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Umwelt Augen auf beim Kerzenkauf: Nachhaltige Kerzen

In der dunklen Jahreszeit, vor allem im Advent, steigt wieder der Kerzenverbrauch in Deutschland. Ob Stabkerzen oder Teelichter - sie machen in den unterschiedlichsten Formen und Farben unser Zuhause kuschelig und sorgen für eine schöne Atmosphäre. Doch Kerzen können leider auch gesundheits- und umweltschädlich sein. Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Alexandra Achenbach gibt Tipps für nachhaltige Kerzen.

Stand: 07.12.2022

Blumen mit Kerzen im Hintergrund. | Bild: BR/Lisa Hinder

Synthetische Duftstoffe, Palmöl oder Erdöl - Kerzen aus dem Handel sind oftmals weder gesund noch gut für die Umwelt. Deshalb lohnt sich ein kleiner Blick hinter die Kulissen, um beim nächsten Kerzenkauf ganz bewusst die richtige Wahl treffen zu können. Und mit unseren Tipps wird das zum Kinderspiel.

Das steckt in unseren Kerzen:

Allergene und andere gesundheitsschädliche Stoffe

In Kerzenwachs und Docht können sich chemische Stoffe verstecken, die Sie besser vermeiden sollten – von Schwermetallen wie Nickel über Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) bis hin zu Schwefel und problematischen Duftstoffen, die Allergien auslösen können.
Als Kaufhilfe gilt hier das sogenannte RAL Gütezeichen Kerzen. Dieses Siegel soll sicherstellen, dass gesundheitsschädliche Grenzwerte nicht überschritten werden und die Kerzen ruß- und raucharm abbrennen. Es findet sich als Aufkleber auf der Kerze selbst oder als Hinweis auf der Verpackung. Außerdem hilft es, Kerzen nicht auszupusten, sondern den Docht im heißen Wachs zu löschen und auf Duftkerzen lieber ganz zu verzichten.

Tipp

Statt Duftkerzen mit meist synthetischen Duftstoffen sollten Sie lieber auf natürliche ätherische Öle in Bio-Qualität setzen. Im Wasser sanft erwärmt statt verbrannt, entfalten sie ihr Aroma, ohne dabei Schadstoffe freizusetzen.

Aluminium

Teelichter im praktischen Aluminiumschälchen sind preisgünstig und beliebt. Meist landet jedoch das Schälchen nach dem Abbrennen im Müll und so gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Wussten Sie, dass die Herstellung von Aluminium Unmengen an Energie verschlingt und große Umweltbelastungen mit sich bringt? Für die Förderung von Bauxit, dem Ausgangsmaterial für Aluminium, wird Regenwald gerodet und es entstehen große Mengen an giftigem Rotschlamm. So verursacht die Herstellung von Aluminium in Ländern wie Brasilien, Australien, Indien und Jamaika enorme Probleme für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen vor Ort.
Deshalb besser Teelichter mit wiederverwendbarer Hülle aus Glas oder Edelstahl nutzen und bei Bedarf nachfüllen.

Tipp

Teelicht-Hüllen aus Aluminium gehören in den Gelben Sack. Nur so kann der Rohstoff recycelt werden.

Paraffin, ein fossiler Brennstoff

Zwei Drittel aller in Deutschland verkauften Kerzen bestehen aus Paraffin, einem fossilen, nicht nachwachsenden Rohstoff, der aus Erdöl gewonnen wird. Paraffin ist nicht nur klimaschädlich, sondern kann beim Verbrennen auch gesundheitlich bedenkliche Stoffe wie Alkane, Alkene, Ketone, Toluol und Benzol in die Luft abgeben.
Achten Sie deshalb beim Kerzenkauf auf Kerzen aus nachwachsenden Rohstoffen, wenn möglich aus der Region. Eine tolle Alternative sind hier beispielsweise Kerzen aus Raps- oder Sojawachs und Kerzen aus recycelter Biomasse.
Verwenden Sie doch Ihre Wachsreste wieder. Sie können entweder neue Kerzen daraus gießen oder einen sogenannten Wachsfresser zum Verbrennen nutzen.

So stellen Sie Kerzen aus Wachsresten her

Das brauchen Sie:

  • Kerzenreste
  • Garn oder Faden für den Docht
  • Zahnstocher
  • leere Papprolle (beispielsweise von Toilettenpapier)
  • Schale mit Sand

Herstellung:

  • Schmelzen Sie die Kerzenreste in einem Wasserbad.
  • Nehmen Sie für den Docht einen dicken Baumwollfaden und tauchen Sie ihn mehrmals in das heiße Wachs. Lassen Sie ihn anschließend abkühlen.
  • Stellen Sie die Papprolle in eine Schale mit Sand, so dass sie stabil steht.
  • Legen Sie den Zahnstocher über die obere Öffnung und befestigen Sie mit einem Tropfen Wachs den Docht daran in der Mitte.
  • Gießen Sie nun vorsichtig das Wachs in die Rolle und lassen es etwa zwei Stunden lang abkühlen.
  • Entfernen Sie anschließend die Papprolle. (Das klappt am besten, wenn das Wachs noch etwas weich ist!)

Palmöl, eine Gefahr für den Regenwald

Der zweithäufigste Kerzenrohstoff ist Stearin. Dieser Rohstoff ist zwar nachwachsend, wird aber leider meist aus Palmöl hergestellt. Und für den Anbau der Ölpalmen wird Regenwald gerodet. Da eine Deklarationspflicht für Kerzen derzeit fehlt, ist es für Verbraucher bislang nahezu unmöglich, herauszufinden, ob Palmöl für das Stearin in ihren Kerzen verwendet wurde und wie nachhaltig der Ölpalmen-Anbau vor Ort aussieht. Hier hilft nur, beim Hersteller oder Laden nachzufragen, nachzuforschen und auf Kerzen aus anderen nachwachsenden Rohstoffen zu setzen (siehe oben).

Bienenwachs, ein wertvoller und kostbarer Rohstoff

Bienenwachskerzen sind eine nachhaltige und natürliche Alternative zu Stearin und Paraffin. Doch aufgrund der hohen Nachfrage stammt das Bienenwachs oft aus fernen Ländern und wird mit anderen Rohstoffen gemischt.

Tipp

Achten Sie bei Bienenwachskerzen darauf, dass sie zu 100 Prozent aus Bienenwachs bestehen und kaufen Sie, wenn möglich, von einer Imkerei aus Ihrer Region.

"Unser derzeitiger Verbrauch an Kerzen ist kaum ökologisch und sozial gerecht zu decken. Der erste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit ist deshalb: Kerzenlicht wieder bewusst und sparsam zu genießen, also auf Qualität statt auf Quantität zu achten. Weniger ist wie immer mehr!"

Dr. Alexandra Achenbach, Expertin für Nachhaltigkeit

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Dr. Alexandra Achenbach und "Wir in Bayern"!


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