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Besuch beim „Duftbauer“ Die Düfte der Natur einfangen

Stefan Zwickl hat sich einen Traum erfüllt. Auf den Feldern des Familienbetriebs blüht es soweit das Auge reicht. Doch es sind nicht die Farben, die den Landwirt faszinieren, es sind die Aromen und Düfte, die in den Blüten und Blättern stecken. Diese zu extrahieren und in wirkungsvolle ätherische Öle zu bannen, ist die Leidenschaft des Landwirts.

Von: Sabrina Nitsche

Stand: 19.01.2024 10:49 Uhr

Vom Tonnagengeschäft zum Tröpfchengeschäft

Früher wuchsen auf den Feldern rund um Frauenkirchen in der pannonischen Tiefebene, nahe der Grenze zu Ungarn, ganz klassisch Kartoffeln und andere Feldfrüchte. Tonnenweise wurde im Herbst die Ernte eingefahren.

Seit Stefan Zwickl den Hof seiner Eltern übernommen hat, blüht es auf den Feldern vom Frühjahr bis zum Herbst. Nicht hektarweise, sondern in vielen bunten Streifen wachsen die Pflanzen. 50 verschiedene Kräuter und Duftpflanzen baut der Landwirt mittlerweile an. Sein Ziel: möglichst aromatische und naturreine ätherische Öle von höchster Qualität zu gewinnen.

2018 hat Stefan Zwickl seine ersten Duftpflanzen gesetzt. Sie wuchsen auf den Feldern ausgesprochen gut, denn die Böden sind sandig, durchlässig und damit ideal für viele Kräuter. Zudem ist die Region für ihre heißen Sommer bekannt; wenig Niederschläge und milde Winter begünstigen die Entwicklung die Pflanzen und fördern eine hohe Konzentration an ätherischen Ölen in den Blättern und Blüten.

Frisch, halb getrocknet, gedörrt?

Die ätherischen Öle mit all ihren Facetten zu gewinnen erfordert viel "Handwerkskunst und etwas Alchemie" sagt der österreichische Duftbauer, der im Sommer, während der Ernte, durchaus auch im ehemaligen Schweinestall übernachtet. Denn wo früher Schweine und Ferkel wohnten, stehen heute die Destillierkessel von Stefan Zwickl. So individuell wie die Gewächse ist auch der Destilliervorgang, je nach Struktur und Festigkeit von Blüten und Blättern. Damit dabei nichts schief geht, wacht der Landwirt Tag und Nacht über seinen Kesseln.

Das ist auch dann der Fall, wenn neue Düfte, neue Pflanzen verarbeitet werden sollen. Denn jedes Gewächs hat einen individuellen Erntezeitpunkt und gibt seine Düfte nur in einem bestimmten Zustand perfekt ab. Diese Faktoren herauszukitzeln, ist der tägliche Ansporn des Landwirts, kostet ihn viele Tage und Nächte. Über dem ehemaligen Schweinestall hängen Darren im Gebälk. Auf diesen dürfen die Kräuter antrocknen oder durchtrocknen. Anschließend geht es an die Ölgewinnung.

Durch große Kessel wird Wasserdampf durch die Kräuter geleitet. Dadurch diffundieren die ätherischen Öle aus den Öl-Zellen von Blättern und Blüten und werden vom Wasserdampf mitgeschleppt. Kondensiert die Öl-Wassermischung, schwimmen die wertvollen Substanzen auf der Wasseroberfläche, da ätherische Öle leicht sind. Vorsichtig lassen sie sich abziehen und in dunklen Glasflaschen lagern.

Reine Öle und eigene Duftkompositionen

Naturreine ätherische Öle können Gefühle und Stimmungen beeinflussen, können stärken, entspannen oder auch anregen. Minzöl kann bei Kopfschmerzen Erleichterung bringen, Lavendel beim Einschlafen helfen. Viele seiner Öle füllt Stefan Zwickl sortenrein ab, doch noch lieber experimentiert der Duftpionier mit Kompositionen von eigenen Düften.
Es summt und brummt in seinen Feldern, dass man es schon von weitem hört, denn alle seine Kräuter baut der Landwirt rein biologisch an - ein Fest für die Sinne und die Insekten.

Kontakt

Stefan Zwickl
Maria Weitner-Platz 28
7132 Frauenkirchen

Email: office@steppenduft.at