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Das Thema Die Geisha

Stand: 15.07.2010 | Archiv

"Welt der Blüten und Weiden" | Bild: picture-alliance/dpa

Es grenzt fast an ein Wunder, dass es sie noch gibt. In Fleisch und Blut - nicht als folkloristisches Museumsstück, sondern in der Ausübung ihrer Künste und als Stolz ihrer Nation: die Geisha. Für uns gehört sie zu den geheimnisvollsten Erscheinungen der östlichen Welt: mit ihrem porzellanweiß geschminkten Gesicht, den rubinroten Lippen, dem kunstvoll aufgetürmten Haar voll kostbarer Kämme und Nadeln, gehüllt in einen Kimono, der so verschwenderisch von einem Stoffgürtel umwickelt wird, dass ihr Körper darunter unglaublich zerbrechlich erscheint. Mit all ihren Accessoires und ihrer ausgesuchten Kultiviertheit erscheint die Geisha für uns als wandelndes Zeichensystem einer uns fremden Welt. Als Mythos. Allerdings als ein Mythos, den es rasch zu enträtseln gilt, denn der Beruf der Geisha ist im Begriff auszusterben: 80.000 Geishas arbeiteten vor 100 Jahren noch in Japan, heute sind es gerade mal 1000.

Dass es sich lohnt, dem Mythos der Geisha auf den Grund zu gehen, spüren wir auf Anhieb: egal ob wir ein Foto von einer Geisha sehen oder einen Holzschnitt, oder ob wir einer Geisha leibhaftig begegnen - diese Frauen üben einen unmittelbaren Zauber aus. Und zwar nicht nur wegen der fantasiebeflügelnden Frage: ist eine Geisha nun eine Edelhure oder eine Gesellschaftsdame? Der Zauber, der von der Geisha ausgeht, ist unmittelbarer und erinnert eher an den einer charismatischen Primaballerina.

Mineko Iwasaki

Auch Mineko Iwasaki vermittelte so einen Eindruck bei den Aufnahmen für diese Sendung. Sie wurde 1949 in Kioto geboren und war in den sechziger und siebziger Jahren eine gefeierte Geisha in Japan. Inzwischen hat sie ihre Memoiren veröffentlicht. Und Mineko Iwasaki hat sich von dem Roman "Die Geisha" distanziert, dem Bestseller von Arthur Golden, der 1997 auf den Markt kam und sich unter anderem auf Mineko Iwasaki als Quelle berief – für intime Details aus der Welt der Geishas.

Der Beruf

In diese "Welt der Blüten und Weiden", wie die Welt der Geishas auch genannt wird, wollen wir während dieser Sendung eintauchen: in ihre Shamisen-Musik und ihre raffinierte Etikette. Von der strengen Ausbildung der Mädchen wird die Rede sein, die traditionellen Tanz ebenso umfasst, wie die Teezeremonie und Ikebana. Auch vom komplizierten Alltag im Geisha-Haus erfahren wir, der nicht nur enorme Disziplin fordert, sondern auch Aufgabe des Elternhauses.

Japanologen führen uns ein in die Geschichte und Entstehung des Geisha-Berufes, von dem Mineko Iwasaki uns im Interview berichtet, ergänzt durch Auszüge aus ihrer Autobiografie. Und vielleicht kommen wir so der Geisha ein Stückchen näher, der "Frau der Kunst", wie das Wort Geisha übersetzt heißt - von "gei" also "Kunst" und "sha", was "Person" bedeutet.


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