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Betteln erlaubt Klopferstag in Unterwiesenbach

Die Kinder im schwäbischen Unterwiesenbach pflegen einen uralten Brauch - den Klopferstag. Mädchen und Buben gehen auf getrennten Wegen durchs Dorf, sagen einen Segensspruch vor den einzelnen Häusern auf, und bekommen dafür Süßes und andere Leckereien.

Stand: 11.12.2015 | Archiv

"Ich komm` de Klopfa und sag` es an, dass Christus der Herr bald kommen kann"

Klopferstag-Spruch in Unterwiesenbach

Für Stefanie und Johannes aus dem mittelschwäbischen Dorf Unterwiesenbach ist der Klopferstag etwas Besonderes. Am meisten freuen sie sich - natürlich: auf die Süßigkeiten!

Das „Klopfen“ ist ein sogenannter Heischebrauch. Er wurde früher von Kindern der ärmeren Bevölkerungsschicht ausgeübt. Für sie war es oft die einzige Möglichkeiten, an Nüsse, Äpfel und andere Leckereien zu kommen. Walter Pötzl, der ehemalige Kreisheimatpfleger des Landkreises Augsburg, hat diesen Brauch erforscht.

"Segenswünsche von Kindern hat man allgemein als beglückender erfahren und aufgenommen, weil man Kinder als Wesen verstanden hat, die noch nicht – wie die Erwachsenen – von Sünde belastet sind."

Walter Pötzl, ehem. Kreisheimatpfleger

Doch nicht nur die Jüngeren, auch die älteren Bewohner von Unterwiesenbach erinnern sich gerne an den ihren Klopferstag zurück. Georg Niederwieser ist 83 Jahre war schon kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterwegs gewesen. Für seine Generation war und ist der Klopferstag auch etwas ganz Besonderes.

"Wir haben eine Mords Freud auf die Süßigkeiten gehabt, es hat ja nichts gegeben."

Georg Niederwieser, Unterwiesenbach 


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