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Vom Klassiker zur Reportage Unsere fünf Lieblings-Webcomics

Superhelden, Ponys und High-School-Dramen: Alles, was einen guten Comic ausmacht, gibt’s längst nicht mehr nur am Kiosk. Wir stellen fünf Webcomics vor, durch die sich nicht nur Comicliebhaber klicken sollten.

Von: Dana Ghafoor

Stand: 30.04.2015 | Archiv

Ghetti | Bild: BR

Abtauchen in die bunten Bilder und Bubbles, sich mit den Machern und anderen Fans austauschen und fast täglich überrascht werden: Im Netz gibt’s Comics ohne Ende, und oft gratis. Toll für Comicfans – aber auch für die Comic-Autoren. Die können sich im Netz nämlich ausprobieren, ohne von Verlagen abhängig zu sein und sich auch gleich selbst vermarkten. Das sagt auch Sarah Burrini, eine der erfolgreichsten deutschen Webcomic-Zeichnerinnen.

Weil es sich definitiv lohnt, mal über den Zeitschriftenrand zu klicken und in die digitale Comicwelt zu schauen, gibt’s hier unsere Lieblings-Webcomics: vom Klassiker über die Comic-Reportage bis zum interaktiven Comic.

Der klassische Webcomic: Kate Beaton - Hark! A Vagrant

Der Comic Hark! A Vagrant  der kanadischen Comiczeichnerin Kate Beaton ist einer der bekanntesten, witzigsten und beliebtesten Webcomics. Hark! A Vagrant handelt von Beaton selbst, von literarischen und historischen Figuren. Bedeutende Ereignisse der Weltgeschichte werden mit einem Augenzwinkern in kurzen Sequenzen erzählt – manchmal auch nur in einem einzigen Bild. Ob Jane Austen, Robespierre oder Napoleon: Bei Kate Beaton bekommen alle ihr Fett weg. Hark! A Vagrant kommt nicht ganz regelmäßig raus. Kate zeichnet, wenn sie Lust hat. Das hat sie zum Glück aber ziemlich oft.

Der Nerdgirl Bio-Comic: Sarah Burrini - Das Leben ist kein Ponyhof

Sarah Burrini ist in der deutschen Comicszene eine der bekanntesten Autorinnen. Für sie sind Webcomics eine fantastische Art, eigene Werke einem großen Publikum vorzustellen und direktes Feedback zu bekommen. Das gibt viel Spielraum für kreative Experimente und den nutzt sie auch für ihren semi-autobiografischen Webcomic Das Leben ist kein Ponyhof. Darin geht es in pointierten und witzigen Dialogen um sie selbst und ihr Leben mit dem Pony Butterblume, dem hitzköpfigen Sporengewächs El Pilzo und dem Elefant Ngumbe. Alles gezeichnet in einem Stil, der an eine Heldin aus unserer Kindheit erinnert, die genauso schusselig und liebenswürdig ist, wie Burrinis Comic Alter Ego: Bibi Blocksberg. Der Comic erscheint jeden Montag und kann auf unterschiedlichen Sprachen gelesen werden.

Der Reportagecomic: Augusto Paim - So Close, Far Away!

Es gibt tatsächlich Comic-Journalismus und das schafft eine großartige Möglichkeit: Comic-Fans werden mit völlig neuen Themen konfrontiert, während comic-fremde Leser über den journalistischen Inhalt an Comics herangeführt werden.

Der Journalist Augusto Paim promoviert gerade zum Thema Comic-Reportagen und schreibt auch gleich selbst eine. In So Close, Far Away! berichtet er zusammen mit dem Zeichner Bruno Ortiz über Jorge, einen Obdachlosen in Brasilien. Der User entscheidet beim Durchklicken selbst, was er sehen und lesen will. Ein Klick auf die kleinen Icons und schon tauchen Infotafeln auf, mit denen man tiefer in die Themen eindringen kann und viel über die Situation von Obdachlosen in Brasilien erfährt. Gleichzeitig stellen die wunderbaren Aquarelle von Bruno Ortiz eine Intimität zu Jorge her, die niemanden bloßstellt und doch tief berührt.

Der interaktive Comic: Lorenzo Ghetti und Carlo Trimarchi - To Be Continued

Der Comic To Be Continued von Lorenzo Ghetti handelt von der School of Powers, einer Highschool, in der Superhelden ausgebildet werden. Und auch wenn der Inhalt erstmal nach einer klassischen Comic-Story klingt, ist der Webcomic von Lorenzo Ghetti und Carlo Trimarchi einer der experimentellsten, die das Web zu bieten hat. Wer einzelne Bilder erwartet, schön ordentlich gerahmt und voneinander getrennt, der wird enttäuscht. Denn To Be Continued nutzt alle Möglichkeiten des Internets - und ist deshalb auch total interaktiv. Jeden Mittwoch wird der Webcomic aktualisiert und dann wartet auch eine neue Überraschung auf den Leser. Denn wie der Webcomic gestaltet ist, ändert sich jede Woche. Da kann es dann sein, dass die neue Episode ein animierter Cartoon ist, ein übergroßes Plakat mit verschiedenen Szenen oder ein Schiebebild, in dem der Leser die Perspektiven wechselt.  

Der gesellschaftskritische Comic: Chelsey Furedi - Rock And Riot!

Fancy, humorvoll und deep: das ist Rock And Riot!, der nagelneue Webcomic der neuseeländischen Animationsstudentin Chelsey Furedi. Die 18-Jährige ist in der Queer-Szene aktiv und in der ist auch ihr Webcomic Rock and Riot! angesiedelt.

Rock and Riot spielt an einer High School in den 50ern und erzählt eine ähnliche Geschichte, wie das Filmmusical Grease, nur dass die Protagonisten deutlich cooler und viel diverser sind. Ohne viele Worte zu verlieren, behandelt Chelsey Furedi in ihrem Webcomic Themen wie Heterosexualität, Rassismus und Feminismus, nur mit Strich und Farbe. Jeden Dienstag und Freitag erscheinen neue Teile der Ministories.


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