Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Der Bayersche Hiesel

Hinrichtung des bayerischen Hiasl, Mathias Klostermayr, in Dillingen, 1771 | Bild: Süddeutsche Zeitung Photo

Samstag, 10.05.2014
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

"Der Bayersche Hiesel"
Wie die Romantiker zu den Räubern kamen
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr

Wer des Bairischen mächtig ist, dem wird´s beim Lesen des Titels den Magen umdrehen. Aber Ludwig Tieck ging es mit seinem “Bayerschen Hiesel” nicht um getreue Wiedergabe des Dialekts, sondern um ein Thema, das die Romantiker besonders faszinierte: die Räuber. Mathias Klostermayer, der bairische Hiasl, war der berühmteste Wildschütz und Sozialrebell seiner Zeit, weshalb Tieck diesen Stoff auch aufgriff. 20 Jahre nach der ersten - anonym erschienenen - Hiasl-Biografie bekam er 1791 den Auftrag, dieses Buch umzuschreiben. Lebensnah und aktuell ordnet er die Geschichten um den legendären Wildschützen neu. Das Leserinteresse an wahren und schaurigen Geschichten war groß, und die Geschichte vom Leben und Sterben des schwäbisch-bayerischen Helden der kleinen Leute bediente dieses Interesse bestens. Ein Stoff, aus dem spannende Unterhaltungsliteratur ist.
Klostermayer, 1736 geboren, war der Sohn eines Hirten und Tagelöhners. Die Jagdleidenschaft soll er vom Vater geerbt haben, schon in jungen Jahren stand er organisierten Wildschützenbanden nahe. Wilderer wie er waren aber immer auch Rebellen, die sich gegen die Obrigkeit stellten. 1615 hatte der bayerische Herzog Maximilian die Wilderei zum Majestätsverbrechen und zum Landfriedensbruch erklärt. Klostermayers Leben endete schließlich auf dem Richtplatz.
2005 hat der Insel Verlag Ludwig Tiecks “Bayerschen Hiesel” erstmals nach über 200 Jahren wieder veröffentlicht. Thomas Grasberger hat sich in diese Geschichte vertieft, erzählt vom echten bayerischen Hiasl, seiner Spiegelung in der Tieckschen Version und von der Räuber-Begeisterung der Romantiker.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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