Erasmus Plus in der Ausbildung So ist das Auslandspraktikum für Azubis

Erasmus ist für Studierende eine gute Möglichkeit, im Ausland zu studieren. Was viele nicht wissen: Das gibt’s auch für Azubis! Sie können über das EU-Programm Erasmus Plus Auslandspraktika machen. Wir haben mit drei Auszubildenden gesprochen, die von ihren Erfahrungen im Ausland erzählen.

Von: Lena Großmann

Stand: 03.06.2019 | Archiv

Erasmus Grafik | Bild: Erasmus Grafik

Drei Jahre lernen und arbeiten, immer im selben Betrieb und wenig Kohle gibt’s auch noch. Ja, so stellen sich viele den Prototyp "Ausbildung in Deutschland" vor. Wer darauf keinen Bock drauf, die oder der kann aber auch Abwechslung in seine*n Azubi-Alltag bringen. Zum Beispiel mit einem Auslandsaufenthalt – trotz oder sogar durch die Ausbildung. Denn nicht nur Studierende können ein Auslandssemester mit Erasmus absolvieren, Erasmus Plus gibt es auch für Azubis.  Das EU-Programm unterstützt die Auszubildenden dabei nicht nur finanziell, sondern hilft auch bei Planung und Orga. Jedes Praktikum sieht anders aus: Es kann zwischen zwei Wochen und einem Jahr lang sein und auch das Land können sich Azubis aussuchen. Julia, Anna und Philipp machen gerade Auslandspraktikua in Europa und haben uns von ihren Erfahrungen erzählt.

Julia Deml

Ausbildung: Maßschneiderin
Erasmus-Land: fünf Monate Österreich, sechs Monate Dänemark

Warum machst du Erasmus?

"Ich war vor der Ausbildung auch schon im Ausland und irgendwie war das für mich klar, dass ich wieder ins Ausland muss. In mir war der Wunsch, dass ich wieder etwas Neues erlebe und eine neue Herausforderung annehme. Ich habe nur nach einer Möglichkeit gesucht, dass es auch gefördert wird."

Selbstorganisiert oder nicht?

"Ich habe eigentlich alles selbst übernommen, also von Bewerbungen bis hin zu Wohnungssuche und Versicherungen. Das fand ich aber auch gut so. Ich hätte auch in Anspruch nehmen können, dass Erasmus mir hilft. Wollte ich aber nicht."

Gab es Hürden?

"Komplett reibungslos lief es nicht unbedingt. Es hat ziemlich lange gedauert bis ich überhaupt Jobs gefunden habe und die Wohnungssuche war auch nicht einfach. Der Start ist das schwierigste. Aber wenn man vor Ort ist, geht es ziemlich gut und schnell. Die Leute nehmen einen richtig herzlich auf, was auch hilft."

Anna Preiwisch

Ausbildung: Mediengestalterin
Erasmus-Land: drei Wochen Finnland

Warum machst du Erasmus?

"Ich bin gleich nach dem Abi nach Island gegangen. Dementsprechend hat mich das auch sehr gereizt, wieder ins Ausland zu gehen, weil man ja nie weiß, wann man die Chance wiederbekommt. Ich wollte aus der ganzen Ausbildung so viel wie möglich mitnehmen und wenn sich die Chance für mich bietet, im Ausland nochmal andere Inspiration mitzunehmen – ist beim Beruf Mediengestalter nicht ganz verkehrt – würde ich es auch jedem anderen empfehlen: Mitnehmen und machen!"

Selbstorganisiert oder nicht?

"Ich habe das Ganze über meinen Lehrer an der Berufsschule gemacht. Er hat uns weitervermittelt an verschiedene Schulen. Dann habe ich mich relativ schnell für Finnland entscheiden und mich da beworben. Das meiste ist also über meinen Lehrer gelaufen. Das war sehr, sehr einfach."

Gab es Hürden?

"Wir haben das relativ entspannt auf uns zukommen lassen. Das ist wirklich sehr easy. Es war vielleicht mal einen Vormittag stressig, diesen Bewerbungsbrief zu schreiben, aber ansonsten gab es da eigentlich nicht viel. Und auch in Finnland ist bis jetzt alles sehr, sehr gut verlaufen – die Unterkunft passt, die Leute sind nett."

Philipp Marx

Ausbildung: Zupfinstrumentenmacher
Erasmus-Land: zehn Monate in Spanien

Warum machst du Erasmus?

"Erasmus Plus mache ich, weil ich immer für ein Jahr oder einen längeren Zeitraum ins Ausland gehen wollte. Allgemein ermöglicht es einem auch, viele Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Man lernt während des Praktikums viele neue Sachen und Dinge anders zu machen. Genauso lernt man auch interessante Menschen kennen und hat eine gute Zeit hier."

Selbstorganisiert oder nicht?

"Ich habe eine Organisation gefunden, die mir bei der Planung hilft. Dort offenbart man dann erstmal seine Pläne, was man machen möchte, wie die Vorstellungen davon sind. Das war für mich wichtig, um mich zu orientieren: Was gibt's da eigentlich? Theoretisch helfen die einem dann auch bei der Bewerbung für Erasmus Plus. Sie bieten auch an, sich um einen Praktikumsplatz und eine Wohnung zu kümmern. Man kann sich aber auch einfach nur beraten lassen und den Rest der Planung auf eigene Faust unternehmen. So wie in meinem Fall, da ich genaue Vorstellungen hatte, was ich machen möchte. Deswegen habe ich mir den Betrieb und eine Wohnung alleine gesucht."

Gab es Hürden?

"Wirklich große Probleme gab es nicht. Mir fällt nur die Wohnungssuche ein. Ich hatte das große Glück, den ersten Monat bei der Familie meiner Freundin unterzukommen. So lange hat es dann auch gedauert, eine Wohnung zu finden, weil Barcelona eine große Stadt ist und es auch sehr kostenintensiv ist. Aber das ist ja in Deutschland auch so. Sprachliche Barrieren gab es auch kaum, weil es eine internationale Stadt ist und man auch Englisch sprechen kann. Aber natürlich versuche ich so viel wie möglich, Spanisch zu sprechen."

Erasmus Plus:

Erasmus Plus ist ein Programm der EU, das allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport fördert. Auszubildende können über das Programm Auslandspraktika in Europa machen, werden bei der Organisation und auch finanziell unterstützt. Das Praktikum darf mindestens zwei Wochen bis maximal zwölf Monate lang sein. Die Auszubildenden können während oder auch kurz nach ihrer Ausbildung ins Ausland gehen, als Gruppe oder alleine. Teilnehmende können ihr Auslandspraktikum also ganz individuell auf sich zuschneiden.

Nützliche Links:
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Nationale Agentur beim Bundesintitut für Berufsbildung
EU-Bildungsprogramme in Bayern

Sendung: PULS am 04.06.2019 ab 15 Uhr