Bayern 2

     

Zeit für Bayern

Frau im Dirndl mit Bakterien im Hintergrund | Bild: colourbox.com; Montage: BR

Sonntag, 18.09.2011
12:05 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Getrennte Ausstrahlung in zwei Regionen
Altbayern/Schwaben
Bayerische Epidemien
Von der Pest zum Oktoberfestdirndl
Von Ulrich Zwack
Franken
Russland in Franken
Von Bernd Noack

Altbayern/Schwaben
EHEC, Landhausdirndl und andere Pestilenzen
oder: Bayerische Epidemien
Feature von Ulrich Zwack

Wie alle Menschen auf Erden wurden und werden auch die Bewohner Bayerns immer wieder von Seuchen heimgesucht. Infektionskrankheiten wie Pest, Pocken oder Typhus entvölkerten auch hierzulande ganze Landstriche. Noch 1854 forderte die Cholera allein in München über 3000 Tote. Und das Zeitalter verheerender Epidemien ist keineswegs vorbei. Denn während z.B. die Pocken dank der Fortschritte der modernen Medizin inzwischen weltweit ausgerottet werden konnten, tauchen auf der anderen Seite ständig neue Seuchen oder bisher unbekannte, gefährliche Spielarten altbekannter Pestilenzen auf: Aids, Ebola, SARS, Vogelgrippe, Schweinegrippe, EHEC. Fast jährlich vermelden die Medien die Ankunft neuer apokalyptischer Reiter. Und für den Laien wird es zunehmend schwieriger, echte Bedrohung von sensationsheischender Panikmache unterscheiden zu können.
Ferner gibt es unzählige Epidemien im übertragenen Sinn. Wie alle Epidemien machen auch sie nicht vor Bayerns Grenzen Halt: Heilfasten, Mountainbiken, Marathonlaufen für alle. Sich mit in China produzierter Pseudotracht für den Besuch des Münchener Oktoberfests rüsten. Schweinsbraterl im Rucolabett am Brezenknöderl Mampfen. Bier nicht mehr aus Halbe-Gläsern Trinken, sondern aus den 0,33-er Flascherln einer Bremer Riesenbrauerei zuzeln. Die Mitmenschen immer und überall mit den plärrenden Kleinprodukten der Kommunikations- und Unterhaltungs-Industrie Terrorisieren. Allerdings verschwinden solche Zeitgeist-Plagen im Gegensatz zu den echten Seuchen meist auch ohne das Eingreifen eines Arztes wieder ganz von selbst - indem sie einfach einer anderen Form kollektiven Mode-Wahnsinns Platz machen: Sekt mit Orangensaft weicht Kir Royal, dieser wiederum Aperol-Spritz usw. usf. Derlei ist beinahe ein Naturgesetz.

Franken
"Die Russen kommen" hieß ein Theaterstück am Nürnberger Staatstheater - und so realistisch es auf eine ganz bestimmte Entwicklung hinwies, so unscharf war doch der Titel letztlich gewählt: Denn die Russen sind längst da. Auch in Franken, wo sie in allen größeren Städten anzutreffen sind, auch wenn sie kaum auffallen im bunt gewürfelten Bevölkerungsgemisch. Schaut man aber genauer hin, dann findet man überall kleine kulturelle Enklaven: Deutsch-stämmige russische Familien leben oft konzentriert in Stadtteilen und haben sich dort ein gut funktionierendes soziales Umfeld geschaffen.
Da gibt es kleine Läden mit Waren, die in kyrillischer Schrift angepriesen werden, frische Blinis und abenteuerlich anmutende zuckersüße Hochzeitstorten. Diese Geschäfte, in denen man mit der deutschen Sprache schwerlich weiterkommt, sind auch Kommunikationszentren. Galerien mit zeitgenössischer russischer Kunst entpuppen sich als Beratungsbüros für Alltagsfragen. Eine wichtige Funktion haben die Israelitischen Kultusgemeinden übernommen: In Fürth etwa werden Gottesdienste am Schabatt in russischer und hebräischer Sprache gehalten.
Andererseits aber wächst mancherorts auch zusammen, was auf den ersten Blick gar nicht so zusammengehört. Während "Russendiscos" mittlerweile ein herkunftsübergreifender wilder Freizeitspaß sind, tut sich zum Beispiel in der fränkischen Musikszene Erstaunliches.

Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.

"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!