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Wirtshaustipp "Zur Alten Mühle" in Dirnaich

Wirtshausexperte Wolfgang Schneider hat sich nach Dirnaich, einem Ortsteil im niederbayerischen Gangkofen, aufgemacht. Dort steht nämlich eine kleine Mühle, die vor über 40 Jahren zu einem Wirtshaus umfunktioniert wurde.

Stand: 04.12.2017 | Archiv

"Zur Alten Mühle" in Dirnaich von außen | Bild: Wir in Bayern

Das Besondere am Wirtshaus  "Zur Alten Mühle"

"Alte Mühlen erinnern an vergangene Zeiten, die sehr oft entbehrungsreich und hart waren. Und wie vielfach in unserer Geschichte waren es starke Frauen, die den Laden am Laufen hielten. So eine starke Frau war Maria Girster, die Mutter des jetzigen Wirtes. Als ihr Bruder im Krieg gefallen war, erlernte sie den Beruf der Müllerin und heiratete später den Müllermeister Albert Mailhammer. Das Anwesen samt dazugehöriger Landwirtschaft hatten ihre Eltern um 1900 gekauft, vom kleinen Fluss Bina den heutigen Mühlbach abgezweigt und ein großes Wasserrad gebaut. Zur Getreidemühle kam ein Sägewerk hinzu und nach und nach, vor allem mit der zweiten Generation, wuchs der Betrieb. Ein verheerendes Hochwasser zerstörte allerdings 1954 Mühle, Schleuse und Mühlrad, das dann durch eine moderne Turbine ersetzt wurde. Doch 1960 war Schluss mit dem Betrieb, kleine Mühlen waren nicht mehr überlebensfähig. Aus der Mühle wurde mit der Zeit ein richtiges Wirtshaus. Wenige Monate nach der Eröffnung im Jahre 1973 verstarb Albert Mailhammer. Wie Maria Girster als 17jährige alleine die Mühle geführt hatte, so führte sie dann als gestandene Frau zunächst allein das Wirtshaus. Später wurde sie unterstützt von ihrem Sohn Manfred und ihrer Schwiegertochter Lydia, den jetzigen Wirtsleuten."

Das Gasthaus von innen

"Wo einst Getreide gemahlen wurde, wird jetzt gegessen und getrunken. Ein Mühlstein erinnert an die Geschichte des Hauses. Hier in diesem über fünf Meter hohen, beinahe kapellenartigen Wirtshaus, hat sich seit über 40 Jahren nichts verändert. Die heimischen Schreiner haben gute Arbeit geleistet und die damaligen Wirtsleute guten Geschmack bewiesen. Auf der Empore sitzen die Gäste beinahe auf gleicher Höhe wie der große Lüster. Zudem gibt es einen außergewöhnlichen Nebenraum, in dem gleich zwei große Stammtische stehen. Hier treffen sich (fast) ausschließlich Stammgäste, oft noch im Arbeitsgewand, zu einer Feierabendhalbe. Selbstverständlich wird hier gekartelt. Dass man am Sonntag nach der Kirche zusammenkommt, gehört genauso zu diesem Dorfwirtshaus wie Tauffeiern und Leichentrünke, Hochzeitsgesellschaften und Geburtstage."

Die Küchenart

"In der Küche stehen über 40 Jahre Erfahrung: Gelernt hat Manfred Mailhammer seinen Beruf von der Pike auf im Hofbräuhaus in München. Schon als junger Mann musste er in seinem Elternhaus Verantwortung übernehmen und hat nach und nach seine eigenen Vorstellungen umgesetzt. Mit 'gut bürgerlich' ist die Küche in Dirnaich wohl am besten beschrieben. Sie besteht fast ausschließlich aus frischen, heimischen Produkten (nur die Rinderlende kommt aus Argentinien). Die Speisekarte mit acht Hauptgerichten, zwei Suppen und zwei Desserts ist erfreulich übersichtlich und wechselt wöchentlich. Hier habe ich auch mal wieder eines meiner Lieblingsgerichte entdeckt: gebackene Milzwurst mit Bratensoße und Kartoffelsalat, der in der Alten Mühle jeden Tag frisch zubereitet wird."

Schneiders Vorspeise

"Ich hatte eine Kaslaiberlsuppe, wobei die Laiberl selbstverständlich in einer kräftigen Rindsbrühe schwimmen. Dafür brät der Koch sogar extra Zwiebeln an, um der Suppe mit den Markknochen vom Ochsen eine dunklere Farbe zu geben. Die Masse der Laiberl besteht aus vier verschiedenen Käsesorten (Parmesan und Bergkäse), magerem Topfen (sollte möglichst trocken sein) und Eigelben zur besseren Bindung. Gewürzt wird mit der hauseigenen Mischung. In der Pfanne werden die Laiberl goldgelb gebraten, um dann serviert mit einem kleinen Berg gerösteter, brauner Zwiebeln sowie - nicht nur zur Deko - gehackter Petersilie und roten Radieserlsprossen. Delikat und ideal für kalte Tage!"

Wolfgang Schneiders Hauptspeise


"Als Hauptspeise hatte ich einen Rehbraten. Dafür wird der Knochen aus dem Schlegel entfernt, das Fleisch zusammengebunden und von allen Seiten kräftig angebraten. Hauptbestandteile des aufwendigen Soßenansatzes sind Wurzelgemüse, Rotwein und Balsamicoessig. Gewürzt wird mit Nelken, Lorbeer, Wacholder, Piment, Koriander, Senfkörnern, Tomatenmark, Pfeffer und Rosmarin. Etwa zwei Stunden schmoren Fleisch und Soßenansatz im geschlossenen Topf bei ca. 150 Grad vor sich hin. Abgeschmeckt wird die passierte Soße dann mit Preisel-, Aronia- und Gojibeeren. Dazu werden Steinpilzspätzle in perfekter Konsistenz serviert. Abgerundet wurde das Gericht mit einer 'besoffenen Birne', gekocht in Läuterzucker mit Nelken und Zimtstangen, anschließend getränkt in Williamsbirne. Das war wahrhaft formidabel und hat richtig gut geschmeckt."

Anreise

Von München aus sind es ca. 100 km, von Nürnberg aus ist es etwa doppelt so weit.

Zur Alten Mühle
Dirnaich 27
84140 Gangkofen
Tel: 08722-363
www.alte-muehle-dirnaich.de

Die Öffnungszeiten
Donnerstag bis Samstag ab 17.00 Uhr (warme Küche von 17.00 - 21.00 Uhr)
Sonntag ab 9.00 Uhr durchgehend geöffnet (warme Küche von 11.00 - 14.00 Uhr und 17.00 - 20.00 Uhr)

Preise

"Die Kaslaiberlsuppe kostet 3,90 Euro, der Rehbraten 15,80 Euro. Weitere Hauptgerichte liegen zwischen 7 und 20 Euro. Die Halbe wird für 3 Euro ausgeschenkt."

Freizeittipp

"Entdecken Sie Kunst von Weltrang - nur gut 10 km von Dirnaich entfernt - und besuchen Sie das Berta-Hummel-Museum in Massing. Noch bis Mai 2018 erwartet Sie dort die Sonderausstellung 'Picasso und Hummel'. Ein privater Sammler hat dem dortigen Museum etwa 50 Lithografien, Collotypien und Radierungen zur Verfügungen gestellt - teilweise noch mit Originalsignatur Picassos. Diese Arbeiten sind ein sehr spannender Kontrast zu den Arbeiten der begnadeten Malerin und Zeichnerin Berta Hummel, die durch ihre Kinderbilder und den nach ihren Entwürfen gefertigten Hummelfiguren aus Keramik berühmt wurde. Bei dieser Sonderausstellung lernen Sie auch die unbekannte Seite der Künstlerin und Ordensschwester Maria Innocentia Hummel kennen."


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