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Interview mit ABBAs Björn "Lebenszeit ist wichtiger als Geld "

Mit ABBA hat er Welthits geschrieben: Björn Ulvaeus, das eine B im Bandnamen. Inzwischen ist er 65 - und ABBA wird 40. Zum Jubiläum hat Bayern 1 ein Interview mit dem Musiker geführt. Das Gespräch über deutsche Häuser, Musik und eine mögliche Rückkehr auf die Bühne im Wortlaut.

Stand: 15.02.2012

Björn Ulvaeus | Bild: picture-alliance/dpa

Björn: Hallo?

Bayern 1: Hallo, hier ist Bayern1,  sprechen wir mit Björn?

Björn: Ja, das tun Sie!

Bayern 1: Dürfen wir Sie Björn nennen?

Björn: Natürlich, was haben Sie gedacht?  Professor Ulvaeus? (lacht)

Bayern 1: Also Björn, danke! Und danke auch, dass Sie sich Zeit für uns  nehmen.

Björn: Ich fand, das ist eine wunderbare Idee, diese Programmaktion, und übrigens: Ich werde in ein paar Wochen auch nach München kommen, den Geburtstag eines alten Freundes feiern. Der wird 70.

Bayern 1: Ach wirklich? Wann  werden Sie da sein?

Björn: In einem Monat oder so …

Bayern1: Es wäre doch toll, wenn Sie dann auch bei uns vorbeikommen würden.

Björn: Ja, vielleicht.

Bayern 1: Was uns interessieren würde, Björn: Sie arbeiten ja immer noch mit Benny zusammen, schreiben und produzieren gemeinsam Musik. Woran arbeiten Sie denn gerade?

Björn: Wir bringen gerade gemeinsam ein Musical  auf die Bühne, am 29. Februar ist Premiere in Helsinki.

Bayern 1: Wird das auch auf Tour gehen?

Björn: Wir haben das Stück schon in Schweden aufgeführt, das war eine riesige Produktion. Jetzt ist das Ganze eine Nummer kleiner, so dass es auch reisen kann. Das würden wir schon gerne machen. Mal schauen. Wir haben auf alle Fälle bei der Premiere Gäste aus Deutschland dabei, die sich das ansehen. Wir finden schon, dass es auf alle Fälle für die skandinavischen Länder sehr gut geeignet ist, und für Russland, vielleicht auch für die baltischen Länder.Warum nicht auch für Deutschland?

Bayern 1: Und dann kommt hoffentlich auch Bayern mit auf die Liste der Tourorte.

Björn: Aber ja, unbedingt!

Bayern 1: Gibt’s auch mal einen neuen Musiktitel von Benny und Björn?

Björn: Wir schreiben gelegentlich für Bennys Band, das Benny Andersson Orchester. Das sind normalerweise schwedische Texte, aber manche sind auch auf Englisch. Abgesehen davon haben wir in den letzten Jahren eigentlich nicht so viel zusammen gemacht. Aber wer weiß, was die Zukunft noch bringt. Wenn wir mal wieder den Drang verspüren, vielleicht etwas für einen Film.

Bayern 1: Im Moment freuen sich die Fans natürlich auf das neue ABBA-Album, das im April rauskommen soll.

Björn: So richtig neu ist es ja nicht.

Bayern 1: Also "neu" in Anführungsstrichen.

Björn: Ja, genau!

Bayern 1: Viele von uns kennen ja noch das Original von 1981 "The Visitors", aber auf der neuen Version ist ein zusätzlicher Song: "From A Twinkling Star To A Passing Angel".

Björn: Das ist ein kleines Medley, ein Beispiel dafür, wie ein Titel entsteht. Tatsächlich wurde daraus das Lied "Like An Angel Passing Through My Room". Das ist auf dem 81er-Album drauf. Aber vorher hatten wir verschiedene Versionen und die Aufnahme fängt damit an, dass ich einen falschen - einen Demotext – singe, dann singt Frieda eine andere Version und allmählich wird daraus der bekannte Song. Also kein neuer Song, einfach nur ein Beispiel dafür, wie wir gearbeitet haben.

Bayern 1: Können Sie uns einen Eindruck davon vermitteln, wie das damals geklungen hat?

Björn: Dieser Eindruck ist auf der Platte. Ich singe da "twinkle, twinkle, little star".

Björn und Agnetha von ABBA mit Sohn Christian

Bayern 1: Wenn wir mal ein bisschen auf's Private kommen: Sehen Sie eigentlich ihre Ex-Frau Agneta noch?

Björn: Jaja! Recht oft sogar. Wir haben drei Enkel, darum sehe ich sie jedes Weihnachten, an Geburtstagen. Übrigens: Nächste Woche sehe ich sie auch, weil eines unserer Enkelkinder Geburtstag hat.

Bayern 1: Dann haben Sie wirklich ein gutes Verhältnis?

Björn: Jaja!

Bayern 1: Sind Sie gute Freunde geworden, über die Jahre?

Björn: Ja, wir waren ein Liebespaar, dann waren wir mal eine Weile eher neutral, jetzt sind wir Freunde.

Bayern 1: Das ist schön!

Björn: Ja. (lacht)

Bayern 1: Also: Sie arbeiten immer noch mit Benny zusammen, Sie haben ein sehr gutes Verhältnis zu Agneta. Entschuldigen Sie, dass wir das fragen: Aber alle wollen wissen, ob Sie irgendwann mal wieder gemeinsam als ABBA auftreten?

Björn: Nein! Das wird nie mehr passieren!

Bayern 1: Wir haben gehört, Ihnen wurde schon mal eine Milliarde Dollar  für eine Tour angeboten, aber Sie haben abgelehnt.

Björn: Ja, das ist schon ein paar Jahre her. Ich bin mir sicher, mit diesem Geld hätte man viel Gutes tun können, aber es hätte unser Leben um zehn Jahre verkürzt! Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was für einen Stress das bedeutet, was man da durchmacht! Am Ende haben wir gesagt: Das ist es wirklich nicht wert!

Bayern 1: Lebenszeit ist natürlich viel wertvoller als alles Geld der Welt.

Björn: Ganz genau, ich würde niemandem erlauben, mir zehn Jahre wegzunehmen.

Bayern 1: Natürlich nicht. Aber es müsste ja keine ganze Tour sein, vielleicht nur ein einziges Konzert, ein kurzes, sagen wir zwei oder drei Lieder?

Björn: Die Vorbereitungen dafür wären ja auch ein großer Aufwand. Nein. Die musikalische Motivation fehlt einfach. Wenn wir etwas Neues hätten, was die Welt unbedingt hören müsste, dann würden wir das auch machen. Aber das haben wir einfach nicht. Trotzdem sind wir sehr stolz auf unsere aktive Zeit in den 70ern.

Bayern 1: Das können wir uns vorstellen. Es ist ja auch wirklich unglaublich, was Sie gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

Björn: Ja, aus heutiger Sicht ist das fast wie ein Märchen.

Bayern 1: Und spätestens als dann das Musical rauskam, verbindet die Musik von ABBA alle Generationen – etwas, was nicht viele Bands von sich behaupten können.

Björn: Das stimmt schon, die Musik gefällt  Jung und Alt. Und ganz  Junge hören das, und es gefällt ihnen, und die geben das später wieder an ihre Kinder weiter. Ich bin überrascht und erstaunt und gleichzeitig unglaublich dankbar.

Bayern 1: Haben Sie eine Erklärung für diesen unglaublichen Erfolg? Wie macht man das?

Björn: Ganz ehrlich: Ich weiß auch nicht, wie das gegangen ist. Wir haben halt gearbeitet. und nie weiter als ein halbes Jahr voraus geplant. Jetzt machen wir diese Platte und dann die nächste… wir haben nie gedacht, dass die länger als vielleicht ein Jahr gespielt werden würden.

Bayern 1: Aber der Erfolg kam, und er hält bis heute an...

Björn: Aber das hatte nie Methode. Außer dass wir wirklich hart gearbeitet haben.

Bayern 1: Nur harte Arbeit?

Björn: Es war schon auch viel Spaß dabei, aber der Großteil war harte Arbeit. Wir hatten immer das Gefühl, da könnte wirklich was Tolles rauskommen. Aber das wird nur rauskommen, wenn wir wirklich alle unser Letztes geben. Und wir haben nie aufgehört, bevor wir ehrlichen Herzens zu uns selbst sagen konnten: Wir haben unser Bestes getan. Ich glaube, viele Leute hören vorher auf. Die sagen dann: Jetzt wird’s schon gehen, ich hab‘ keine Lust mehr. So eine Einstellung hat es bei uns nie gegeben.

Bayern 1: Björn, haben Sie eigentlich einen persönlichen Lieblingshit von ABBA?

Björn: Ehrlich gesagt, nein. Wir hatten ja verschiedene Phasen. Die ersten waren mehr so Teenie-Songs, aber mit der Zeit sind sie ausgereift. Ich habe viele verschiedene Lieblingslieder. Ich könnte mich nicht für ein einziges entscheiden.

Bayern 1: Was ist der erste Song, der Ihnen einfällt?

Björn: Aus der ersten Phase würde ich vielleicht  "S.O.S." nehmen, als Beispiel für etwas, auf das ich richtig stolz bin aus der ersten Phase. Und in der mittleren Phase "Knowing Me Knowing You" oder "Dancing Queen" und in der Schlussphase: "The Winner Takes It All".

Bayern 1: Alles wirklich großartige Hits. Es wäre wohl für jeden schwer, sich da für einen einzigen zu entscheiden.

Björn: Das freut mich!

Bayern 1: In einigen Zeitungen stand zu lesen, dass Sie gesundheitliche Probeme haben ...

Björn: Nein, mir geht's gesundheitlich ausgezeichnet! Ich laufe jede Woche 40 Kilometer! Mir geht's sehr, sehr gut!

Bayern 1: Toll! Wir fragen das, weil wir gelesen haben, dass Sie unter Gedächtnisverlust leiden sollen.

Björn: Ach nein! Das ist so übertrieben worden. Ich hatte vor ein paar Jahren einen Radioauftritt hier in Schweden, und da habe ich von einer besonderen Art der Erinnerung gesprochen, die viele Menschen haben, und viele nicht. Dabei erinnert man sich nicht nur an etwas in der Vergangenheit, sondern in der Erinnerung erlebt man das Ganze nochmal, man erinnert sich genau an die Gefühle, man schmeckt sie fast. Manche Menschen haben diese  Gabe, ich nicht.

Bayern 1: Das ist natürlich etwas völlig anderes. An einer Stelle hieß es, Sie können sich nicht mal an den Grand Prix Sieg von 1974 erinnern.

Björn: Natürlich erinnere ich mich an den Grand Prix-Sieg. Aber ich würde mir wünschen, dass ich mich noch einmal zurückversetzen könnte, um mich zu erinnern, was das für ein Gefühl war, da oben zu stehen.

Bayern 1: Sprechen Sie eigentlich auch ein bisschen Deutsch?

Björn (auf deutsch): Ich spreche ein bisschen, aber nicht sehr viel.

Bayern 1: Oh, das klingt sehr gut.

Björn (weiter auf deutsch): Ich habe Deutsch in der Schule gelernt.

Bayern 1: Wir hätten das Interview auf Deutsch führen sollen.

Björn: Nein, das ist nicht möglich (lacht).

Bayern 1: Aber Sie klingen fast als wäre Deutsch ihre Muttersprache.

Björn (wieder auf Englisch): Vielleicht weil dieses Haus, in dem ich hier bin, ein deutsches Haus ist.

Bayern 1: Wirklich? Inwiefern ein deutsches Haus?

Björn: Es wurde in Deutschland gebaut und dann hier hergebracht und aufgestellt.

Bayern 1: Jetzt sind wir aber neugierig geworden. Wie sieht es denn aus?

Björn: Es ist technisch auf dem neuesten Stand, mit Solarzellen auf dem Dach und einer Meerwasserheizung - fast ein Passivhaus, sehr modern, sehr grün.

Bayern 1: Sehr schön!  Also dann Björn, wir bedanken uns ganz herzlich, dass Sie sich so viel Zeit für uns genommen haben.

Björn: War mir ein Vergnügen.

Bayern 1: Und Björn: Thank you for the music!

Björn: (lacht) : Bye bye.


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