Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Wenn alle Brünnlein fließen Über Pracht, Anspruch und Nutzen innerstädtischer Wasserspender

Brunnen repräsentieren Geschichte, Stadtgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Herrschaftsgeschichte, Kunst- und Kulturgeschichte. Einige Brunnen sind vielbeachtet. Andere scheinen verwunschen und wollen wohl wach geküsst werden.

Von: Monika Köstlin

Stand: 12.08.2016 | Archiv

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Augustusbrunnen in Augsburg.

Überlebensgroß steht die Bronzeskulptur des römischen Kaisers Augustus auf der Mittelsäule des nach ihm benannten Brunnens in Augsburg. Nicht nur dem Brunnen, sondern der ganzen Stadt hat er seinen Namen gegeben: Der Brunnen für den römischen Kaiser Augustus ist eine Hommage an den Stadtgründer und Namensgeber. Aber auch ein nota bene: Seht her, auf welch grandiose Wurzeln der Weltgeschichte sich unsere Stadt sich berufen kann.

Öffentliche Gesundheit im Mittelalter …

Der Schöne Brunnen in Nürnberg.

Nürnberg ist im 15. Jahrhundert mit 40.000 bis 45.000 Einwohnern nach Köln die größte Stadt des Reiches. Um die vielen Menschen und noch mehr Haustiere mit Wasser zu versorgen hat die Reichsstadt ab dem 14. Jahrhundert - weil die eigentlichen Hausbrunnen, Tiefbrunnen, die es in der Stadt gibt, nicht mehr ausreichten - Wasserleitungen gelegt. Nürnberg war neben Augsburg damit Vorreiter im ganzen Reich.

… und seit dem 19. Jahrhundert

Wittelsbacher Brunnen am Lenbachplatz in München.

Trotz aller Bemühungen seit dem Mittelalter: Die Bayerische Hauptstadt München wuchs im 19. Jahrhundert einfach zu schnell. Noch 1872 starben hier 400 Münchner aufgrund einer Typhusepidemie. Seit 1883 schließlich gibt es die heute noch existierende Fernwasserversorgung aus dem Mangfalltal. Den Abschluss dieser aufwendigen Wasserleitung bildet der Wittelsbacher Brunnen am Lenbachplatz von Adolf von Hildebrand: Halbkreisförmig angelegt, in der Mitte ein doppelschaliger, römisch anmutender Brunnenkelch, erstreckt sich das Brunnenbecken über 25 Meter Länge, flankiert links und rechts von zwei monumentalen reitenden Figuren. Links, auf einem fisch-schwänzigen Pferd ein steinwerfender Koloss als Sinnbild von Wasserkraft, die auch zerstörerisch sein kann. Rechts eine Amazone, auf einem Stier reitend. In einer Schale bringt sie den Münchnern das Wasser dar, als Lebenskraft für die Stadt.

Brunnenland Bayern

Viele Brunnen hätten wir noch besuchen und bestaunen können, in München, in Nürnberg, in Augsburg und in anderen bayerischen Orten. Sie repräsentieren Geschichte, Stadtgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Herrschaftsgeschichte, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte. Mit ihrem Rauschen beleben sie unsere Fantasie und bringen uns zum Träumen. Nichts ist trauriger von Gestalt als ein trocken gefallener Brunnen. Wo kein Wasser, da kein Leben. Einige Brunnen sind vielbeachtet. Andere scheinen verwunschen und wollen wohl wach geküsst werden.


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