23

Tour auf das Breithorn bei Zermatt Ein Viertausender für Anfänger

Der Mont Blanc, der Monte Rosa, das Obergabelhorn oder der Dom - Viertausender sind zweifellos die Majestäten der Alpen, schön und beeindruckend zugleich, mächtig bepackt mit Fels, Schnee und Eis. Wer da hinauf will, braucht Kondition und alpinistisches Können – und gute Verhältnisse.

Von: Andreas Burman

Stand: 08.07.2023

Ein Viertausender für Anfänger ist das 4164 Meter hohe Breithorn bei Zermatt im Schweizer Kanton Wallis. Der Name kommt nicht von ungefähr – es handelt sich um einen fünfgipfligen, also durchaus „breiten“ Bergkamm.

Vor dem Start werden die Steigeisen angelegt

Beliebt ist das Breithorn vor allem auch deshalb, weil es relativ leicht zu besteigen ist: Von der Bergstation am Kleinen Matterhorn sind es nur noch rund 4000 Höhenmeter. Doch unterschätzen darf man auch das Breithorn nicht, wie eine Studentin mit ihrem Bergführer auf dem Weg zu ihrem ersten Viertausender erfahren hat.

Schön, aber auch _gruselig_ - eine große, sehr tiefe Gletscherspalte

Dunkler steiler Fels dominiert an der West- und Nordflanke, im Süden erstreckt sich dagegen ein weites Gletscherfeld, das mäßig ansteigt und den Breithorn-Gipfelkamm mit einer dicken weißen Kappe überzieht. Für den Weg dort hinauf vertraut sich Lara, Studentin aus Köln, Bergführer David an, einem 38 Jahre alten Österreicher, den es nach Zermatt verschlagen hat. Die 22-Jährige legt ihren Klettergurt und die Steigeisen an, David bindet sie dann ins Seil ein und erklärt, was es heißt, am gespannten Seil zu gehen. Dann geht es auf den Gletscher. Ungewohnt ist für Lara auch das Gehen mit den Steigeisen. Sie muss darauf achten, das Seil nicht zwischen die Füße zu bekommen und erst recht nicht unter die spitzen Zacken der Steigeisen.

Nach einer Viertelstunde erreichen die beiden die Südseite des Breithorns. Dort geht es nun an den Aufschwung zum Sattel zwischen Haupt- und Mittelgipfel. Zeit, den Pickel vom Rucksack zu nehmen. David erklärt, dass der Pickel mit der Haue nach vorn getragen wird. Bei einem Richtungswechsel wechselt der Pickel in die andere Hand und das Seil auf die Talseite, damit es nicht in die Steigeisen rutscht und zur Stolperfalle wird.

Als der Hang steiler wird, verkürzt Bergführer David den Seilabstand, um einen Rutscher oder Sturz gut halten zu können

Als die Steigung dann an die 45 Grad beträgt, verkürzt David den Seilabstand von acht auf zwei Meter, um einen möglichen Sturz besser abfangen zu können. An einer steilen Bruchkante lässt der Bergführer die Studentin direkt in eine beeindruckende Gletscherspalte blicken. Zügig geht es dann weiter hoch, bis sie rund eineinhalb Stunden nach dem Aufbruch bei herrlichem Wetter auf dem schmalen Breithorn-Mittelgipfel stehen, 4159 Meter hoch – Laras erster Viertausender.

Breithorn von der Gipfelterrasse des Klein Matterhorn

Nun geht es zurück zum etwa 80 Meter tiefer gelegenen Breithorn-Pass und von hier auf einem schmalen Schneegrat wieder rund 90 Meter bergauf. Das erfordert Konzentration, zumal der Oberkörper aufrecht und nicht nach vorn gebeugt werden sollte. Und erneut heißt es aufpassen mit den Steigeisen, damit sie sich nicht in der Hose oder den Riemen verhaken. Nach etlichen Schritten löst sich bei Lara ein Schnürsenkel. Ruhig bückt sie sich und bindet ihn wieder zu. Kurz darauf muss sie gleich zweimal einer entgegenkommenden Seilschaft in die steile Nordflanke ausweichen. Dann endlich ist der breite, 4164 Meter hohe Hauptgipfel erreicht – und Bergführer David gratuliert seiner Viertausender-Aspirantin. Das 360-Grad-Bergpanorama entschädigt für alle Mühen. Beim Abstieg hat die Sonne den Schnee etwas aufgeweicht und mitunter rutschig gemacht. Nach knapp vier Stunden ist Lara mit David zurück an der Bergstation der Klein-Matterhorn-Seilbahn. Und den nächsten Viertausender hat sie auch schon im Bick …


23