlich seltener als Heimat bezeichnen, fühlen sie sich doch ebenso sehr zu Hause wie die übrigen Mittelfranken. Letztere führen zur Begründung vor allem die Stadt- und Ortsbilder, die Nähe zu Familie und Freunden und das allgemeine Lebensgefühl in der Gegend an; für erstere sind neben den Freunden vor allem die Infrastruktur und die Arbeitsplätze entscheidend für das Wohlfühlen in der Region. Sie erwähnen häufiger die Nähe zur Stadt und zum Arbeitsplatz, die guten Verkehrsanbindungen, die regionalen Traditionsunternehmen, namhafte Firmen oder auch die Fischzucht. Einig ist man sich wiederum bei der überdurchschnittlichen Bedeutung der kulturellen Angebote und der kulinarischen Besonderheiten – womit wir wieder bei der Nürnberger Bratwurst wären, die besonders oft genannt wird.

Fotoaufruf: Ihre Lieblingsplätze in Mittelfranken

Wer wohnt in Mittelfranken?
Urbayern22 Prozent
Traditionell-Bodenständige18 Prozent
Modern-Bodenständige24 Prozent
Freizeit- & Feuilleton-Bayern14 Prozent
Kritisch-Distanzierte13 Prozent
Entwurzelte9 Prozent

Weitere Informationen

Nicht alle Ergebnisse der BR-Bayernstudie 2012 für Mittelfranken konnten hier dargestellt werden. Weitere Daten und Fakten können Sie hier herunterladen:

Hier geht's zu den Ergebnissen der BR-Bayernstudie 2015: