BR Fernsehen - Gesundheit!


4

Magenverkleinerung Letzte Hoffnung im Kampf gegen das Übergewicht

Wenn die Not am größten ist, kommt es auf sie an: Retter, Pfleger, Ärzte. Aber wie sieht der Alltag in Bayerns Kliniken aus? "Gesundheit!" geht regelmäßig mit den Docs auf Schicht. Diesmal führt die Serie in die Viszeralchirurgie. Für Patientinnen und Patienten mit Adipositas ist eine Magenverkleinerung oft der letzte Ausweg und die letzte Hoffnung auf ein normales Gewicht. "Gesundheit!" begleitet Menschen auf diesem Weg.

Von: Florian Heinhold

Stand: 26.06.2023

In der Adipositaschirurgie der Lubos Klinik München geht es für die Patienten von Prof. Hüttl und Dr. Stauch um alles. Auf Station liegen Menschen, die wegen chirurgischer Eingriffe am Bauch hier sind. Die meisten haben Magen-Verkleinerungen hinter sich.

"Etwa 90 Prozent des Magens sind bei diesem Patienten weg. Er hat einen Schlauchmagen, in den passen jetzt unmittelbar nach der OP weniger als hundert Milliliter rein."

Prof. Dr. med. Thomas Hüttl, Viszeralchirurg, Chefarzt, Dr. Lubos Kliniken München

Schlauchmagen-OP

Ein Magen, nur etwas größer als eine Espressotasse. Auch Dorothea will heute so eine Schlauchmagen-OP bei sich machen lassen. Sie hat etliche gescheiterte Diäten hinter sich und freut sich auf die Operation.

"Ich war nie dünn. Das kenne ich nicht. Jedes Kilo belastet einfach die Wirbelsäule. Und es ist einfach zu viel."

Dorothea

Ein paar Zimmer weiter wartet auch Yasemin Bayram auf ihren Eingriff. Auch sie will sich den Magen verkleinern lassen.

"Ich bin schon aufgeregt. Ich habe einen Sohn zu Hause und man will halt mithalten und wenn man in einen Freizeitpark fährt, kann man nicht alles mitfahren. Man passt halt nicht überall rein."

Yasemin Bayram

Magenballon

Yasemin und Dorothea – wir werden bei beiden OPs dabei sein. Unterdessen ist das Pflegeteam schon voll im Einsatz. Gerade holen sie die Patienten von der Intensivstation ab. Martin Schubert soll auf Station. Er hat gerade eine OP hinter sich.

"Einen Magenballon habe ich gekriegt, damit ich endlich abnehme. Anders schaffe ich es nicht. Es ist ein einziger Kampf und nichts wirkt."

Martin Schubert

Magenverkleinerung: der Eingriff

Derweil wird es im OP langsam ernst für Dorothea: Die Narkose. Dr. Stauch wird den Eingriff durchführen. Damit genügend Platz zum Operieren ist, wird Dorotheas Bauch mit Gas aufgebläht. Dann führt Dr. Stauch die OP-Instrumente ein. Eine Kamera liefert live das Bild auf den Monitor.

Stück für Stück wird der Magen freigelegt und von Fettgewebe getrennt. Die Ärzte dürfen die sensiblen umliegenden Organe nicht verletzen.

"Das ist die Milz, das ist die kritische Ecke. Nach Möglichkeit muss ich darauf achten, dass das nicht blutet. Also sprich: Milz-, Leberverletzungen."

Dr. med. Peter Stauch, Viszeralchirurg, leitender Oberarzt, Dr. Lubos Kliniken München

Dann wird der Magen verkleinert. Die Anästhesistin führt einen Schlauch über die Speiseröhre in den Magen. Entlang diesem durchtrennt Dr. Stauch die Magenwand mit einem Spezialgerät, das die Stelle sofort wieder verschließt. Dann ist der Magen komplett durchtrennt. Das Restvolumen: etwa 50 bis 100ml. Zuletzt zieht Dr. Stauch den entfernten Teil des Magens durch die Bauchdecke heraus und vernäht die OP-Wunden. Keine Blutung, eine super Narkose: Der Arzt ist zufrieden.

Adipositas-Forschung

Aber natürlich hat die Verkleinerung ganz konkrete Folgen. Das zeigt sich auch beim Mittagessen auf Station. Hier sind die, die normal essen dürfen, zusammen mit den Magen-Operierten. Das heißt: es gibt richtiges Essen - und Brühe für die Magen-Patienten.

Unterdessen macht Prof. Hüttl eine Magenspiegelung. Er beobachtet auch die Fortschritte, die es bei der Forschung nach Medikamenten gegen Adipositas gibt.

"Ich bin jetzt alt genug, um andere Erkrankungen erlebt zu haben, die wir früher chirurgisch gelöst haben. Wo man heute nie wieder das Messer nutzen würde. Und insofern hoffe ich, dass in zehn, zwanzig, dreißig Jahren etwas da ist, wo man sagt: Chirurgie wegen Übergewicht, das ist von damals."

Prof. Dr. med. Thomas Hüttl, Viszeralchirurg, Chefarzt, Dr. Lubos Kliniken München

Die Arbeit auf Station

Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Catharina von Lucke ist Assistenzärztin und betreut heute die Station: Verbände wechseln und OP-Wunden kontrollieren. Sie checkt auch die Drainage, die Blut und Wundsekret ableitet. Doch dann wird die junge Ärztin in den OP gerufen. Die Magenverkleinerung von Yasemin, der Patientin von der Morgenvisite steht an.

"Nur Station, das kann auch langweilig werden. Ich will ja auch operieren, von daher finde ich es immer schön, in den OP zu gehen."

Catharina von Lucke, Assistenzärztin, Dr. Lubos Kliniken München

Gelungene OPs

Auch Yasemin bekommt eine Schlauchmagen-OP. Dr. von Lucke führt die OP-Kamera. Wieder wird der Magen radikal verkleinert. Am Abend ist Yasemin schon wieder guter Dinge. Und auch Dorothea ist nach ihrer OP glücklich.

"Ich freue mich sehr, einfach bald beweglicher zu sein. Aber noch bin ich sehr müde und durstig."

Dorothea 

Wir verlassen die Adipositas-Chirurgie und gehen bald wieder mit den Docs auf Schicht.  


4