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Law and Order Räuber und Gendarm

Stand: 15.06.2004 | Archiv

Röhrender Hirsch | Bild: picture-alliance/dpa

Die Geschichten und Mythen, die sich um die Wilderer rankten, folgten dem Muster von law and order und dem Widerstand dagegen. Für die Obrigkeit war der Wildschütz ein Jäger ohne Jagdschein, also nur ein ordinärer Verbrecher, der hinter Gittern oder am besten gleich niedergestreckt gehörte. Bauern und Kleinbüger stilisierten ihn hingegen zum Rebellen, der die feudale Gesellschaftsstruktur angriff.

Für die Armen und Ohnmächtigen, die die Faust nur in der Tasche zu ballen wagten, wurde er zur Identifikationsfigur. Die Jennerweins und Co. brachten den Mut auf, zu dem jene nicht imstande waren. Die Wilderer schädigten Adel und Großbügertum materiell, indem sie deren Tierbestand dezimierten.

Stellvertreterkriege

Die Konflikte in diesem Szenario äußerten sich natürlich nicht als direkter Klassenkampf. Denn die Exekutivfunktion übernahmen in der Regel die Jäger, denen aufgetragen wurde, die Wilderer auf frischer Tat zu stellen. Beim Showdown standen sich also Männer aus der selben Gesellschaftsschicht gegenüber. Sowohl Räuber als auch Gendarm stammten nämlich in der Regel aus Holzknechts-, Kleinbauern-, Häusler- oder Tagelöhnerfamilien. Was ausgefochten wurde, waren somit quasi Stellvertreterkriege, wie der Wildschützforscher Rainer Schauer anmerkte.

Der Wilderer wurde also vielerorts zum Volkshelden stilisiert, die Gemeinde Schliersee allerdings bremst den Kult um Jennerwein ...


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