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Singoldsand-Festival in Schwabmünchen Ein Festival wird immer mehr zum Kult

In Schwabmünchen südlich von Augsburg beginnt am Freitag das Singoldsand-Festival. Zum 6. Mal organisieren junge Leute ein Konzert-Wochenende, zu dem die Besucher inzwischen aus München und Berlin anreisen. Das Singoldsand wird von Jahr zu Jahr größer und bekannter, und das liegt wohl an der Musikauswahl und dem Anspruch, ausgerechnet in der Provinz etwas Außergewöhnliches zu schaffen.

Von: Christian Wagner

Stand: 26.08.2016

Singoldsand | Bild: BR / Christian Wagner

Das Flüsschen Singold schlängelt sich unter alten Bäumen durch Schwabmünchen. Daneben liegt der alte, asphaltierte Eisplatz, auf dem die Bühne aufgebaut wird. Vor der Bühne soll jede Menge hergekarrter Sand beim Publikum für ein gewisses Strandfeeling sorgen. Aber bis dieses außergewöhnliche Musikfestival starten kann, müssen die freiwilligen Helfer noch ganz schön anpacken: Da ist zum Beispiel Roman, der sonst als Informatiker arbeitet. Er verlädt Balken und Baumaterial mit einem Transport-Bagger, weil es ihm einfach Spaß macht - und er auch ziemlich gerne Baumaschinen fährt.

Direkt am Fluss stapeln sich fünf Meter hoch leere Bierkästen zu einer gewagten Bar-Konstruktion. Seit Monaten wird dieses Festival geplant - jetzt wird es aufgebaut von rund 150 ehrenamtlichen Helfern.

"Wir sind stolz drauf, dass wir hier in dieser Kleinstadt - wir haben 15.000 Einwohner - dass wir es schaffen, hier sowas auf die Beine zu stellen! Und das ist glaub ich auch ein guter Antrieb hier zu bleiben, zu sagen, ich muss hier nicht wegziehen. Ich muss nicht in die großen Städte ziehen. Sondern ich kann auch hier auf dem Land mit einem Haufen cooler Leute was bewegen, was auch ankommt."

Sebastian Baiter, einer der Organisatoren

Wenn das kleine Festgelände rund um die Schwabmünchner Geier-Burg steht, dann kommt Bonaparte als Headliner: Das ist Dance-Punk mit einer Bühnenshow, die schon weltweit Schlagzeilen gemacht hat.

"Da haben wir auch lange überlegt: Schaffen wir das, dass wir den dieses Jahr ins Boot holen? Dass der bei uns spielen will? Ja, er hat richtig Bock darauf. Und lange haben wir aber auch überlegt, ist Schwabmünchen bereit dafür ... Jeder weiß, Bonaparte hat eine sehr expressive Bühnenshow. Dann haben wir gesagt, dieses Jahr trauen wir uns das mal, den Leuten mal was anderes zu bieten."

Sebastian Baiter, einer der Organisatoren

Nackte Körper, Tierfiguren auf der Bühne: Der Kontrast zur ländlichen Umgebung hat durchaus einen besonderen Reiz. Außerdem kommt die genauso bekannte Antilopen-Gang. Außerdem spielt mit Stacia ein lokaler Newcomer, immerhin die Augsburger "Band des Jahres".

"Wir sind ein wilder Haufen, da hat jeder einen anderen Musikgeschmack, und jeder kennt sich so ein bisschen aus. Und dann zu sagen, ah ich hab das hier gehört, die sind ganz cool, auf youtube kommen die auch grad so ein bisschen, wollen wir uns die nicht genauer anschauen."

Sebastian Baiter, einer der Organisatoren

Über die Musik für ein langes Konzertwochenende per Abstimmung zu entscheiden - das dürfte tatsächlich einzigartig sein. Damit haben die Schwabmünchner beim Publikum immer wieder einen Nerv getroffen: Bands, die auf dem Singoldsand als Newcomer gespielt haben, sind danach durchgestartet wie etwa die bayerische Folk-Band Impala Ray.

Und rund um das Festival entsteht gerade Kunst, dieses Jahr vor allem aus Schrott und Abfall: Eine überdimensionale Disco-Kugel aus 900 glitzernden CDs, eine Licht-Installation aus rund 1.000 Plastikflaschen, mit farbigem Wasser gefüllt - und im Bach dreht sich ein großes Wasserrad, das der Krankenpfleger Peter Görtz zusammengezimmert hat.

"Das dreht sich nur so zum Spaß, und wir haben das selbst festgestellt: Das strahlt eine wahnsinnige Ruhe aus, wir sind da zehn Minuten nur dagestanden und haben uns unser Wasserrad angeschaut."

Peter Görtz

Viel Ruhe haben die Anwohner direkt nebenan nicht, wenn Freitag und Samstag die Bands bis nachts um zwei für Stimmung sorgen. Aber die Schwabmünchner spielen mit, sagt Sebastian Baiter:

"Mittlerweile ist es schon so, dass die da so ein gewisses Verständnis haben, weil das sind zwei Tage im Jahr, wo einfach mal gefeiert wird und das braucht eine Kleinstadt auch einfach, so ein Event."

Sebastian Baiter


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