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Rasten statt Rasen Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach

Im Herzen der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet Deutschlands, steht seit 2005 das Deutsche Hopfenmuseum. In einem spektakulären Neubau in der symbolischen Form eines Hopfengartens ist die wohl größte Spezialsammlung der Welt zum Thema "Hopfen" untergebracht.

Von: Susanne Pfaller

Stand: 18.04.2019

Illustration: Ausfahrt - Wolnzach | Bild: Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach, Montage: BR

Auf über 1000 Quadratmetern vermittelt die „Erlebnisausstellung“ alles Wissenswerte zum Hopfen: Von der Botanik bis zum Bierbrauen, vom Anbau bis zum Hopfenhandel, von der Geschichte bis zur Gegenwart. Für seine Besucher wirft Museumsdirektor Christoph Pinzl die Hopfenzupfmaschine an. Fast schon liebevoll nennt er den ratternden Koloss "Mini-Monster".

Hopfenzupfmaschine

"Das ist eine kleine Maschine. Sie ist vier Meter lang und vier Meter hoch. Die ersten waren 25 Meter lang und acht Meter hoch."

Christoph Pinzl, Museumsdirektor

Im frühen 20. Jahrhundert kamen die Hopfenzupfmaschinen auf und veränderten die Hallertau. Ein Stück Wirtschaftsgeschichte, das man in der Ausstellung anfassen und auf diese Weise gut begreifen kann. Unabhängig von der Größe funktionieren diese Maschinen-Monster bis heute immer gleich. Sie verschlingen vorne die kompletten sieben Meter langen Hopfentriebe und spucken hinten die wertvollen Hopfendolden aus. In ihrem Blechbauch separieren sie das grüne Gold von Stengeln und Blättern. Ein Vorgang, den sich die Bauern lange nicht vorstellen konnten. Deswegen waren sie extrem skeptisch. Auch weil der Preis für diese Hopfenzupfmaschinen gigantisch war. Weltweit war damals keine Landmaschine teurer:

"Preislich lag man bei 2 Einfamilienhäusern in München in der damaligen Zeit in den 50er Jahren. Da weiß man ungefähr, wie teuer das Ding war."

Christoph Pinzl, Museumsdirektor

Erntehelfer

Bis gut in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde deshalb der Hopfen teils noch fein säuberlich von Hand gezupft. Was das für eine Knochenarbeit war, illustriert das Hopfenmuseum eindringlich: Lebensgroße Plastiken von Knechten, Mägden, Bauern und Erntehelfern stehen hier - im Kampf mit dem widerspenstigen, kratzigen Hopfen, in den immer wiederkehrenden Posen: Die einen mit dem Kopf im Nacken, den Blick auf den Draht gerichtet, oft mitten hinein ins Sonnenlicht, die anderen knien, eine ewige Buckelei beim Unkrautjäten und der Pflege der Pflanze.

"Der tausendfache Kniefall vor dem Hopfen, sagt der Hopfenbauer dazu. Wenn da jemand 100.000 Stück hat, dann ist er beschäftigt."

Christoph Pinzl, Museumsdirektor

Dazu muss ein Hopfenpflanzer aber auch noch die Zeit finden, um genau Buch zu führen. Denn er muss, so zeigt es das Museum, auch ein guter Wirtschafter sein und Geld für hohe Investitionen in guten Zeiten zurücklegen, denn die schlechten Jahre kommen bestimmt.

Entwicklung der Hopfenpreise

In einer Nische der Ausstellung liest sich die Entwicklung der Hopfenpreise über ein gutes Jahrhundert wie eine heftige Fieberkurve. Regelmäßig ist beim Hopfen nur die Arbeit: Schlägt das Wetter Kapriolen, schrumpft die Erntemenge der sensiblen Pflanze. Gibt es zu viel Hopfen, purzeln die Preise.

Entwicklung im Anbau: Gerüst statt Stange

Modell: Miniatur-Hopfengarten

"Früher hatte jede Hopfenrebe eine eigene Hopfenstange. Ungefähr ab dem 19. Jahrhundert baute man ein Gerüst mit Drähten an denen der Hopfen dann nach oben wächst."

Christoph Pinzl, Museumsdirektor

Wer sich mehr für den Hopfen selbst interessiert und riechen möchte, wie die neuen Hopfensorten duften, der kann an diversen Glaskästen mit Hopfen-Pellets schnuppern. Jeder findet da seine eigenen Favoriten. Und noch im Museum lässt sich auch das Endprodukt verkosten bei einer Bierprobe, mit oder ohne passendem Hopfen-Menü. Dafür braucht es allerdings etwas Vorlauf: Eine Anmeldung muss mindestens eine Woche vorher erfolgen.

Anfahrt

Wolnzach liegt in Oberbayern, ca. 50 Kilometer nördlich von München, im Zentrum der Region Hallertau, Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm.

Mit dem Auto: Über die A9 (München-Nürnberg) bzw. A 93 (Regensburg), Autobahndreieck Holledau, Ausfahrt Wolnzach.

• Parkplätze sind unmittelbar am Museum
• Museums-Tiefgarage frei
• rollstuhlgerechter Zugang
• Fahrstuhl vorhanden

Deutsches Hopfenmuseum
Elsenheimerstraße 2
85283 Wolnzach
Telefon 08442/7574
Telefax 08442/7115

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 
10–17 Uhr
info@hopfenmuseum.de

Eintrittspreise:

  • Erwachsene 5,00 €
  • Ermäßigt: Studenten, Behinderte, Arbeitslose, Rentner - mit Ausweis 2,50 €
  • Gruppe pro Person 2,50 €
  • Kinder/Jugendliche von 6-18 Jahren 1,00 €
  • Kinder unter 6 Jahren, Mitglieder frei
  • Familien: 2 Erw. mit Kindern 8,00 €
  • Jahreskarte 10,00 €

Führung:
nur auf Anfrage und nach Voranmeldung max. 25 Personen pro Führung 30,00 €
(zzgl. Eintrittskarte)

Leider ist es nicht möglich, Hunde in das Museum mitzubringen.


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