Jetzt Tongue Kissing Little Dragon

Info Das fünfte Little Dragon Album "Season High" (2017) war mit seinen 80s-House-Sounds und Anleihen an nigerianischen Elektro etwas speziell. Mit Singles wie "Tongue Kissing" (2019) holen sich die Schweden verlorene Fans zurück.

PULS Preview zum Film "Play" Wenn der Endgegner du selbst bist

Der Albtraum aller Eltern: Das Kind zockt nur noch und vernachlässigt die Realität komplett. Jennifer lebt genau das und wir verstehen im Film "Play", wie eine Sucht verlaufen kann – auch wenn die Umstände augenscheinlich gut sind.

Stand: 29.08.2019 | Archiv

Szene aus dem Film "Play" | Bild: BR/ARD Degeto

Wie ungut die Pubertät sein kann, fühlt man bei Jenny quasi mit: Sie ist 17 und gerade mit ihren super verliebten Eltern von NRW nach München in ein großes Haus gezogen. Die alten Freunde sind weit weg, neue gibt es noch nicht so richtig und auch äußerlich hebt sie sich von ihren Mitschüler*innen ab: Mit nicht unbedingt modischen kurzen Haaren und Tomboy-Outfits bedient sie nicht die üblichen weiblichen Klischees. Auch ihre Schulnoten steuern zuverlässig auf den Zensuren-Abgrund zu. Kurz gesagt: Jennys Leben ist ganz schön räudig und ganz schön einsam.

Zocken – Die Rettung in der Not

In einem Einkaufszentrum sieht sie eine Werbung für ein Virtual-Reality-Game, deckt sich mit Equipment ein und merkt schnell, wie gut es tut, in eine Welt zu tauchen, in der die Realität ganz weit weg ist. Mit der VR-Brille ist es einfach, die Umgebung auszublenden: keine Eltern, keine Schule, nur sie. Die einzige soziale Interaktion findet mit den Mitspieler*innen statt.

Als Waldelfin "Sindruin" sind die Aufgaben klar verteilt und hier bestimmt Jennifer alleine über ihr Leben. Im Spiel lernt sie sogar einen anderen Waldelf kennen, der – wie sollte es anders sein – im richtigen Leben auf ihrer Schule ist. In der Wirklichkeit zu schüchtern, nähern sie sich im Spiel an. Irgendwann gehen sie sogar auf richtige Dates. Soweit so gut. Bis auf die Tatsache, dass Jennys Lebensmittelpunkt irgendwann nicht mehr in der Realität, sondern im Spiel liegt. Auch ein relativ großer Teil des Films findet im Spiel direkt statt, wir Zuschauer sehen Jennifer als Waldelfin "Sindruin" und die Kämpfe, die sie ausficht. Einen kurzen Moment braucht es als Zuschauer*in immer um zu verstehen: Ah, das ist jetzt die Spielwelt und nicht die Realität.

Realität oder Spiel? Keine Ahnung.

Natürlich bekommen Jennifers Eltern mit, dass sie nur noch Zeit im Spiel verbringt. Aber sie sind hilflos. Sie ändern das WLAN-Passwort – Jenny besorgt sich einen Internet-Stick; sie nehmen ihr den PC weg – Jenny klaut sich einen Laptop. Die Eltern verzweifeln. Alle Maßnahmen sind gut gemeint, aber treiben Jennifer noch weiter in die Einsamkeit – und Jennifer reagiert, als hätte man einem Drogenabhängigen den Stoff weggenommen. Und von da an ist es ein Teufelskreis, aus dem Jennifer nicht mehr rauskommt.

Die Realität und die Spielwelt verschwimmen ineinander, sie sieht Dinge und Figuren im echten Leben, die es nur im Game gibt. Überhaupt scheint ihre Wahrnehmung schon früh gestört: Sie bekommt Komplimente, hört diese aber als Beleidigungen in ihrem Kopf. Als ihre Eltern sie in eine Suchtklinik bringen wollen, läuft sie weg.

"Vielleicht hab' ich auch einfach nur Angst ,Ja‘ zu sagen"

"Play" ist zwar manchmal sehr plakativ, zeigt aber deutlich, aus welchen Gründen und wie schnell eine Sucht entstehen kann. Eines ist sie immer: eine Realitätsflucht. Der Film zeigt, dass eben nicht nur 15-Jährige picklige Jungs in diese Sucht abrutschen können und Mädchen und Frauen mindestens genauso betroffen sind.

Für Jennifer ist das Game wahnsinnig verlockend: Es hat einen sozialen Charakter und stellt eine eigene Welt dar – perfekt zur Realitätsflucht. Immer wieder sieht man Szenen, in denen Jennifer in einer Klinik von einer Psychologin über alles Geschehene befragt wird, reflektiert und zugibt, dass sie sich nicht der Realität stellen wollte. Letztendlich sind nicht die Games das, was uns Sorgen machen müsste, sondern die Probleme, die Jugendliche in ihrem wirklichen Leben haben.

Sendung: PULS am 31. August 2019 - ab 14 Uhr.