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BR-Magazin-Tipp: Heiliger Berg

Jakob Philipp Fallmerayers wunderbare Reiseberichte aus den 1840er-Jahren

Stand: 12.08.2016

Nicht Tibet, sondern Griechenland: Das Kloster Simonos Petras auf dem Berg Athos | Bild: colourbox/Ageev Rostislav

Die "Fragmente aus dem Orient", aus denen die Schilderung des heiligen Berges Athos entnommen ist, sind eine Sammlung von Reiseberichten, die Jakob Philipp Fallmerayer von 1840 bis 1842 für die "Augsburger Allgemeine Zeitung" geschrieben hat und die zu den glänzendsten Reisebeschreibungen des 19. Jahrhunderts gehören. Geboren am 10. Dezember 1790 in Paizdorf bei Brixen, hat der Sohn eines Kleinbauern und Brixner Domschüler München zu seiner Wahlheimat auserkoren. Dort begann auch seine Universitätskarriere. Fallmerayers wissenschaftlicher Ruf als Orientalist und Byzantinist gründete sich auf eine Theorie, die damals für Furore sorgte, weil sie im Widerspruch zur herrschenden Meinung stand, und die heute als widerlegt gilt.

Fallmerayer vertrat die These, dass die griechische Bevölkerung der Gegenwart nichts mehr mit dem antiken Griechentum zu tun habe. Sie sei vielmehr slawischen und albanischen Ursprungs. In seinen "Fragmenten aus dem Orient" tritt jedoch dieser geschichtsphilosophische Entwurf zurück. Generationen haben das Goldene Horn, die versunkenen Griechenstädte Kleinasiens, die thessalische Ebene mit seinen Augen zu sehen versucht. Fallmerayers inzwischen selbst wieder historisch gewordene Darstellungen von unberührter südlicher Landschaft und scheinbar rückständigen und doch so lebensklugen, mediterranen Menschen sind über ihren dokumentarischen Wert hinaus literarische Kunstwerke eigener Prägung. Es liest Jörg Hube.


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