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Wandern Fitness und Spaß in den Bergen

Wandern macht nicht nur Spaß, sondern ist auch gesund. Reporterin Veronika Keller sammelt Kilometer für ihr Wanderabzeichen und macht beim Gesundheitswandern zusätzlich Übungen in den Pausen.

Von: Nora Zacharias

Stand: 27.06.2023

Mitten im Frankenwald möchte Veronika Keller dem deutschen Wanderabzeichen näherkommen. Das Mittelgebirge erstreckt sich über 1.200 Quadratkilometer im Nordosten Frankens an der Grenze zu Thüringen.

Das Wanderabzeichen

Sie wandert mit einer Wandergruppe im Steinachtal. Das Ziel: die Burgruine Nordeck. Mit dabei ist Wanderführer Peter Köstner. Außerdem: Julia, die Meilensammlerin. Benno, der sich gesund gewandert hat. Und Blue mit Frauchen Rosi - sie möchte fit bleiben in der Rente. Ihre Gemeinsamkeit: Alle sammeln Stempel für das deutsche Wanderabzeichen.

"Das Wanderabzeichen hat der deutsche Wanderverband erfunden. Um die Menschen zum Wandern zu motivieren. Man läuft mit Vereinsleuten mit, aber man muss nicht Mitglied in einem Wanderverein sein. Man schließt sich einfach an, kriegt die Kilometer bestätigt, abgestempelt. Wenn das Jahr um ist, wird das ganze Material an den deutschen Wanderverband nach Kassel geschickt. Und da gibt es das begehrte Abzeichen nebst Urkunde."

Peter Köstner, Zertifizierter DWV-Wanderführer im Frankenwaldverein, Geroldsgrün

Für das goldene Wanderabzeichen müssen Erwachsene in einem Kalenderjahr 200 Kilometer zurücklegen. Um die Strecke zu dokumentieren, haben heute alle ihren Wanderpass dabei. Ihre Motivation ist unterschiedlich:

"Wandern ist ein Teil meines Lebens. Und vor allem jetzt: Ich habe vor drei Jahren einen Schlaganfall erlitten. Das Wandern hat mir auch dadurch, dass ich davor schon viel gelaufen bin, geholfen, wieder zurückzufinden."

Benno

"Ich habe ein bisschen mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Und wenn ich laufe, dann merke ich sofort, dass es besser wird."

Rosi

"Es ist ganz schön, wenn man am Ende vom Jahr sehen kann: Ich bin jetzt so und so viele Kilometer gelaufen. Selber schreibt man es sich ja doch nicht auf."

Julia

Wandern: Gut für Herz-Kreislauf-System und Muskeln

Veronika Keller hat jetzt auch einen Wanderpass. Doch bevor sie ihren ersten Stempel bekommt, muss sie erst einige Kilometer marschieren.

Der Frankenwald ist wie ein natürliches Intervall-Training. Die Gruppe wechselt ständig zwischen moderater und intensiver Anstrengung. Das trainiert das Herz-Kreislauf-System und die Muskeln. Intensiver wird es auf dem Weg hoch zur Aussichtsplattform, dem Forstmeistersprung. Wichtig dabei: die richtigen Schuhe.

"Die Füße müssen geschützt sein. Mit falschem Schuhwerk - zu groß zu klein, Druckstellen, nicht wasserdicht – kannst du dir so viele Unannehmlichkeiten einfangen. Die Schuhe sollten ein griffiges Profil haben, das hilft zum Beispiel bei feuchtem Laub. Und in dem Bereich, wo noch Wurzeln und Steine liegen und du schräg auftrittst, so dass du verkantest, sollte der Knöchel geschützt sein."

Peter Köstner, Zertifizierter DWV-Wanderführer im Frankenwaldverein, Geroldsgrün

Gesundheitswandern mit Übungen

Eine besondere Form des Wanderns ist das Gesundheitswandern - eine Kombination aus kurzen Wandereinheiten und Übungen. Das hat Veronika Keller in Geretsried bei München getestet - angeleitet von Trainerin Pia Meyer-Schunk. Jeder kann mitmachen. Die Idee dahinter: Prävention.

"Prävention heißt ja auch: Wir wollen die Leute dazu anzuleiten, selbstständig rausgehen zu können und zu sagen: Mensch, hier ist ein Wald. Ich kann hier etwas tun."

Pia Meyer-Schunk, zertifizierte DWV- Gesundheitswanderführerin, Geretsried

Das Präventivprogramm wurde gemeinsam mit Physiotherapeuten entwickelt und wird von vielen Krankenkassen unterstützt. Die Kilometer zählen auch für den Wanderpass.

Gesundheitswandern: Gut für Körper und Psyche

Dass Gesundheitswandern wirklich gesund ist, zeigt eine Studie der SRH Hochschule für Gesundheit in Karlsruhe, erklärt Studienleiter Prof. Tobias Erhardt. 

"Wir haben in unserer Studie unterschiedliche Parameter erhoben. Beim Bluthochdruck haben wir im Ergebnis gesehen, dass es zu einer Reduktion des Blutdrucks kam. Der Körper-Fettanteil wurde geringer, die Muskulatur hat zugenommen, die Koordinationsfähigkeit und Gleichgewichtsfähigkeit wurden besser und das psychische Empfinden hat sich ebenfalls gebessert."

Prof. Dr. Tobias Erhardt, Therapiewissenschaftler, SRH Hochschule für Gesundheit, Karlsruhe

Gesundheitswandern wirkt sich also auf Körper und Psyche aus. Geräusche, Gerüche, Pflanzen, gemeinsam in der Gruppe unterwegs sein - das ist die ideale Kombination. Und so läuft auch Veronika Kellers Gruppe weiter bis zur nächsten Übungseinheit. Dort bekommen sie Tipps fürs richtige Gehen. Mit der neuen Technik geht es den Berg hoch.

Kilometer sammeln für den Wanderpass

Sich aufs richtige Gehen zu konzentrieren, ist anstrengend. Noch ein paar Mal rauf und runter. Dann geht es entspannt zurück. Veronika Keller bekommt die Strecke in ihrem Wanderpass gutgeschrieben. Zehn Kilometer, obwohl die Gruppe nur knapp fünf Kilometer gelaufen ist. Aber die Übungen zählen mit.  

Und auch im Frankenwald kommt die Wandergruppe ans Ziel: der "Burgruine Nordeck". Hier sind sie tatsächlich zehn Kilometer gelaufen. Die werden jetzt eingetragen und abgestempelt. Mit dem Gesundheitswandern hat Veronika Keller nun 20 Kilometer gesammelt. Bis zum ersten Abzeichen fehlen also noch 180 Kilometer.

"So ein abgestempelter Wanderpass hat auch was. Aber eigentlich finde ich, geht es ja auch noch um etwas anderes: Ich hatte einen wunderschönen Wandertag, der mir richtig gut getan hat."

Veronika Keller, Reporterin


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