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Garten So bekämpfen Sie Schädlinge mit Nützlingen

Schon wieder angefressener Salat? Oder Blattläuse an den Rosen? Die Schädlinge, die unsere liebevoll angelegten Pflanzen zerstören, sind äußerst lästig! Aber wir können ihnen mit Nützlingen den Garaus machen - ganz ohne Chemie. Gartenexperte Andreas Modery hat die besten Tipps, wie Sie Nützlinge in Ihren Garten locken und die "Natur pur" für sich nutzen können.

Stand: 22.06.2023 13:27 Uhr

Nackschnecke im Gras | Bild: BR / Johanna Schlüter

Eine intakte Natur besitzt immer ein biologisches Gleichgewicht. Das gilt auch bei der Schädlingsbekämpfung. Hier ist gezieltes Eingreifen gefragt, um die Pflanzen von den Schädlingen zu befreien. Der beste Weg ist, ein ausgewogenes Miteinander zwischen Pflanze, Schädling und Nützling herzustellen.

Nützlinge sind die natürlichen Feinde der Schädlinge und reduzieren diese gezielt. Also müssen wir sie fördern – egal ob im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse. Die Insekten unter den Nützlingen haben übrigens eine weitere Aufgabe: sie sind auch als Bestäuber von Obst und Gemüse unterwegs!

Tipp:

Einen Nützlingsgarten anzulegen, ist nicht schwer. Schon kleine Schritte helfen den fleißigen Freunden, und ein paar "wilde Ecken" sind ein toller Anfang. Dazu ist kein großer Garten nötig – sogar auf dem Balkon oder der Terrasse können passende Bereiche geschaffen werden.

Schädlinge

  • Schnecken (fressen gern Gemüse, grünen Salat, Erdbeeren, junges Blattgrün oder die Blüten verschiedener Zierpflanzen)
  • Pflanzenläuse (ernähren sich von Pflanzensaft, zum Beispiel von Rosen, Hibiskus, Holunder oder Engelstrompeten)
  • Dickmaulrüssler (fressen gerne alles mit derben Blättern wie Kirschlorbeer, Buchsbaum, Rosen oder Rhododendron, außerdem Blätter von Beerensträuchern, Stauden und Kübelpflanzen, die Larven schädigen zudem die Wurzeln)
  • Nematoden (die winzigen Fadenwürmer dringen ins Wurzelsystem der Pflanzen ein und befallen beispielsweise Gartenpflanzen und -gemüse wie Möhre, Gurke, Tomate oder Kartoffel)
  • Raupen (die Larven von Eichenprozessionsspinner, Kohlweißling, Buchsbaumzünsler, Gespinstmotte & Co. können innerhalb weniger Tage ganze Sträucher kahlfressen)

Nützlinge

  • Insekten (wie Marienkäfer, Florfliege oder Schlupfwespe)
  • Ohrwürmer
  • Vögel
  • Igel
  • Eidechsen
  • Fledermäuse

Vorteile beim Einsatz von Nützlingen

  • rein biologisches Verfahren
  • keine Gefährdung für Mensch, Haustier oder Pflanze
  • keine schädlichen Rückstände
  • keine Umweltbelastung
  • sofortiger Einsatz möglich
  • keine Wartezeit vor dem Genuss von Obst und Gemüse
  • keine Beeinträchtigung der heimischen Flora und Fauna

So fördern Sie die Nützlinge

Insekten

Für Insekten wird es hierzulande immer schwerer, geeignete Plätze zu finden. Denn unsere Gärten sind oft penibel angelegt und aufgeräumt, ohne Abfälle, Laubreste oder Grünschnitt. Schenken Sie nützlichen Insekten ein Zuhause – und vermeiden Sie dadurch umweltschädliche chemische Gifte zur Schädlingsbekämpfung. Optimale Bedingungen bietet ein Insektenhotel:

  • Überwinterungshilfe
  • Quartier und Brutstätte für den Nachwuchs
  • ganzjährige Öffnungszeiten
  • unbehandelte Baumaterialien

Insektenhotels gibt es in verschiedenen Preisklassen und Größen. Kaufen Sie kein "Billig-Hotel", das mit Füllmaterial vollgestopft ist, an dem sich die Insekten womöglich verletzen können (weil sich zum Beispiel die Holzfasern bei Feuchtigkeit aufstellen). Am besten ist ein hochwertiges "Fünf-Sterne-Hotel", das Sie auch selber bauen können.

GästelisteLieblingszimmerBeliebte MaterialienAufgabe des Gastes
WildbieneNiströhrenhohle Pflanzenstengel (Schilf- und Bambusrohre)                 
Blüten bestäuben
MauerbieneLöcherHolz- und Lehmlöcher Obstblüten bestäuben
MarienkäferGeschichtetes Laub oder lockeres Material Holz- beziehungsweise RindenstückeBlattlaus & Co. vertilgen
GrabwespeNiströhrenhohle Pflanzenstengel (Schilf- und Bambusrohre)                 
Blattlaus-, Zikaden- und Blätterkäfer jagen (für Larven)
FlorfliegeZapfen-ZwischenräumeZapfen, HolzwolleBlattlaus & Co. vertilgen
TagfalterTrockene, geschützte Räumedünne ÄstchenBestäuben

Die Anordnung der einzelnen "Hotelzimmer" folgt keinem festgelegten Schema, es ist ein bisschen wie ein Setzkasten oder Bausteine-Spiel. Aufgrund der verwendeten Materialen ist jedes Hotel ohnehin ein Unikat.

Der Standort fürs Insektenhotel

  • Ausrichtung nach Süd-West oder Süd-Ost (damit die Brut ausreichend Wärme bekommt)
  • so nah wie möglich an den Nahrungsquellen der Insekten
  • Abstand zum Boden etwa 80 Zentimeter
  • vollsonnig, wind- und witterungsgeschützt

Ohrwürmer

Ohrwürmer, oder Ohrenkneifer, bilden innerhalb der Klasse der Insekten eine eigene Ordnung. Sie ernähren sich gerne von Blattläusen. Auf ihrem Speiseplan stehen zudem die Eier von Apfelwicklern, Milben oder Gespinstmotten und Pilzgeflechte. Als "Ohrwurmhotel" haben sich mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe bewährt.

Vögel

Vögel ernähren sich und ihre Jungen von einer großen Menge an Insekten, Raupen, Schnecken und anderem Getier. In einem blitzblanken Garten fühlen sich Vögel allerdings nicht wohl. Sorgen Sie deshalb für möglichst viel "Vogelfreundlichkeit".

Das lieben Vögel

  • einheimische Blumen, Stauden, Sträucher und Bäume
  • Vogelnährgehölz (Vogelbeere, Weißdorn, Schneeball)
  • Nisthilfen
  • Sitzwarten (auf erhöhten Positionen)
  • Wasserstellen
  • möglichst viel Unordnung
  • Futterhäuschen
  • Insekten

Igel

Der stachelige Nützling geht nachts auf Nahrungssuche und legt dabei beträchtliche Strecken zurück. Tagsüber schläft er in einem geschützten Bereich, etwa unter Hecken oder Gebüschen. Im Spätherbst zieht er sich für seinen Winterschlaf zurück, der - je nach Wetterbedingungen - bis April dauern kann. Zu seiner Beute zählen Schädlinge wie Schnecken, Raupen, Insekten- und Käferarten.

Das lieben Igel

  • Unterschlupf und Nistmöglichkeit (Totholz, Laub- und Reisighaufen)
  • Erdmulden
  • Igelhäuschen
  • Laubhaufen mit einer Basis aus Feldsteinen
  • Fütterung: Trockenfutter für Katzen
  • Igel im Winter draußen lassen
  • Verzicht auf englischen Rasen und exotisches Gehölz
  • keine engmaschigen Zäune (brauchen Durchschlupfmöglichkeit)

Das ist schlecht für Igel

  • Kellerschächte und Gruben (bitte abdecken, sonst werden sie zu Fallen!)
  • Chemie im Garten
  • leere Vogeltränken
  • Laubsauger
  • Mähroboter

Eidechsen

Eidechsen sind ausdauernde Jäger. Sie liegen auf der Lauer und warten auf ihre Beute, die sie blitzschnell angreifen und vertilgen. Sie fressen unter anderem die gefürchteten Kohlweißlinge und Gemüsefliegen, außerdem mögen sie gerne Schnecken und Würmer, Käfer, Spinnen und andere Kleintiere.

Das lieben Eidechsen

  • viel Sonne
  • Ziegelsteine und Steinplatten
  • Rückzugsorte (Schutz vor Hauskatzen und Vögeln)
  • frostfreie Erdspalten
  • Natursteinmauer ohne Mörtel und ohne Fugen mit vielen Spalten und Verstecken
  • Reisighaufen
  • Steinhaufen

Fledermäuse

Fledermäuse benötigen viel Nahrung. Insbesondere die Männchen müssen sich eine Speckschicht als Reserve für die Balz anfressen. Dafür vertilgen sie pro Nacht ungefähr ein Drittel ihres Körpergewichts in Form von Insekten. Dabei bevorzugen sie (Stech-)Mücken, Schnaken und Nachtfalter. Sie nehmen auch gerne Käfer und Hundertfüßer auf. Gejagt wird nur im Sommer, dann jedoch reichlich und ausdauernd.

Das lieben Fledermäuse

  • Fledermausquartier
  • vielfältig gestalteter Garten mit artenreicher Wiese und heimischen Pflanzen 
  • chemiefreie Gärten
  • Unterschlüpfe
  • Gartenteich und andere Wasserstellen
  • Fledermausstauden: Nachtkerze, Wegwarte, Leimkraut oder Seifenkraut (diese locken Nachtfalter an, die eine Delikatesse für Fledermäuse sind)     
  • Insekten                                                                                                                                           

Viel Erfolg mit den Tipps und einen schönen Sommer wünschen Andreas Modery und "Wir in Bayern"!


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