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BR-Koproduktion: About a Girl "Bis morgen." "Weiß man's?"

Verdammte Pubertät: Nach einem halbherzigen Selbstmordversuch muss die 15-jährige Charleen zurück ins Leben finden. Mark Monheims Debütfilm "About a Girl" ist ein großartiges Beispiel für eine gelungene BR-Koproduktion

Von: Olga-Louise Dommel

Stand: 31.07.2015

Charleen (Jasna Fritzi Bauer) und Linus (Sandro Lohmann) fordern das Schicksal heraus. | Bild: BR/Imbissfilm/Bastian Fischer

Darf man eine Komödie über einen misslungenen Selbstmordversuch machen? Unbedingt, wenn dabei etwas so Schönes herauskommt wie Mark Monheims Debütfilm "About a Girl". In dem schwarzhumorigen Feelgood-Movie muss sich die 15-jährige Charleen nach einem fehlgeschlagenen Suizidversuch mit ihrer Familie, ihren Klassenkameraden und dem Erwachsenwerden herumschlagen. Der Film, in dem viel Herzblut, großartige Ideen und ein ungewöhnliches Musikkonzept stecken, ist in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk entstanden. Am 6. August kommt "About a Girl" ins Kino.

Den bestmöglichen Film machen

Morbide Ader: Charleen macht ein Praktikum bei einem Bestatter

"Mark Monheim und Martin Rehbock haben das große Talent, ein schweres Thema in eine freche Komödie zu verpacken", sagt Birgit Metz vom Programmbereich Spiel- Film-Serie. "Sie können intelligente, witzige Dialoge schreiben und ernstzunehmende, authentische Figuren zeichnen." Ein großes Lob und keine Selbstverständlichkeit. Monheim, Regisseur des Films, hat das Drehbuch gemeinsam mit seinem Produzenten Martin Rehbock (Imbissfilm) geschrieben. Der BR war ihre erste Wahl als Produktionspartner. "Weil der BR einer der relevantesten Sender in Deutschland ist", sagt Martin Rehbock. Außerdem spielte der konstruktive Austausch mit der Redaktion eine große Rolle. "Das war ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Alle wollten den bestmöglichen Film machen, man konnte über alles sprechen, alles diskutieren. Und das mit großer inhaltlicher Kompetenz. Genauso wünscht man sich das." Birgit Metz, Claudia Gladziejewski und Tobias Schultze vom BR haben das Projekt mit viel Engagement vom ersten Treatment über diverse Drehbuchfassungen bis zum fertigen Film begleitet. Sie haben sich intensiv mit den Autoren über Figuren, Dramaturgie und Erzählstränge ausgetauscht. Doch bei aller Kompetenz: "Am Ende muss es der Film sein, den der Autor beziehungsweise der Regisseur erzählen möchte", sagt Birgit Metz.

Dann klingelt das Handy

"About a Girl" ist die Geschichte eines Teenagers – Jasna Fritzi Bauer hat für ihre Rolle als Charleen den Bayerischen Filmpreis 2014 als beste Nachwuchsdarstellerin gewonnen – der mitten in der Pubertät steckt. Alles und jeder nervt. Wie gut man es eigentlich hat mit Mama (Heike Makatsch), Oma, Bruder, bester Freundin und all den anderen, die einen sehr, sehr gern haben, merkt man gar nicht. Fast aus einer Laune heraus ("Ich wollte nur meine Ruhe") will Charleen mit einem Föhn in der Badewanne ihrem Leben ein Ende setzen. Aber dann klingelt das Handy, sie rutscht aus und kommt mit einer dicken Halskrause davon.

"Ich habe ein Faible für jugendliche Figuren", erzählt Mark Monheim. "Ich mag dieses Direkte. Jugendliche haben die Kontrollmechanismen der Erwachsenen noch nicht so verinnerlicht." Charleen und ihr nerdiger Mitschüler Linus (großartig: Sandro Lohmann) sind sicher die stärksten Charaktere des Films, aber auch die anderen Figuren sind bis zu den Nebenrollen liebevoll mit überzeugenden Stärken und Schwächen ausgestattet. In Kombination mit den schlagfertigen Dialogen ("Wie war dein Wochenende?" "Hell, dunkel, hell, dunkel, Montag." Oder: "Bis morgen." "Weiß man’s? ") erinnert "About a Girl" an amerikanische Independent-Filme wie "Little Miss Sunshine" oder "Juno". Kein Wunder, dass der Film bei den Festivals so viele Preise – und immer die Publikumspreise! – abräumt.

Der Soundtrack ihres Lebens

Volle Newcomer-Power: Die Band Cat Stash

Besonders ist auch das Musikkonzept des Films. Der Soundtrack besteht fast ausschließlich aus Songs deutscher Newcomerbands, darunter die Monday Tramps aus München. Viele Stücke wurden extra für bestimmte Szenen geschrieben. So entwickeln sie eine Kraft und Persönlichkeit, die über einen normalen Filmscore hinausgehen. Ein Konzept, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Bei einem Wettbewerb von Puls, dem jungen Programm des BR, konnten sich Bands für einen Song des Soundtracks bewerben. Über 500 Lieder wurden eingereicht. Das Rennen gemacht haben Cat Stash aus Regensburg mit ihrem Lied "Confidence". Über die Aufnahmen der Songs für den Film zeigt "Kino Kino Extra" am 12. August die stimmungsvolle Dokumentation "Jeder Tag ein Song".


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