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Das KZ Buchenwald Glossar

Stand: 20.01.2014 | Archiv

BegriffErklärung
FunktionshäftlingeGefangene, die von der SS-Lagerleitung als Aufseher oder für Kontroll-, Ordnungs- und Verwaltungstätigkeiten eingesetzt sind, werden als 'Funktionshäftlinge' bezeichnet. Sie erhalten gewisse Privilegien und sind zuweilen von schwerer körperlicher Arbeit befreit - was ihre Überlebenschancen im KZ verbessert.
Kleines LagerUm das Gesamtlager Buchenwald funktions- und leistungsfähig zu halten, wird ein Sonderbereich für Kranke und Schwache geschaffen. Hier werden Patienten unter Quarantäne gestellt, die Verpflegungssätze sind reduziert. Als Unterkunft dienen ehemalige Pferdeställe mit Schlafboxen.
LagerbordellAls der Reichsführer-SS Heinrich Himmler im Frühjahr 1943 Buchenwald besucht, ordnet er die Errichtung eines Bordells an. Himmler und seine Mitarbeiter haben erkannt, dass es auch in KZ eines Belohnungs- und Anreizsystems bedarf, um die Häftlinge zum verstärkten Arbeitseinsatz in den Rüstungsbetrieben zu motivieren. Dazu gehört neben Zigarettenzuteilung und Geld die Erlaubnis zum Bordellbesuch. Die Frauen im Sonderbau sind Zwangsprostituierte oder "Asoziale" meist aus dem Frauen-KZ Ravensbrück; einige haben sich auch freiwillig gemeldet, weil ihnen besseres Essen oder vorzeitige Freilassung versprochen wurde. Juden, Sinti und Roma sowie sowjetische Kriegsgefangene bleiben vom Bordellbesuch ausgeschlossen.
SippenhaftungDiese Form der Kollektivstrafe wenden die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs als Terrormaßnahme an. Angehörige von NS-Gegnern im In- und Ausland werden verhaftet und in Konzentrationslager gesperrt. Betroffen sind unter anderem die Familien der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 und Verwandte französischer Résistanceangehöriger. Ein bekannter französischer Sippenhäftling ist Professor Maurice Halbwachs (1877-1945), Soziologe an der Sorbonne, der wegen der Widerstandaktivitäten seiner Söhne nach Buchenwald gebracht wird, wo er kurz vor der Befreiung zermürbt und entkräftet von der Zwangsarbeit stirbt.
WinkelKZ-Häftlinge tragen eine Nummer und einen farbigen Dreieckswinkel an der linken Brustseite sowie am rechten Hosenbein (in Auschwitz werden die Nummern am linken Vorderarm eintätowiert). Rot ist die Farbe der politischen Häftlinge, grün für Kriminelle, violett für Bibelforscher, schwarz für "Asoziale", rosa für Homosexuelle. Juden trugen ein gelbes Dreieck. Bei Ausländern werden vor dem Dreieckswinkel die Anfangsbuchstaben der Nationalität angebracht (z.B. T für Tscheche, N für Niederländer).
ZwangsarbeitEine Begleiterscheinung nahezu jedes Krieges seit der Antike ist die Zwangsarbeit. Betroffen sind meist gefangene Soldaten, oft auch Zivilisten. Während des Zweiten Weltkriegs ist die Zwangsarbeit fester Bestandteil der NS-Kriegsführung. Schon nach dem Sieg über Polen 1939 werden tausende polnischer Männer nach Deutschland deportiert. Später sollen sowjetische Kriegsgefangene deutsche Arbeiter, die an die Front geschickt werden, in der Rüstungsindustrie ersetzen. Zusätzliche Arbeitskräfte wirbt man in den besetzten Ländern an oder verschleppt sie mit Gewalt. Im Herbst 1944 befinden sich knapp sechs Millionen ausländische Arbeitskräfte im Deutschen Reich.

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