Bayern 2

     

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Petrus schaut auf die Erde Zum 20. Todestag von Gustl Bayrhammer

Das hätte sich der Gustl Bayrhammer nicht träumen lassen. Als er am 24. April 1993 starb, kam er ohne Umwege in den Himmel.

Von: Joseph Berlinger

Stand: 19.12.2013 | Archiv

Gustl Bayrhammer | Bild: BR/Foto Sessner

Keine Sekunde musste er schmoren im Fegfeuer. Als er am späten Abend dieses 24. April an der Himmelspforte ankam, war das Tor zum Paradies verwaist: Weit und breit kein Portner zu sehen. Nur ein Zettel hing an einer kleinen weißblauen Säule: „Willkommen Gustl Bayrhammer, Kommissar Veigl, Meister Eder & Co. Übernehmen Sie ab sofort die Rolle des Portners, alias Petrus! Das ist ein Auftrag von höchster Stelle. Wenn Sie sich weigern, müssen Sie hier mit Fassbinder zusammenwohnen. Gruß: Erzengel Michael (bin grad beim Kartenspielen)."

Gustl Bayrhammer | Bild: BR zum Artikel Der bayerische Übervater Andenken an Gustl Bayrhammer

100 Jahre wäre er am 12. Februar geworden, der unvergessene Schauspieler Gustl Bayrhammer, der sich über Jahrzehnte in die Herzen nicht nur des bayerischen Publikums gespielt hatte – als Kommissar Veigl im „Tatort“ und als Meister Eder im „Pumuckl“ wurde der gestandene Bayer in ganz Deutschland bekannt. Das Porträt von 2002 dokumentiert seine Lebensstationen. [mehr]

Das hätte sich der Gustl Bayrhammer wahrlich nicht träumen lassen. Er, der im Münchner Residenztheater an die 730 Mal diesen Portner gespielt hat, diesen polternden Petrus im Himmel, im legendären Theaterstück vom Brandner Kaspar, er musste nun auch im wahren ewigen Leben diese paradiesische Rolle übernehmen.

1966: Gustl Bayrhammer in seinem ersten Fernsehfilm "Bohrloch"

Gustl Bayrhammer fläzt also zufrieden auf einer fetten Wolke, umgeben von festlicher Musik und umsorgt von einem Englein, das Locken hat, so rot wie der Pumuckl. Und das Englein bringt ihm regelmäßig frische Brezen, Zigaretten und ab und zu auch einen Whisky.

Gustl Bayrhammer | Bild: BR/Tele Norm Film zur Bildergalerie mit Informationen Porträt Ewig Meister Eder

"Ich mag keine Wapperl am Arsch", sagte Gustl Bayrhammer kurz vor seinem Tod. Und doch blieb die Rolle des Meister Eder als Etikett an ihm haften wie dessen berühmter Kobold am Leimtopf. Am 12. Februar wäre der Volksschauspieler 100 Jahre alt geworden. [mehr]

Denn ohne Brezenpausen geht beim Bayrhammer gar nichts. So hockt er jetzt da und hat endlich einmal Zeit, zurückzuschauen auf die Erde. Eigentlich sollte er sich freuen, wie viele seiner Bekannten, Freunde und Kollegen an seinem 20. Todestag noch an ihn denken.

Wenn ein Erdling wie Joseph Berlinger in diesem Zeit-für-Bayern-Feature etwas über ihn erzählt, was ihn amüsiert, dann erklingt sein himmelerschütterndes Lachen. Und seine Lederglatze mit dem Haarkranz bebt.


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