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BR-Magazin-Tipp: Humor Vom Grant’ln und Hup’n

Mit viel Schwung ins neue Jahr: Bruno Jonas ist Gastgeber der radioSpitzen aus dem Münchner Funkhaus

Von: Daniela Wartelsteiner

Stand: 18.12.2015

Brunos Jonas | Bild: Ralf Wilschewski

Wer an Silvester Lust auf Kabarett hat, dem bietet Bayern 2 eine Spezialausgabe der "radioSpitzen" aus dem Funkhaus in München an. Der Altmeister des deutschen Kabaretts Bruno Jonas ist diesmal Gastgeber und begrüßt das Multitalent Stephan Zinner und das Musikkabarett-Trio Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn. Das BR-Magazin hat mit dem Kabarettisten und Autor Jonas, der an diesem Abend Teile aus seinem Programm "So samma mia" präsentieren wird, gesprochen:

BR-Magazin: Sie haben 1975 mit Sigi Zimmerschied "Die Verhonepeapler" in Passau gegründet. Wie fühlt es sich an, 40 Jahre Kabarett zu machen?

Bruno Jonas: Puh! Ist es wirklich so? Donnerwetter, das ist schon eine lange Zeit. Dann hoffe ich, dass ich noch a bisserl weitermachen kann.

1972 standen Sie zuerst als Sänger und Gitarrist auf der Bühne. Spielen Sie noch?

Ja, nur für mich. Wenn ich die Gitarre auspacke, dann gehen die anderen aus dem Zimmer. Mich juckt’s manchmal, wenn ich in der Oper bin (lacht). Dann möchte ich singen, aber das mache ich nicht.

Inwieweit hat sich das Kabarett in den vergangenen 40 Jahren verändert?

Als Sigi Zimmerscheid und ich Mitte der 70er-Jahre angefangen haben, gab es nicht so viele Kabarettisten wie heute. In den 80er-Jahren kamen immer mehr auf die Bühne. Offensichtlich gab es einen Nachholbedarf nach dem Nachkriegskabarett, das speziell durch die Münchner Lach- und Schießgesellschaft repräsentiert war. Und dieses satirische Formprinzip ist bei den jungen Leuten so gut angekommen, dass sich danach einige auf die Bühne getraut haben. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass das Literarische gegenüber der Gesinnung zurückstehen muss; dass gerade in der politischen Satire oft der unterhaltende Aspekt in den Hintergrund tritt. 

Was erwartet die Hörer bei dem "radioSpitzen"-Abend? 

Eine Auswahl an verschiedenen Programmen von meinen Gästen, die ich ansagen werde, und von mir. Die Rolle des Moderators liegt mir gar nicht so, da halt ich mich möglichst kurz, damit in der Sendezeit besser eine Nummer mehr von den Kollegen gespielt werden kann. Und wir versuchen, die Programme harmonisch überlaufen zu lassen, also nicht, dass wir selbst überlaufen (lacht). Am Schluss machen wir vielleicht etwas zusammen.

Wie flexibel sind Sie in Ihrem Programm?

Es kann passieren, dass aktuelle Politik mit hineinläuft. Wie viel davon, ist von der Tagesform abhängig – also vom Empörungsgrad, in dem ich mich gerade befinde.

Was empört Sie denn am meisten?

Wenn ich das Gefühl habe, das etwas ungerecht ist. Es kann auch ein ganz geringer Anlass etwa im Straßenverkehr sein, wenn mir zum Bespiel jemand den Parkplatz wegnimmt (lacht). Aber hinterher habe ich oft das Gefühl, dass es gescheiter gewesen wäre, ich hätte mich nicht aufgeregt.

Wie hat sich das Kabarett verändert?

Das Kabarett und die Satire setzen eine gewisse Sprachfähigkeit voraus, bei der ich das Gefühl habe, dass sie etwas nachlässt in unserem Land. Es mag auch mit dem Internet zusammenhängen, weil man immer schneller informiert wird, in immer kürzeren Sätzen. Die Information muss heute immer ganz kurz sein. Oder die sms, alles geht in Abkürzungen. Ich wünsche mir, dass man sich mehr zurück lehnt, more laidback auf die Dinge schaut, und sich dann sagt: Lassen wir uns mal Zeit. Zum Bespiel wenn Stau ist, dann sitze ich im Auto und denke: Schön, dass Stau ist – da habe ich jetzt Zeit zum Nachdenken (lacht).

In welche Richtung sollte es denn gehen?

Ich wünsche mir, dass Satiriker mehr voraussetzen und weniger erklären, das heißt, auf das Wissen, dass das Publikum bereits hat, setzen und mit diesen Wissenszusammenhängen spielen. Spielecharakter ist bei der Satire sehr wichtig. Ich wünsche mir, dass man dem Publikum mehr zumutet an Wissen, denn das Erklärende wirkt oft wenig. Ein Witz muss funktionieren, auf der Basis von dem Wissen, dass das Publikum schon hat.

Welches Ziel haben Sie persönlich?

Ich arbeite an meiner Gelassenheit. Gelassenheit ist mein großes Ziel, so dass ich mich nicht mehr aufregen muss. Denn Aufregung bringt relativ wenig. Ich bin von der Anlage her eher für einen Zornesausbruch. Ich weiß aber auch, dass ich humorvoll reagieren kann. Und die humorvolle Position ist immer die Position des Versöhnlichen.

Was wünschen Sie den Lesern im neuen Jahr 2016?

Ich wünsche mir, dass es uns allen immer besser geht. Das wäre mir das Liebste. In jeder Hinsicht. Und man könnte auch das etwas altmodische Wort gebrauchen: Glück.


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