Bayern 2 - Zum Sonntag


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Zum Sonntag als Vermächtnis Erinnerung an Kardinal Döpfner

Der berühme Münchner Kardinal Döpfner war ein Leben lang auf Gottsuche. Vor 40 Jahren hat er seinen letzten öffentlichen Text vor seinem Tod gesprochen - im "Zum Sonntag". Johannes Schießl sagt: Döpfner begleitet ihn bis heute.

Von: Johannes Schießl

Stand: 15.07.2016

Johannes Schießl | Bild: Privat

Am 24. Juli 1976 – morgen vor genau 40 Jahren – starb Kardinal Julius Döpfner – im Alter von nur 62 Jahren. Der frühere Erzbischof von München und Freising ist bis heute unvergessen, man muss nur einmal mit älteren Pfarrern oder engagierten Laien aus dieser Zeit reden. Die Fülle von Anekdoten zu Döpfner ist nahezu unerschöpflich, sie reicht von zufälligen Begegnungen mit dem Kardinal in seinen geliebten Bergen bis hin zu eher knurrigen Bemerkungen, die allerdings nie den Respekt vor dem Gegenüber vermissen ließen.

Woran liegt das aber nun, dass ein Mensch auch 40 Jahre nach seinem Tod noch so präsent ist? Zunächst einmal sicher an seinen besonderen Leistungen als einer der Moderatoren des Zweiten Vatikanischen Konzils, der die Kirchenversammlung mit Gleich-gesinnten zu einer Öffnung für die moderne Welt bewegte. Und dann in der Folge des Konzils Mitte der 1970-er Jahre die Synode der deutschen Bistümer zusammenrief, die – noch immer viel zu wenig rezipiert – das Konzil und seine Beschlüsse für unser Land fruchtbar machte.

Johannes Schießl 

ist Journalist und wissenschaftlicher Mitarbeiter der katholischen Akademie in München.

Doch das ist längst nicht alles! Wären die Ergebnisse von Konzil und Synode die einzigen Verdienste Döpfners, würden sie schön langsam in die Geschichtsbücher wandern. Doch was viele an dem großen Kirchenmann besonders beeindruckte, war die Art und Weise, wie er sein Bischofsamt ausübte. Klar und deutlich, aber immer mit Einsatz der ganzen Person. Das Zusammenhalten wider-streitender Positionen hat ihn – gerade gegen Ende seines Lebens – manchmal schier zerrissen. Vielleicht hat das Aushalten dieser Spannungen in seiner Person auch mit zum frühen Tod geführt.

Döpfners Vermächtnis

Was aber hat Julius Döpfner, den gebürtigen Franken, der durch die strenge Schule des römischen Germanicum gegangen ist und später schon Bischof von Würzburg und Berlin war, innerlich umgetrieben? – Einiges verrät da sein bischöflicher Wahlspruch, den er aus dem ersten Korintherbrief des Paulus genommen hat: „Praedicamus Crucifixum – Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten.“ Dieser Blick auf die Erlösungstat am Kreuz hat Döpfner ganz durchdrungen, dieser Blick, der auf das Leid des Menschen schaut und gleichzeitig in der Gewissheit lebt, dass es nicht das letzte Wort haben wird.

Um die Gottsuche und die Gottesbegegnung mitten in unserer hektischen und oft auch oberflächlichen Zeit dreht sich auch Döpfners letzter Text. Er hat ihn für diese Sendung „Zum Sonntag“ verfasst und einen Tag vor seinem Tod, am 23. Juli 1976 – heute vor genau 40 Jahren – aufgenommen. Die Sommerferien standen vor der Tür – wie heute auch. Hören wir zum Schluss die letzten Worte des Kardinals, sie klingen wie ein Vermächtnis und haben nichts von ihrer stillen Kraft verloren:

„Zum Sonntag“, aufgenommen am 23. Juli 1976

„Möge uns in dieser Zeit des Ausruhens das geschenkt werden, dass wir durch unsere sichtbare, alltägliche Umwelt hindurch schauen auf den Gott, der in allem und über allem ist und für uns da ist. Ich sage es mit einem Wort des Psalms 26. Es ist gesprochen von einem Menschen, der tiefe Glaubenserfahrung besaß: ,Zu dir redet mein Herz, nach dir sucht mein Gesicht, nach deinem Antlitz suche ich, o Herr.‘“ Kardinal Julius Döpfner

Schon als Kind hat mich dieser Text beeindruckt, bei uns zu Hause gab es eine Schallplatte mit Kardinal Döpfners letzter Rundfunk-Ansprache. Und diese Worte begleiten mich bis heute.


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