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Michaela May feiert 70. Geburtstag Vom Kinderstar zur preisgekrönten Schauspielerin

Attraktiv, tough, nicht auf den Mund gefallen – so sind sie meist, die Frauen, die Michaela May spielt. Die Münchnerin hat in allen Kultserien des BR mitgewirkt und steht auch heute noch regelmäßig vor der Kamera und auf der Bühne. Am 18. März wurde sie 70.

Von: Ursula Zimmermann, Unternehmenskommunikation

Stand: 19.03.2022

Eigentlich heißt sie ja Gertraud Elisabeth Berta Franziska Mittermayr. Als sie in jungen Jahren während Dreharbeiten in Amerika aber immer gefragt wurde: "Are you skiing, Miss Mittermayr" – es war zu Zeiten von "Gold-Rosi" - hat sie ihn einfach abgelegt, den Namen Mittermayr. Und den Namen Gertraud gleich mit, denn auf englisch ist er sehr kompliziert auszusprechen und gemocht hatte sie ihn eigentlich auch noch nie. Von da an hieß sie Michaela May.

Liebe zur Heimat

Michaela May wurde am 18. März 1952 in München geboren. Sie ist mit dieser Stadt verwurzelt und stammt aus der traditionsreichen Münchner Hafnerfamilie Mittermayr. Als Kind tanzte sie Ballett und wurde im Alter von sechs Jahren für die Produktion eines Werbefilms ausgesucht. Über diesen kam sie zum Fernsehen. In "Robinson soll nicht sterben" hatte die 9-Jährige ihre erste Filmrolle. Weitere Rollen folgten, wie die der Eva Saint Claire in "Onkel Toms Hütte" mit O.W. Fischer oder der Klara in "Heidi".

Es folgte ein Dreh nach dem anderen und aus Michaela May wurde ein Kinderstar. Allerdings haderte sie zunehmend auch mit diesem Dasein zwischen Schulleben, ihrem "Sonderstatus" in der Klasse und der Filmwelt.
Um sich komplett der Schauspielerei zu widmen, beendete May mit 16 die Schule. Aber die Jahre ab etwa 1968 seien eine schreckliche Filmzeit gewesen, erzählt sie in einem Interview auf BR-alpha (heute ARD alpha). Sie bekam vorwiegend Rollenangebote für seichte Komödien und Schmuddelfilme. So beschloss sie - sehr zur Freude ihres Vaters - doch nicht Filmstar zu werden, sondern machte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.

Helmut Dietl verhalf ihr zum Durchbruch

Nach ihrer Ausbildung reiste die 20-Jährige mit Freunden in zwei alten VW-Bussen monatelang durch Afrika. Dort erhielt sie die Nachricht, dass der Regisseur Helmut Dietl für seine "Münchner Geschichten" eine Rolle mit ihr besetzen wollte. Michaela May übernahm die Rolle der Susi Hillermeier, der Freundin von Lebenskünstler Tscharlie alias Günther Maria Halmer. Helmut Dietls erste Fernsehserie war für Michaela May der Durchbruch, sie wurde bekannt.

Populär und mehrfach ausgezeichnet

Als Marlene mit Effendi (Robert Giggenbach) in "Irgendwie und Sowieso"

Nach den "Münchner Geschichten" beschloss sie endgültig, Schauspielerin zu werden und besuchte eine private Schauspielschule. Sie spielte Theater und drehte Filme und Serien. 1981 holte sie Helmut Dietl für den "Monaco Franze" erneut vor die Kamera, für die Rolle der Lilly, einer alten Liebschaft des ewigen Stenz. 1986 spielte May in "Kir Royal" Kathi, die königliche Hoheit Katharina von Mandalia. Im selben Jahr drehte sie mit Regisseur Franz Xaver Bogner für den BR "Irgendwie und Sowieso" und gab die verwöhnte Grundbesitzerstochter Marlene mit Faible für exotische Mehrbeiner und den Langzeit-Gymnasiasten Effendi. Ab 1987 stand sie als Radl-Anni für die BR-Serie "Zur Freiheit" vor der Kamera.

Auszeichnungen (Auszüge)

2005 Deutscher Fernsehpreis und 2006 Grimme-Preis in Gold gemeinsam mit Edgar Selge, Dominik Graf, Gloria Burkert und Cornelia Ackers für "Polizeiruf 110 – Der scharlachrote Engel"
2007 Staatsmedaille für Soziale Verdienste zur Mukoviszidose Stiftung
2009 Medaille "München leuchtet – Den Freunden Münchens"
2011 Bayerischer Verdienstorden
2017 Deutscher Fernsehpreis für "Familienfest"
2018 Bayerischer Poetentaler
2019 Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt München und Bambi Ehrenpreis
2021 Bayerischer Fernsehpreis – Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten

Michaela May hat mit allen Großen der deutschen und bayerischen Filmgeschichte gespielt und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Natürlich war sie im "Pumuckl" dabei, in der "Polizeiinspektion 1", auf dem "Traumschiff" und spielte bei Inga Lindström-Verfilmungen mit.

Großen Erfolg feierte sie mit ihrer Rolle der Jo Obermeier, Kommissarin im Münchner "Polizeiruf 110". Gemeinsam mit ihrem kongenialen Gegenpart, dem einarmigen Kollegen Jürgen Tauber (gespielt von Edgar Selge), ermittelte sie in den Jahren 2000 bis 2009 in 17 Folgen. Die Folge "Der scharlachrote Engel" der BR-Produktion wurde 2005 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet und erhielt den Grimme-Preis in Gold.

Bayerisch, aber keine Volksschauspielerin

Michaela May spielte in ihrer langen Laufbahn fast alles: von der Prostituierten bis zur Nonne, vom Kind bis zur Großmutter, von der Kommissarin bis zur Richterin – doch wollte sie sich nie auf das rein Bayerische oder eine bestimmte Rolle festlegen lassen. Bei der Rolle interessiert sie, "was die Seele ankratzt, was einen Menschen bewegt, runterzieht, wogegen man ankämpfen muss […] mich interessieren auch diese abnormen Situationen, in die ein ganz normaler Mensch geraten kann," erzählte sie in einem BR-alpha-Interview.

Hinter dem Lächeln

Die Münchnerin dreht Filme, steht auf der Theaterbühne, liest Hörbücher. Michaela May liebt die Natur, die Berge, sie reist gerne und trifft sich regelmäßig mit ihren Freundinnen zum Yoga. In zweiter Ehe ist sie mit dem Regisseur und Drehbuchautor Bernd Schadewald verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter aus erster Ehe und ist begeisterte Großmutter. Ein positiver, reflektierter Mensch, der fest im Leben steht. Sie scheint vom Leben geküsst. Meint man, denn in ihrer jüngst erschienenen Biografie "Hinter dem Lächeln" erzählt die Schauspielerin zum ersten Mal öffentlich über ihre Lebenstragödie. Michaela May hatte drei Geschwister, alle drei begingen Selbstmord. 1974 starb ihr zweitältester Bruder, wenige Jahre später brachte sich ihr ältester Bruder um und 1980 ihre jüngere Schwester.

Als Sternstunden-Patin unterstützt Michaela May regelmäßig karitative Projekte.

In einem Interview im Münchner Merkur (Februar 2022) spricht sie über diese schrecklichen Ereignisse. Sie erzählt darin, ihre Biografie zu schreiben sei wie eine Therapie für sie gewesen. Auch die Schauspielerei habe ihr geholfen, das Erlebte zu verarbeiten. "Ich konnte in andere Biografien, in andere Welten eintauchen. Ich konnte mich in andere Leben stürzen." Das habe sie ein Stück weit aus dieser düsteren Situation befreit.

Trotz schwerer Schicksalsschläge in ihrem Leben strahlt Michaela May eine unglaubliche Lebensfreude aus. Sie lebe in der Gegenwart, schaue auf das Schöne und sei sensibler geworden, die schönen Dinge aufzusaugen, erzählte sie im BR Fernsehen. "Meine Prämisse ist es, den Moment extrem zu genießen".

Vielfältiges karitatives Engagement

Die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin unterstützt die unterschiedlichsten sozialen Projekte. Sie engagiert sich beispielsweise für die Welthungerhilfe, reist auch für Projekte nach Indien und Afrika, setzt sich für an Mukoviszidose erkrankte Kinder ein, engagiert sich gemeinsam mit Elmar Wepper in der Initiative Retla e.V. für Seniorinnen und Senioren, unterstützt ein SOS-Kinderdorf in Ghana und ist Patin bei der BR-Kinderhilfsaktion Sternstunden.