Einwanderung mit begrenzten Aussichten
"Immer war ein erheblicher Teil der Menschheit in Bewegung, auf der Wanderung oder auf der Flucht." Hans Magnus Enzensbergers lapidare Feststellung von 1992, gewendet gegen diejenigen, die Sesshaftigkeit für den Normalfall halten, ist eindrucksvoll bestätigt durch eine UN-Studie, der zufolge weltweit weit mehr als 200 Millionen Menschen die Heimat verlassen, freiwillig oder, wie in den meisten Fällen, gezwungenermaßen. Die Gründe: Hunger und Not, politische Verfolgung, Umweltzerstörung, Unterdrückung von Frauen, Bürgerkrieg etc.
2,5 Millionen Bayern mit Migrationshintergrund
Dabei verlaufen die Hauptlinien der Migration innerhalb Asiens und Afrikas. In Europa halten sich gegenwärtig etwa 60 Millionen auf. In Deutschland belief sich 2012 die Zahl der Ausländer auf mehr als 7,6 Millionen, davon entfielen auf Bayern etwa 1,3 Millionen. Zählt man die Menschen mit Migrationshintergrund dazu, also Deutsche mit ausländischen Wurzeln, kommt man auf 2,47 Millionen - fast 20 Prozent der Bevölkerung im Freistaat.
Deutschland ist Einwanderungsland, auch wenn sich die Politik dieser Realität lange verweigerte. Um das zu korrigieren, trat 2005 das Zuwanderungsgesetz in Kraft. Es war ursprünglich dafür gedacht, Defizite in der Migrationspolitik abzustellen. Doch die Hürden bei Zuwanderung sind nach wie vor hoch, die Integrationschancen verbesserten sich nur für wenige.
Deutschland ist aber auch Auswanderungsland. Bundesweit, aber auch was Bayern betrifft, hatte 2008 erstmals die Zahl der Emigranten die der Zuwanderer überstiegen. Inzwischen hat sich das Verhältnis wieder umgedreht. Doch es sind vor allem nur die Hochqualifizierten, die Einlass erhalten.