BR Fernsehen - Komödienstadel


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In Erinnerung an .... Gerd Krauss

Gerd Krauss hat unzählige Bühnenbilder für den Komödienstadel entworfen und gestaltet. Vier Jahre nach seinem Tod werden nun in Rudolstadt die Lose der Nachlassauktion gezeigt. Regisseurin Steffi Kammermeier erinnert sich im Interview gerne an die Zusammenarbeit mit ihm zurück.

Von: Manuela Muschner

Stand: 23.12.2016 | Archiv

Gerd Krauss | Bild: BR/Sessner

Gerd Krauss (1941-2012) war ein deutscher Bühnenbildner und Filmarchitekt. Seine Werke, ob Gemälde, Figuren oder die mehr als tausend Bühnenbilder sowie Ausstattungskonzepte, zeugen von der unerschöpflichen Fantasie des Künstlers. Vier Jahre nach seinem Tod wurden vom 16. bis 22. Oktober 2016 im Nordflügel des Residenzschlosses Heidecksburg im thüringischen Rudolstadt die Lose der Nachlassauktion des Bühnenbildners und Filmarchitekten gezeigt. Die Sammlung setzte sich aus Gemälden und plastischen Bildern von Gerd Krauss sowie neapolitanischen Krippenfiguren und Weihnachtskrippen zusammen. 

Steffi Kammermeier


Da zu Gerd Krauss' großen Auftragsarbeiten unter anderem auch Bühnenbilder von "Der Komödienstadel" zählen, haben wir die Münchner Autorin und Regisseurin Steffi Kammermeier gebeten sich an die Zusammenarbeit mit Gerd Krauss zurückzuerinnern.



BR:     Frau Kammermeier, Sie haben viele Komödienstadel geschrieben und inszeniert. Bei wie vielen Produktionen haben Sie mit Gerd Krauss zusammengearbeitet? Welche waren die spannendsten?

Kammermeier: Gerd Krauss und ich haben bei neun Komödienstadeln zusammengearbeitet. Alle steckten voller besonderer Herausforderungen, da ich immer auch gerne mit den Möglichkeiten des Bühnenbildes und mit ausgefallenen Requisiten arbeite.

Das Modell für "Die Maibaumwache"

Ein besonderes Requisit war der ausziehbare Teleskop-Maibaum in meinem Stadel "Die Maibaumwache“, welcher fast über das gesamte Bühnenbild ausgezogen werden sollte. Aber auch die improvisierte Polizeistation in "Amerikaner mit Zuckerguss“ hatte so viele kleine Besonderheiten, die die Improvisationskunst in der Nachkriegszeit spiegelten... Es war nie Routine, immer spannend, muss ich sagen.

BR:     Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Zusammenarbeit mit Gerd Krauss zurückdenken?

Kammermeier:
Gentleman.
Traumsichere Gestaltung.
Genauigkeit bei der Gestaltung.
Einfallsreichtum
Präzise Kenntnisse von Mode, Mobiliar, Einrichtung. Optimal für meine Stücke,
die ja alle in der bayerischen Historie angesiedelt sind..
Und seine kompetente Festigkeit, wenn es um Qualität und guten Geschmack ging.

BR:     War Gerd Krauss eher pragmatischer Dienstleister oder exzentrischer Künstler?

Verhexte Hex

Kammermeier: Gerd Krauss war durch und durch mit seiner ganzen Leidenschaft dabei. Er verband seine hochsensible Künstlerseele mit einem ausgesprochenen Pragmatismus. Immer stand das Stück und seine Notwendigkeiten im Vordergrund. Insofern war es ein Vergnügen, mit ihm an der praktischen Umsetzung von Stücken zu arbeiten. Er versuchte zu verstehen, um was es mir ging – und fand seinen eigenen Weg, das umzusetzen. Ich begriff schnell, dass es ausgesprochen dumm wäre, seine Ideen und seiner künstlerischen Qualitäten zu bremsen.

BR:     Gibt es Dinge, die ihn "auf die Palme bringen“ konnten?

Kammermeier: Unsinniger Sparzwang und fachliche Inkompetenz. Er hatte einen hohen Berufsethos, auf den er auch sehr stolz war. Wer ihn zu minderer Qualität zwang, konnte schon auch seinen Unmut spüren. Durch und durch Gentleman, hätte er sich jedoch nie zu einer lautstarken Szene hinreißen lassen.

BR:     Was zeichnete seine Bühnenbilder aus? Was machte sie besonders?

Attenhamer Christkindl

Kammermeier: Alles. Das begann mit den Modellen, die er zu jedem Stück anfertigte und die für sich schon kleine Kunstwerke waren. Dazu diese ganz besondere Sicherheit in Raum- und Farbgestaltung, in der Verwendung historischer Bauelemente, und bei den geschmackvollen Enterieurs – alles immer dem Stück und der Regie dienend. Gerd Krauss‘ Bühnenbilder waren wirklich "Hohe Schule“. In jeder Nische, jedem Winkel spürte man den Künstler in ihm - der er ja war! Die Bühnenbilder waren ja beileibe nicht alles, was sein künstlerisches Werk umfasst.

BR:     Hat Gerd Krauss Sie auf persönlicher bzw. beruflicher Ebene beeinflusst?

Kammermeier:
Oh ja! Allein, was seine Qualitätsmaßstäbe betrifft, die mir gezeigt haben, dass es sich lohnt, darauf zu pochen. Die Zusammenarbeit hat mich sehr darin bestätigt, dass es richtig ist, Menschen mit Erfahrung und Kreativität zu vertrauen. Ich arbeite ja prinzipiell gerne mit Menschen, die viel Kompetenz einbringen. So habe ich den Kopf für Inszenierung und Schauspielarbeit frei. Menschlich war Gerd Krauss großartig. Immer zugewandt, immer aufmerksam, einfühlsam und vor allem ein herzensguter Mensch. Als er starb, war ich tieftraurig, denn es war nicht nur ein großartiger Bühnenbildner, sondern ein wirklicher Freund gegangen.


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