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Wirtschaftswunder Wirtshäuser in Niederbayern

Lange Arbeitstage bis in die Nacht hinein, Bürokratie und ein hart umkämpfter Markt - so sieht der Alltag vieler Wirte aus. Doch trotz aller Widrigkeiten gibt es noch Traditionswirtshäuser, die ihr Erfolgsrezept gefunden haben. Was ist ihr Geheimnis?

Stand: 21.03.2015 | Archiv

„Wer nix wird, wird Wirt“ ist eine Redewendung, die sehr wenig mit der Realität zu tun hat. Denn wer heute Wirt wird, den erwartet so Manches: Das Gesetz zur Allergenkennzeichnung und der Mindestlohn macht ihnen das Leben schwer - zusätzlich zum Rauchverbot, den Hygiene- und Feuerschutzverordnungen, der Konkurrenz durch Vereinsheime und Kulturarenen und dem allgemeinen Rückzug der Menschen ins Private durch das Internet.

Viele geben auf

Der "Alte Weißbräu" in Bad Birnbach bietet bayerische Küche mit regionalen Produkten.

Die Folge: Viele geben auf, gerade bayerische Wirtschaften. Der sonntägliche Frühschoppen beim heimischen Wirt ist längst keine gepflegte Tradition mehr, die zeitaufwendige bayerische Küche rentiert sich angeblich nicht. Oder doch?

Ohne das "Wirtsgen" geht's nicht

Bei unserem Besuch  in Niederbayern haben wir zwei Traditionswirtshäuser entdeckt, die ihr Erfolgsrezept gefunden haben: der „Großwirt“ in Mirskofen bei Landshut und der „Alte Weißbräu“ in Bad Birnbach. Die Wirtsleute, Jürgen Stillner und das Ehepaar Lisa und Günther Putz, verfügen über eine Gemeinsamkeit: das 'Wirtsgen', die Lust und Leidenschaft Wirt zu sein - trotz aller Widrigkeiten.

Der "Großwirt" in Mirskofen

Jürgen Stillner, von seinen Stammgästen Willi genannt, betreibt den „Großwirt“ in Mirskofen seit Januar 2010. Das Gasthaus wurde nach einem Brand 1618 wieder aufgebaut, die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1395. Als die alte Wirtin 2009 aufhörte, stand das Haus zunächst leer, bis sich Jürgen Stillner seiner „erbarmte“. Sein Ziel: ein Wirtshaus, wo sich das ganze Dorf trifft. Er serviert seinen Gästen nur, was ihm selber schmeckt: erstklassige Brände, Biere von kleineren Brauereien, regionale Speiseklassiker mit Fleisch vom Metzger vor Ort.

Der "Alte Weißbräu" in Bad Birnbach

Wirtin Lisa Putz im "Alten Weißbräu" in Bad Birnbach

Lisa und Günther Putz führen den Gasthof „Alter Weißbräu“ in Bad Birnbach seit 17 Jahren. Die offizielle Genehmigung, Branntwein auszuschenken, wurde vom Königlich Bayerischen Bezirksamt in Bad Griesbach im Jahre 1867 erteilt, die Anfänge als Wirtshaus liegen wohl schon früher. Das Traditionelle wird auch vom jetzigen Wirtspaar hochgehalten: Wirtshausmusikanten spielen auf, Wachsstöckl werden verkauft, Günther Putz, der Mann am Herd, bietet bayerische Küche mit regionalen Produkten nach traditionellen bayerischen Rezepten. Einheimische und die zahlreichen Kurgäste aus Bad Birnbach und Umgebung können das täglich genießen. 

Tipp zum Thema:

Vor kurzem ist im Pustet-Verlag ein Buch erschienen mit dem Titel "50 historische Wirtshäusern in Niederbayern". Darin sind 50 dieser Schmuckstücke portraitiert, die über Generationen hinweg ihre ursprüngliche Atmosphäre gepflegt und erhalten haben - und denen es gelungen ist, mit Charakter und Charme allen Moden zu trotzen. Autoren: Franziska Gürtler/Sonja Schmid/Gerald Richter, ISBN: 978-3-7917-2642-7.


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