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Kräuter Heilsame Rezepte mit Fichtenspitzen

Halten Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang die Augen offen und nehmen Sie sich eine Tragetasche mit, denn: Es ist Fichtenzeit! Und weil diese bei vielen Beschwerden zum Einsatz kommen kann, sollten wir sie nun sammeln und verarbeiten. Geerntet werden jetzt die jungen Fichtenspitzen, auch bekannt als "Maitrieb". Kräuterexpertin Monika Engelmann verrät ihre Lieblingsrezepte.

Stand: 22.04.2024

Fichtenspitzen (Maitriebe) werden gesammelt.  | Bild: picture alliance

Die Fichte ist ein beeindruckender Baum, der in den Wäldern Europas heimisch ist. Sie hat eine Fülle von heilkundlichen Eigenschaften, die seit Jahrhunderten von verschiedenen Kulturen genutzt werden.

Inhaltsstoffe der Fichte

Die Fichte ist reich an ätherischen Ölen, Harzen, Vitamin C und weiteren bioaktiven Verbindungen.
Diese Inhaltsstoffe verleihen der Fichte eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen. Die ätherischen Öle der Fichtennadeln wirken wärmend, schleimlösend, fördern die Durchblutung und stärken das Immunsystem.  

Anwendungsmöglichkeiten der Fichte

  • Ein beliebtes Mittel ist der Fichtennadeltee, der durch das Aufbrühen von frischen oder getrockneten Fichtennadeln hergestellt wird. Dieser Tee wird traditionell zur Linderung von Husten, Halsschmerzen und anderen Atemwegserkrankungen eingesetzt.
  • Das Einatmen von Fichtendampf kann auch bei verstopfter Nase und Erkältungen helfen.
  • Darüber hinaus kann das ätherische Öl der Fichte zur Massage verwendet werden, um Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
  • Fichtennadelbäder werden zur Linderung von rheumatischen Beschwerden und Muskelverspannungen eingesetzt.
  • Für einen erholsamen Schlaf können Fichtennadelkissen genutzt werden.
  • Darüber hinaus wird Fichtenteer und -harz zur Behandlung von Hautkrankheiten wie Wunden, Ekzemen und Verbrennungen eingesetzt.

Achtung!

Wenden Sie Fichte nicht bei Asthma und Keuchhusten an. Nehmen Sie außerdem keine Bäder mit Fichtennadeln bei größeren Hautverletzungen, Hautkrankheiten, Fieber, Herzschwäche und Bluthochdruck.

Junge Fichtenspitzen

Die jungen Fichtenspitzen, auch bekannt als Maitrieb, sind besonders reich an Vitamin C, Zucker und Gerbstoffen. Allerdings enthalten sie weniger ätherische Öle als ausgereifte Fichtenspitzen. Sie werden im Frühling geerntet, wenn sie zart und frisch sind. Gerade jetzt, im April und Mai, ist die richtige Erntezeit dieser wertvollen Pflanzenteile.
Die zitronig und nur leicht harzig schmeckenden Maitriebe können roh gegessen oder zu Sirup, Gelee oder Likör verarbeitet werden.
Sie sind nicht nur eine köstliche Ergänzung zu Salaten und anderen Gerichten, sondern stärken auch das Immunsystem und wirken vitalisierend.

So ernten Sie junge Fichtenspitzen

Die Ernte der jungen Fichtenspitzen erfordert Sorgfalt und Respekt für die Natur. Es ist wichtig, Maitriebe nur an den unteren Zweigen erwachsener Bäume zu pflücken. Und nur ein paar pro Zweig und Baum, da die Fichte an den beernteten Stellen nicht weiterwachsen kann. Am besten im eigenen Garten sammeln oder beim Nachbarn nachfragen. Wer im Wald Fichtenspitzen sammeln möchte, sollte vorher beim Förster oder Waldbesitzer um Erlaubnis fragen.
Sie können die Fichtenspitzen entweder sofort nach der Ernte verwenden oder trocknen, um ihre heilenden Eigenschaften für einen späteren Einsatz zu konservieren. In einem gut schließenden Gefäß sind sie, dunkel, kühl und trocken gelagert, etwa ein Jahr haltbar.

Achtung: Verwechslungsgefahr mit giftiger Eibe!

Ein besonderes Augenmerk sollten Sie auf die Unterscheidung zwischen der Fichte und der giftigen Eibe legen, da eine Verwechslung schwerwiegende Folgen haben kann.

Unterscheidungsmerkmale von Fichte und Eibe

FichteEibe (giftig)
Nadeln:
Die Fichte besitzt relativ feste und im Durchschnitt rautenförmige Nadeln, die vorne spitz sind und stechen. („Ficht sticht, Tann nicht!“)
Nadeln:
Im Gegensatz zur Fichte sind die Nadeln der Eibe gestielt, flach und nicht stechend. Sie sind dunkelgrün auf der Oberseite und hellgrün auf der Unterseite. Vor allem ältere Nadeln weisen eine erhabene Mittelrippe auf.
Rinde/Borke:
Anfangs ist die Borke der Fichte glatt und kupferfarbig. Im Alter wird sie gräulich-braun und schuppig-rau.
Rinde/Borke:
Die Rinde der Eibe ist in der Jugend glatt und rötlich-braun, ähnlich wie die der Fichte, wird aber im Alter grau-braun und beginnt sich schuppig abzulösen. Im Vergleich zur Fichte wirkt sie wesentlich glatter.
Zapfen:
Die Zapfen der Fichte hängen herab und fallen in ihrer Gesamtheit ab.
Früchte/Samen:
Eine der auffälligsten Unterscheidungsmerkmale der Eibe sind ihre roten, fleischigen, beerenähnlichen Früchte, die auf weiblichen Bäumen zu finden sind. Alle Pflanzenteile der Eibe sind tödlich giftig. Ausnahme ist lediglich der rote, fleischige Samenmantel der beerenartigen Früchte. Der innen befindliche Samen ist wiederum giftig.

Rezepte mit Fichtenspitzen

Fichtenspitzen-Likör

Fichtenspitzen-Likör wird bei Husten, Heiserkeit sowie bei Verdauungs- und Kreislaufbeschwerden eingesetzt.

Zutaten:

  • 50 g frische, hellgrüne Fichtenspitzen  
  • 50 g flüssiger Honig
  • 350 ml Doppelkorn

Zubereitung:

  • Fichtenspitzen waschen und gut abtropfen lassen.
  • Die Fichtenspitzen mit dem Honig und Alkohol in ein weithalsiges Schraubglas füllen.
  • Etwa sechs Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen, dabei gelegentlich aufschütteln.
  • Anschließend durch ein feinmaschiges Sieb abgießen und in eine saubere Flasche füllen.
  • Durch eine längere Lagerzeit (etwa sechs Monate) baut sich das zitronige Aroma etwas ab und der Likör entwickelt eine interessante, harzige Waldnote.

Anwendung:

Bei Bedarf ein Stamperl nach dem Essen pur oder mit Wasser aufgegossen einnehmen.
Dieser Likör ist selbstverständlich nicht für Kinder und Schwangere geeignet!

Tipp:

Das zitronige Waldaroma dieses Fichtenspitzen-Likörs passt wunderbar zu sommerlichen Mixgetränken (beispielsweise Fichtenspitzen-Hugo) oder Süßspeisen.

Fichtenspitzen-Honig

Dieser Honig wirkt entzündungshemmend, zellschützend und immunstimulierend, er stärkt die Verdauung und die Abwehrkräfte.

Zutaten:

  • 2 Handvoll frische, hellgrüne Fichtenspitzen
  • 250 g flüssiger Honig
  • 2 Scheiben Bio-Zitrone

Zubereitung:

  • Die Fichtenspitzen und die Bio-Zitrone waschen und gut abtropfen lassen.
  • Von der Zitrone zwei etwa halbzentimeterdicke Scheiben schneiden und gemeinsam mit den Fichtenspitzen sowie dem Honig in ein weithalsiges Schraubglas füllen.
  • Mindestens drei Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Dabei hin und wieder aufschütteln.
  • Anschließend durch ein Sieb abgießen.

Anwendung:

Zur immunstärkenden Kur über drei Wochen täglich 1 bis 2 Esslöffel pur, auf ein Brot gestrichen oder mit Wasser aufgegossen einnehmen.

Haltbarkeit:

In ein sauberes Schraubglas gefüllt, dunkel und kühl aufbewahrt ist Fichtenspitzen-Honig etwa ein Jahr haltbar.

Tipp:

Sie können diesen Fichtenspitzen-Honig auch zum Mixen von Limonaden oder für Süßspeisen verwenden.

Fichtenspitzen-Trunk

Dieser erfrischende und wohlschmeckende Trunk versorgt den Körper mit vielen wertvollen Vitalstoffen und hilft so auf unkomplizierte Weise, die Abwehrkräfte in der Frühlingszeit zu stärken.

Zutaten:

  • 1 Handvoll frische, hellgrüne Fichtenspitzen
  • 1 Bio-Orange
  • 1 EL flüssiger Honig
  • 1 L Wasser
  • eventuell Eiswürfel

Zubereitung:

  • Die Fichtenspitzen und die Orange waschen und leicht abtropfen lassen.
  • Wasser und Fichtenspitzen in einem hohen Mixbecher kurz pürieren.
  • Von der Orange Zesten abziehen, anschließend die Frucht auspressen.
  • Zesten, Orangensaft und Honig zum Fichtenspitzen-Ansatz geben und verrühren.
  • Die Mischung ein paar Stunden bei Zimmertemperatur ziehen lassen.
  • Danach durch ein feinmaschiges Sieb abgießen. Abschmecken und kühlstellen - dann genießen!

Tipp:

Ist der Durst sehr groß, können Sie auch Eiswürfel zum abgeschmeckten Getränk geben und sich gleich daran erfreuen.

Haltbarkeit:

Im Kühlschrank ist dieser Trunk etwa drei Tage haltbar.

Anwendung:

1 bis 2 Gläser täglich trinken.

Viel Erfolg mit diesen Rezepten wünschen Monika Engelmann und "Wir in Bayern"!


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