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Wirtshaustipp Landgasthof Lacherdinger in Ascholding

Sich in einem oberbayerischen Dorf als Fremder zu etablieren, das ist nicht ganz einfach. Die Riedls haben es aufgrund ihrer Herzlichkeit geschafft und vor allem mit ihrer Dorfwirtschaft, die durch ihren Stil, die Einrichtung und die Küche besticht.

Stand: 13.02.2017 | Archiv

Landgasthof Lacherdinger in Ascholding von aussen | Bild: Wir in Bayern

"Klingt banal, aber es ist so: Der Erfolg einer Wirtschaft auf dem Lande hängt in erster Linie von den Wirtsleuten ab. Ulla und Robert Riedl, in Ober- bzw.  Niederbayern aufgewachsen, sind zwei, die es einfach draufhaben. Beide sind hervorragend ausgebildet, er zum Küchenmeister, sie zur Hotelfachfrau und beide haben viele Jahre - unter anderem - in renommierten Schweizer Häusern gearbeitet. 1995 haben sie den 'Lacherdinger' gekauft, zu einem Zeitpunkt, als vom Glanz der einst renommierten Wirtschaft nicht mehr allzu viel übrig war. Es ist ihnen gelungen, aus dem Anwesen in kurzer Zeit wieder eine florierende Wirtschaft samt Fremdenzimmern zu machen."

Der Gasthof von außen

"1880 wurde das Anwesen erbaut und es ist immer schon eine Wirtschaft gewesen. Außerdem wurden hier auch eine Landwirtschaft und eine Metzgerei betrieben. Nach und nach haben die Riedls das Haus saniert. Sobald Geld da war, wurde wieder investiert. So ist ein schmuckes Wirtshaus mitten im Ort Ascholding entstanden, in das auch die Einheimischen gerne gehen und wo Familienfeste gefeiert werden."

Das Gasthaus von innen

"Wie gesagt, die Sanierung ist gelungen - außen und innen. Es erwartet den Gast eine stilvoll-gemütliche Wirtschaft, durchaus mit einem Hauch Vornehmheit, vor allem in der Stube. Ahorn- und Buchenholz machen die Sache heimelig. Das gilt auch für den Raum im Eingangsbereich, wo jetzt der Stammtisch steht und früher der Verkaufsraum der Metzgerei war. Und dann gibt's noch eine Stube namens 'Hölle', so genannt, weil dieser ehemalige Kühlraum bei der Sanierung gewaltige Probleme bereitet hat."

Die Küchenart

"Man merkt natürlich, dass der Küchenchef Robert Riedl ausschließlich in gehobenen, auch Sterne-Restaurants, gearbeitet hat. Ein bisserl gehoben darf es also schon sein, quasi bayerische Küche mit internationalem Einschlag. Trotzdem kommt sie bodenständig ohne Schnickschnack daher. Und noch etwas: Bio-Lebensmittel werden zunehmend mehr, sogar bei der Brotzeitkarte."

Schneiders Vorspeise

"Gerne besinnt sich der Koch an seine 'Schweizer Jahre', und so habe ich mir eine Schaumsuppe vom jungem Greyezer mit Blutampfer ausgesucht. Dieses Gemüse hat rote Adern in den Blättern und ist spürbar milder als der Sauerampfer. Diese Suppe, so der Küchenchef, funktioniert natürlich genauso gut mit einem bayerischen Käse. Dazu werden Schalotten in Butter angeschwitzt und mit Weißwein und Rinderbouillon aufgegossen. Das Ganze eine Viertelstunde vor sich hin köcheln lassen, dann samt Käse in den Mixer geben. Schlagrahm gehört noch dazu und zur Bindung Kartoffeln. Wahrhaftig eine geschmackvolle sämige Sache für Schweizer und - natürlich auch - Bayern. Gut hat's geschmeckt."

Schneiders Hauptspeise

"Meine Wahl fiel auf Hirschroulade nach Engadiner Rezept. Die Fülle ist eine aufwändige Farce aus Hirsch- und Schweinefleisch, Eiweiß, Zitronen- und Orangenabrieb, Rahm, Salz, Pfeffer und Kardamom. Um das Fleisch noch saftiger zu machen, wird dieses mit einer Speckscheibe umwickelt. Scharf angebraten landen die Rouladen anschließend für fünf Minuten bei 220 Grad im Ofen. Danach schwenkt sie der Maître noch in Rosmarin- und Salbeibutter. Die Beilagen sind Rosenkohlblätter, mit Muskat abgeschmeckt, und Rösti aus - ganz wichtig - gekochten Kartoffeln vom Vortag. Außerdem werden dazu karamellisierte, in Butter angeschwenkte Birnen gereicht. Alles in allem eine sehr schöne Komposition."

Anreise

Gasthaus Lacherdinger
Hauptstraße 7
83623 Dietramszell
Telefon: 08171-29559

Preise

"Die Käsesuppe kostet 4,80 Euro, die Rouladen 18,90 Euro. Weitere Hauptgerichte liegen zwischen neun und 22 Euro. Die Halbe Bier geht für 3,20 Euro über den Tresen."

Öffnungszeiten

"Montag, Donnerstag und Freitag gibt es warme Küche von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 21 Uhr. An Samstagen, Sonntagen und Feiertagen durchgehend von 11 bis 21 Uhr. Dienstag und Mittwoch machen die Wirtsleute Pause."

Anreise

"Von München aus sind es 40 km, von Nürnberg etwa 200 km."

Freizeittipp

"Wir haben leider einen sehr, sehr nebligen Tag erwischt, sind aber trotzdem mit dem Auto ca. 20 Minuten in Richtung Starnberger See gefahren und in Holzhausen gelandet. Da gibt es einen fantastischen Aussichtspunkt, nämlich den Hügel, auf dem die Pfarrkirche des kleinen Ortes steht. Sie ist malerisch anzusehen mit ihrem Zwiebelturm und schmückte fast zwei Jahrzehnte das Foto der bayerischen Tourismus-Werbung. Vor dem Eingang zum kleinen, fast verwunschenen Friedhof stehen die Reste der Tausendjährigen Linde - und unversehrt eine Statue der Mutter Gottes. Als ein Sturm den riesigen Baum fällte, so wird erzählt, ragte die Figur unbeschädigt aus einem Astloch hervor."


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